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2131 - Der Schwarmer

Titel: 2131 - Der Schwarmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirkte nach außen hin alles wie immer, aber Eingeweihte spürten die angespannte Situation. Die Familien belauerten sich gegenseitig, jeder wartete auf den ersten Zug des anderen. Vaikiri ahnte sicher, dass etwas gegen ihn geplant wurde. Im Gegenzug konnte er jedoch nicht gen au wissen, ob sein Plan zum Putsch aufgeflogen war. Jedenfalls durfte der Schwarmer jetzt keinen Fehler machen und sich ungeduldig zeigen, obwohl ihm die Zeit davonlief. Je länger er wartete, desto eher konnten die anderen an einem Gegenputsch arbeiten.
    Cheplin hielt sich aus diesen Angelegenheiten heraus, wie er es immer getan hatte. Auch die Familien, die ihn als künftigen Schwarmer fördern wollten, beachteten ihn nicht mehr als sonst. Vaikiri tappte im Dunkeln. Als fantasieloser Aarus könnte er sich bestimmt niemals vorstellen, dass die Genetischen Linien einen Unmarkierten favorisieren würden. So konzentrierte er sich darauf, herauszufinden, welche der Familien ihn nun stürzen würde. Sein Anschlag war danebengegangen, aber er wurde nicht öffentlich beschuldigt. Womöglich konnte er die Familien noch einmal gegeneinander ausspielen, um dann leichte Hand zur Ausrufung der Diktatur zu haben...
    So zumindest stellte Cheplin sich Vaikiris Gedankengang vor und lag sicher nicht allzu falsch dabei. Wem er jedoch nichts vormachen konnte, war Susa. „Du hast etwas vor", sagte sie ihm direkt ins Gesicht. „Was verschweigst du mir?" Cheplin war in zweifacher Not, denn schließlich handelte es sich um zwei bedeutende Aktionen. Wie sollte er ihr etwas sagen, ohne alles zu verraten? Sie abschmettern konnte er nicht, zu lange schon war sie seine Lebensbegleiterin und hatte immer treu zu ihm gestanden. Da fiel ihm etwas anderes ein: Wenn du eine unangenehme Frage nicht beantworten willst, stelle eine ebenso unangenehme Gegenfrage. Reagiere nicht, agiere, benutze das Stilmittel des anderen gegen ihn und treibe ihn in die Enge, dass er sich schuldig fühlt. Es war nicht ganz fair. Aber irgendwie musste er sich da herauswinden. „Ich verschweige dir nicht mehr als du mir", behauptete er. „Wie ... wie meinst du das?" Erwischt, dachte er. Jetzt nicht lockerlassen. „Als ich einmal zurückkehrte, warst du verändert. Ich habe dich nie danach gefragt. Wenn du mir sagst, was geschehen ist, werde ich deine Frage beantworten."
    Ihre Lippen wurden gelblich. „Das ist nur fair, Cheplin. Also werde ich es dir sagen. Du weißt, dass Vaikiri mir seit der Schule nachsteigt. Er ist völlig fixiert auf mich, so sehr, dass er in all den Jahren keine andere Paarungspartnerin ausgesucht hat, geschweige denn sich in der Sphäre einfach nur amüsiert. Ich habe ihn jedes Mal abgeschmettert, und er drohte mir sogar Gewalt an." Susa stieß ein trockenes, kratziges Lachen aus. „Als ob ich mich fürchten müsste vor ihm!"
    Das braucht sie in der Tat nicht, dachte Cheplin. Sie ist fast genauso groß wie ich und mindestens so stark wie Vaikiri. „Trotz meiner deutlichen Absage machte er sich an mich heran. Und diesmal machte er seine Drohung wahr. Seine Gehilfen warfen mich in die Südliche Kuppel, wie sie dich einst hineinwarfen, und du kannst dir vorstellen, dass ich dann kaum mehr bei mir war. Ich hatte ihm zwar angedroht, dass ich bei Gewaltanwendung den Laich. unfruchtbar mache, aber das war ihm wohl gleich. Tja, und dann ..."
    Cheplin ließ abwartend den Kopf hin und her pendeln. „Er ist zeugungsunfähig, Cheplin. Sein Organ kam nicht einmal aus der Bauchfalte. Du kannst dir vorstellen, wie es ihm danach ging."
    „Ich höre das mit Genugtuung."
    „Ich glaube, in dem Moment ist er endgültig wahnsinnig geworden. Für einen Moment glaubte ich sogar, dass er mich umbringen wollte. Aber dann besann er sich plötzlich und wurde ruhig, ganz ruhig. >Jetzt fügt sich doch alles zusammen<, sagte er. Ich merkte, dass er eine Entscheidung gefällt hatte, aber natürlich ließ ich ihn nicht so einfach verschwinden. >Wenn du mich am Leben lässt, werde ich es publik machen<, sagte ich „und zwar alles. Es sei denn ..."
    „Ich kann's mir denken", unterbrach Cheplin. „Er sollte mich befördern."
    „Ich hielt das für einen angemessenen Preis für mein Schweigen. Es passierte, kurz bevor du heimkamst, deshalb war ich nicht ausgeglichen. Ich wollte den Zeitpunkt abwarten, es dir zu erzählen."
    „Ja, und für mich fügt sich ein Baustein zum anderen. Nun sind auch die letzten Fragen beantwortet. Du hast ihm den Anstoß dazu gegeben, zu etwas, das er sowieso schon lange

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