2135 - Der Zeitbrunnen
nicht. Im Gegenteil, ich spüre das mentale Feld des Statistikers Raud. Das Feld besitzt eine stärkere Intensität als die Mentalkraft von Rik, die ich bei meinem Besuch in Riks Turm wahrgenommen habe. Ich spüre es sogar hier, in der Stadt Rauds. Es scheint, dass Raud näher gekommen ist."
„Aber die so genannte Kleine Konjunktion soll doch erst in fünf Tagen stattfinden", gab Schroeder zu bedenken. „Genau am ersten Januar 1312 NGZ."
„Raud ist näher gekommen", beharrte Marath. „Ich spüre es genau. Er war näher als Rik damals." Atlan strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Dann vollzieht sich der Herabstieg der Statistiker eben so langsam", vermutete er, „dass sie fünf volle Tage dafür brauchen. So als müssten sie erst aus einer weiten Ferne auf den Planeten Vision zurückkehren."
„Lasst mich bitte auch mal in diesen Turm", forderte Marath. „Ich ..."
„Nein", schnitt ihm der Arkonide das Wort ab. „Nicht, bevor wir Soner gefunden haben. Vielleicht verfügt er über Bewaffnung und ist durch Sihame vor uns gewarnt. Falls sie ihn inzwischen aufgespürt hat, wird er von ihr wissen wollen, wie sie auf den Planeten kam, trotz der Blockade."
„Und da kommen wir ins Spiel", sagte Schroeder. „Genau. Die Prinzessin ist verrückt vor Liebe. Sie wird ihrem Prinzenkrieger alles erzählen, weil sie an ihn glaubt."
„Und was tun wir?", wollte Trim Marath wissen. Sein Gesicht war mürrisch. „Sie suchen", antwortete Atlan trocken. „Also trennen wir uns wieder?", fragte Schroeder. Der Arkonide schüttelte den Kopf. „Diesmal nicht. Wenn Soner tatsächlich hier ist, könnte er uns orten.
Wir wissen nicht, über welche Ausrüstung er verfügt."
„Aber Sihame trägt einen leichten Kampfanzug, auch wenn wir die schwere Ausrüstung haben liegen lassen", warf Schroeder ein. „Sie müsste uns auf jeden Fall orten, wenn wir funken. Und was ist mit den Flugaggregaten?"
„Auch auf sie müssen wir verzichten", sagte Atlan. „Das Entdeckungsrisiko ist zu groß. Wir gehen zu Fuß - oder teleportieren." Startac Schroeder stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich ahnte es."
„Jammer nicht!", tadelte ihn sein Kamerad, der Para-Defensor. „Sei froh, dass Icho Tolot nicht bei uns ist."
„Oje", war Schroeders einziger Kommentar. „Das Schwergewicht."„Wo beginnen wir also mit der Suche?", fragte Trim Marath, noch immer verstimmt.
„Am Raumhafen", antwortete Atlan. „Wenn Soner sich in Raud'ombir befindet, ist er mit einem Beiboot gekommen."„Das ist logisch", sagte der Teleporter und Orter. „Gehen wir also." Als Atlan und Marath sich nicht rührten, verdrehte der Mutant demonstrativ die Augen. „Gut, gut, ich verstehe schon. Hier, nehmt meine Hände."
Die erste Teleportation führte sie auf ein hohes, flaches Häuserdach, von wo aus sie große Teile der weitläufigen Stadt überblicken konnten. Trim Marath entdeckte das Rund des großen Landefelds als Erster. Es war nicht zu übersehen. „Dorthin, Startac!", sagte der Arkonide. Sie teleportierten an den Rand des Hafengeländes, auf dem sonst Malische Dschunken in ihrer ganzen Pracht standen. Jetzt war das Gelände verlassen, bis auf ein einziges Schiff. „Ein Beiboot der Pfauchonen", sagte Schroeder. „Soners Boot."
„Ja", stimmte ihm Atlan zu. „So muss es sein." Der Arkonide sah mehrere Roboter, die sich auf ihren Spinnenbeinen an dem Schiff zu schaffen machten, gerade so, als hätten sie Befehl, bestimmte Arbeiten daran zu erledigen. Dann tauchte eine der beflissenen Maschinen bei ihnen auf und erkundigte sich bei den Menschen nach ihren Wünschen. „Wir haben keine", sagte Atlan. „Oder könnt ihr uns sagen, wo sich in diesem Augenblick zwei Pfauchonen aufhalten die beiden einzigen in dieser Stadt? Es handelt sich um einen Mann und eine Frau."
„Natürlich wissen wir das", sagte der Robot. „Ich bin Chaparu-138. Ich kann euch zu ihnen führen."
Atlan hatte bisher gar keine entsprechende Bitte an ihn gerichtet. Umso lieber war ihm das Angebot. Er schöpfte noch keinen Verdacht. Nur sein Extrasinn mahnte ihn zur Vorsicht: Passt höllisch auf! Es könnte sich um eine Falle handeln! Der Arkonide glaubte nicht daran. Er bat Chaparu-138, sie zu führen. Vorher fragte er, wie lange der Weg dauern würde. „Eine halbe Stunde, Herr", war die Antwort. „Wenn wir uns beeilen." Und sie beeilten sich tatsächlich. Die Menschen kamen unter Führung des Roboters ungehindert voran. Der Roboter stakste ihnen auf seinen Spinnenbeinen
Weitere Kostenlose Bücher