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2130 - Der Wurm der Aarus

Titel: 2130 - Der Wurm der Aarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichten ihre Einnahmen während ihrer Reisen durch Tradom astronomische Höhen; entsprechend groß war ihr ökonomischer Wert für die Inquisition der Vernunft.
    Aus diesem Grund konnten die Aarus für sich mehr Freiheit beanspruchen als andere; sie konnten ihren Weg gehen ohne permanente Überwachung der Tributkastelle. Da sie sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, waren sie zudem unverdächtig. Es gab in den Wurmen nicht einmal Polizeistationen.
    Die Schwarmer waren sich dieser Sonderstellung sehr wohl bewusst und ängstlich darauf bedacht, dass es so blieb. Die Aarus waren ein stolzes Volk, dem Freiheit über alles ging, mehr sogar noch als Wasser. „Wasser und Freiheit für dich" war ein stets ernst gemeinter Freundschaftsgruß, ein Wunsch, dass es immer so bleiben möge.
    Diejenigen Aarus, die nicht der Schiffsführung angehörten, mochten manchmal ihren privilegierten Status vergessen. Sie wuchsen in idyllischer Abgeschiedenheit auf, ohne etwas über „die Welt draußen" zu wissen. Wenn sie Unmarkierte waren, Arbeiter und Techniker, blieb es so bis an ihr Lebensende. Natürlich kannten sie den politischen Hintergrund und wussten selbst den Namen der furchtbaren Folterwelt, Sivkadam. Aber das war für sie alles Theorie.
    Ein paar Tage nach der Abreise von Aarus-Lufficim waren Cheplin und Susa gemeinsam unterwegs. Sie sprachen immer noch ganz ergriffen von dem Jahrhundertereignis. Nachdem sie nun einmal einen Wurm von außen gesehen hatten, empfanden sie einen tiefen Stolz auf ihr Volk. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass ihr Weg sie zum mittleren Teil des Wurms führte, wo sie einen Blick auf die Kommandokuppel werfen konnten, in der sie den Schwarmer wussten. Der Kommandant war nun nicht mehr gesichtslos, aber deswegen nicht weniger von Mythen umrankt. Unmarkierte wie sie erfuhren nur Gerüchte, die ebenso gut erfunden sein konnten. Es reizte die beiden jungen Aarus, sich auszumalen, wie es drin aussehen mochte, wie der Schwarmer den Wurm befehligte.
    „Eines Tages werde ich Zutritt erhalten", verkündete Cheplin. „Und dann werde ich alles wissen."
    „Hoffentlich wirst du es mir dann erzählen", meinte Susa.
    „Wenn ich darüber sprechen darf, ja. Ansonsten... du weißt, wie es ist. Gerade ich darf mir keinen Fehler leisten."
    „So vertraust du mir also? Denkst du, ich tratsche es weiter?"
    „Nein, Susa. Ich... Natürlich werde ich dir das eine oder andere sagen. Aber nur..."
    „Ja, schon gut, ich habe dich nur aufgezogen! Ich würde nichts von dir verlangen, was dich in Schwierigkeiten bringt." Sie schubste ihn lachend in die Seite.
    „Oh, sieh mal!", rief Cheplin plötzlich und deutete aufgeregt nach vorn. „Wir haben gerade den passenden Zeitpunkt erwischt!"
    Ein riesiges Gebilde schob sich langsam vor die Kommandokuppel, eine lang gestreckte Qualle mit sechs Armausläufern. Es war das einzige Objekt in Aarus-Jima, das keine feste Position hatte, sondern permanent in auffallend nicht technisch wirkender Eleganz auf einer spiralförmigen Bahn durch die Sphäre trieb.
    Es war der Ozeanische Computer, der leistungsfähigste Großrechner des Wurms. Durch die Längsachse führte eine breite, durchsichtige Röhre, die allen Aarus zu Besichtigung offen stand. In das Zentrum des Rechners durften nur dafür ausgebildete Techniker, die an der Außenseite besondere Einlassschleusen benutzten.
    Cheplin und Susa ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen und passierten die Schleuse zur Röhre. Ein sanfter Sog beförderte sie in das mit Wasser gefüllte Innere. Sie desaktivierten die Portensoren und schwammen mit trägen Bewegungen in das Innere des Ozeanischen Computers hinein.
    Er sah überhaupt nicht aus wie ein Großrechner. Das gesamte Innere war von einem milden, angenehmen, weichgelben Licht durchflutet, wie Sonnenstrahlen in einem stillen, glasklaren Fluss.
    Auch hier gab es scheinbar nichts Technisches; in diesem Licht schien ein dichtes, von sanften Wellen bewegtes Unterwassermoos bestens zu gedeihen. Es wirkte sehr friedlich, lebendig; so musste es einst an manchen Orten auf Aar gewesen sein. Keiner der beiden Besucher hätte sich gewundert, wenn plötzlich ein neonleuchtender Fischschwarm vorübergezogen oder ein langbeiniger Krebs behutsam durch das sich wiegende zartgrüne Moos gestakst wäre.
    Dass man sich an Aar erinnert glaubte, kam nicht von ungefähr. Es hieß, dass der Ozeanische Computer nach 160.000 Jahren immer noch mit dem Originalwasser von Aar gefüllt sei

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