2135 - Der Zeitbrunnen
voran und führte sie vom Zentrum der Schreiberstadt fort. Nach fast genau einer halben Stunde erreichte er ein halbhohes, bunt bemaltes Haus und wies mit zweien seiner Beine auf den Eingang, vor dem sich eine Straße dahinzog. „Dort ist es", erklärte er. „Dort leben die beiden Pfauchonen."
„Seit wann?", fragte Schroeder. „Der Mann seit wenigen Tagen, die Frau seit heute."
Das konnte passen. Atlan legte dem Roboter eine Hand auf den kastenförmigen Leib und verabschiedete ihn. Aber Chaparu-138 bestand darauf, bei ihnen zu bleiben. Wie passt das in dein Bild von einer Falle, Extrasinn?, fragte Atlan sarkastisch. Das Logiksektor gab keine Antwort.
„Geh vor, Chaparu-138!", sagte Startac Schroeder. „Klopf an die Tür und sieh nach, ob jemand in der Herberge ist!"
„Entschuldige, Partner", widersprach Atlan. „Aber es besteht kein Grund zur Feigheit. Sihame und Soner sind nicht unsere Feinde."
„Ob Soner das auch so sieht?", fragte Trim Marath. „Er wird auf seine Gemahlin hören", beendete Atlan die Diskussion. Der Arkonide überschritt die Straße, wobei ihn mitten auf dem Weg ein merkwürdiges Gefühl überkam, und klopfte an die Tür, dann an die geschlossenen Fensterläden.
Niemand öffnete.
Er versuchte es nochmals, mit dem gleichen negativen Ergebnis. Die Tür war verschlossen. Schließlich nahm er einige Schritte Anlauf und sprengte sie auf. Im Innern des Hauses brannten einige Kerzen. Atlan trat ein. Startac Schroeder und Trim Marath folgten ihm. Und als sie nebeneinander in der halbdunklen Wohnstube standen, fiel von der Decke das Netz auf sie herab.
Chaparu-138 hatte sich schnell genug entfernt, um nicht mitgefangen zu werden. Atlans Extrasinn enthielt sich jeden Kommentars. Es war offensichtlich genug, dass er mit seiner Warnung Recht gehabt hatte. Aber was half es den drei Galaktikern? Sie waren gefangen. Das Netz zog sich zu. Er verhinderte jede Bewegung. „Was jetzt?", fragte Trim Marath mürrisch. „Sollen wir hier auf die Kleine Konjunktion warten? Oder darauf, dass der Prinzenkrieger zurückkommt und uns abschlachtet? Warum hast du mir nicht erlaubt, abermals in den Turm hochzusteigen, Atlan?"
„Wir befreien uns", antwortete der Arkonide, ebenfalls schlecht gelaunt. „Wenn Soner zurückkommt, wird er eine Überraschung erleben."
Soner war hoch zufrieden. Er hatte soeben von Chaparu-138 die Funknachricht erhalten, dass die drei Fremdlinge, mit denen seine Gemahlin nach Zabar-Ardaran gekommen war, in die von ihm vorbereitete Falle gegangen waren. Er hatte Chaparu-138 und vielen anderen der kleinen Roboter entsprechende Befehle gegeben, so dass er sie zur Herberge führte. Alles andere war zwangsläufig geschehen. Der Prinzenkrieger sagte Sihame nichts davon. Die Fremden würden ihm nicht mehr schaden. Er konnte niemand brauchen, der ihm während des Ehrengerichts in den Rücken fiel. Er war wieder frei, frei zur Verhandlung, zu der er inzwischen alle anderen acht Prinzenkrieger geladen hatte.
Acht ...
Die unheilige, furchtbare Zahl. Insgesamt waren sie neun, und das war eine gute Zahl, die beste von allen. Aber jetzt würden acht gegen einen stehen.
Soner wusste: Er hatte keine Chance. Sihame versuchte weiter, ihm Mut zu machen. Sie beide befanden sich am Rand des Landefelds und warteten auf die Boote, mit denen die übrigen Prinzenkrieger kommen würden. Kein einziger hatte das Ehrengericht abgelehnt. „Du darfst die Fremden nicht sterben lassen", sagte Sihame zu ihrem Gemahl. „Ohne sie hätte ich dich niemals wiedergefunden."
„Sie sind Zeugen meiner Niederlage", antwortete er unerbittlich. „Ihr Blick hat meine Ehre verletzt. Allein das rechtfertigt ihren Tod."
„Nein, so darfst du nicht reden, Soner", flehte sie ihn an. „Du bist krank an deiner Seele!" Schroff blickte er sie an. „Fängst du jetzt auch schon damit an? Genügen die Prophezeiungen nicht? Musst du dich auch gegen mich stellen?"
Sie umfasste seinen Arm und drückte ihn liebevoll. „Natürlich nicht, Soner! Das würde ich niemals tun, du weißt es! Ich meine nur - gib den Fremden eine Chance. Wir sind ihnen zu Dank verpflichtet, beide."
„Nein", sagte der Prinzenkrieger hart.
„Für sie ist kein Platz hier. Was meine Zukunft oder meinen Tod betrifft, liegt allein in den Händen der Prinzenkrieger. Und da mache ich mir keine Illusionen."
„Umso wichtiger wäre die Hilfe der Galaktiker!", begehrte sie auf. „Was geschehen wird, ist gozin", wehrte Soner ab. „Wenn du das so siehst...",
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