2130 - Der Wurm der Aarus
Portensor, den er wie jeder Aarus nahezu ständig am Rücken trug, und schwebte zur Seite, um den Nachkömmlingen Platz zu machen. Es herrschte absolute Stille; nicht einmal Vaikiri wagte ein vorlautes Wort, denn Firanca war bekannt für ihre Strenge. Einen Hinauswurf in dieser letzten Prüfung wollte keiner mehr riskieren.
*
Cheplin schaute sich in der Halle um.
Die Schule war ein in Hunderte Einzelparzellen untergliederter Würfel, der in der Nähe des Bugs verankert war, „im Norden" von Aarus-Jima. Diese Halle nahm fast den gesamten Raum einer Parzelle ein und war optisch der Galaxis nachgebildet, durch die der Wurm gerade kreuzte. Nur im Zentrum des Raums gab es ein schwaches Licht, das nach außen hin immer diffuser wurde. Ab einer gewissen Grenze herrschte tiefe Dunkelheit; nur vereinzelt gaben holografische Sterne ein schwaches Leuchtzeichen.
Die Prüflinge sollten hier unter verschiedenen Bedingungen ihre Geschicklichkeit und ihren Orientierungssinn unter Beweis stellen. Sie hatten vorher die Information erhalten, dass im ganzen Raum verteilt die winzigen, mit bloßem Auge erst in unmittelbarer Nähe erkennbaren elektronischen Wegmarkierungen hingen, die auf vorgegebenen Routen erreicht werden mussten. Manche waren so dicht nebeneinander verankert, dass es vermutlich sehr schwer werden würde, den richtigen Punkt herauszufinden - und korrekt anzusteuern. Andere verbargen sich in der Dunkelheit. Selbstverständlich durfte man nicht einfach durch „Sonnen" hindurchfliegen oder zu nahe an einen „Planeten" geraten.
„So", erklang Firancas Stimme über Cheplin. „Ihr könnt euren Chip aktivieren. Die Zeit startet automatisch. Ich wünsche euch allen nochmals viel Glück und Verstand."
Cheplin steckte den Chip in sein Funktionsarmband; er wurde automatisch aktiviert und projizierte in ein kleines Holo knapp über dem Armband die Prüfungsaufgabe. Als der junge Aarus die komplizierten Bahnfiguren und Wegpunkte sah, kam er gar nicht auf die Idee, nach den Aufgaben der anderen zu sehen - er war viel zu beschäftigt, seine Aufgabe erst einmal zu verstehen und dann in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen.
Für die Orientierung standen ihm keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung. Er besaß an seiner Balkennase elektromagnetische Rezeptoren, wie ein Ortungssinn; damit konnte er elektromagnetische Feldlinien aufspüren und sich an ihnen orientieren. Durch die gesamte Halle führte ein Netz dieser Linien zu den Markierungspunkten, die das Steuern erleichtern sollten - aber er musste die richtige Linie erwischen.
Die ersten Prüflinge starteten schon, und Cheplin erkannte sofort, dass ihre Aufgaben einfacher waren als seine. Susa, die sich bereits als Technik-Talent hervorgetan hatte, musste lediglich ein bestimmtes System anfahren und auf einer anderen Route zurückkehren.
Also gut, dann startet jetzt Raumschiff Cheplin. Die Nervosität fiel von ihm ab, er konzentrierte sich voll auf seine Aufgabe und vergaß alles um sich herum.
Auf die Zeit achtete er nicht, das würde ihn nur ablenken. Der junge Aarus startete senkrecht nach oben und fädelte sich in die erste elektromagnetische Linie ein, die er mit geschlossenen Augen fand. Das Holo-Bild seiner Aufgabe hatte er sich fest eingeprägt und rief es vor seinem inneren Auge ab, während er nach der weiterführenden Linie suchte. In Sekundenbruchteilen verglich er das äußere Bild mit dem inneren und schwenkte auf die nächste Linie um. Sein Körper folgte geschmeidig seinen Anweisungen, nichts war hier vom Hang zur Dicklichkeit zu bemerken.
Elegant und bis zum Äußersten biegsam lavierte Cheplin sich durch ein „Gestrüpp" an Feldlinien, drehte sich, kippte abrupt ab, tauchte unter einem imaginären Hindernis hindurch und schwang sich wieder nach oben. Auftragsgemäß „zeichnete" er komplizierte geometrische Figuren „in den Himmel", bis er die erste Wegmarkierung erreichte. Mit dem Zeigefinger tippte er rasch den in der Aufgabe angegebenen Kode ein und klappte erleichtert die Kiemen einmal auf und zu, als ein melodiöser Klang und ein grünes Licht anzeigten, dass er die erste Hürde genommen hatte.
Cheplin hielt sich nicht auf, sondern fädelte sich in die nächste Feldlinie ein. Jetzt musste er einen bestimmten „Planeten" in einem dicht besetzten System ansteuern und dort nach der Markierung suchen - wenn er daneben lag, würde der Planet holografisch in die Luft fliegen, und er hätte eine Menge Punkte verloren. Die Fahrt war
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