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2135 - Der Zeitbrunnen

Titel: 2135 - Der Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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getan?
    Als sie Soner überredet hatte, sich dem Ehrengericht der Prinzenkrieger zu stellen, hatte sie mit aller Macht an eine faire Chance geglaubt. Aber das war wohl nicht die Wahrheit.
    Sie sah, wie Soner sein, Schwert zog und ablegte. Anschließend begab sich der Herr des Lichts in die Mitte des Kreises, kniete nieder und beugte sein Haupt. „Ich gebe mein Leben in eure Hände", sagte er dumpf. „Mögen die Götter euch Weisheit schenken. Möge der Hass keinen Platz in euren Seelen haben. Möge euer Urteil sehr fair ausfallen. Es ist gozin."
    „Schweig!", sagte Jatlar, der Herr des Geistes. „Du wirst gleich noch Gelegenheit haben, dich zu rechtfertigen." Er sah sich unter den anderen um. „Wer von euch ist bereit, die Rolle des Scharfrichters zu übernehmen?"
    Sihame zuckte zusammen, als sie sah, wie ausgerechnet Orlarg vortrat und sein Schwert zog. Was dann kam, kannte sie gut. Orlarg stellte sich hinter den knienden Soner und holte mit der Klinge weit aus, den Griff beidhändig gepackt. In dieser Stellung erstarrte er, als wäre die Zeit mit ihm eingefroren. Und Soners Haltung war exakt die gleiche Stellung, in der Sihame vor einigen Tagen selbst verharrte, als sie sich an Bord der KUJUKI dem Urteil ihres Bruders zu stellen hatte. Nur traf es diesmal ihren geliebten Mann, und Soner hatte keine Chance. Prinzessin Sihame wurde endgültig klar, dass sie möglicherweise den Tod ihres Gemahls von eigener Hand herbeigeführt hatte. „Wer von euch will die Anklage vertreten?", fragte Jatlar. Voruk trat vor. Sein Gesicht wirkte wie erstarrt. „Wer ist bereit, den Herrn des Lichts zu verteidigen?" Mit Erleichterung sah Sihame, wie ihr Bruder Sabal vortrat und sich neben Voruk stellte. Aber auch er konnte kein Wunder vollbringen.
    Soner fühlte eine nie gekannte innere Leere, als er in die Knie ging. Er sah nicht das Schwert seines Scharfrichters. Doch er wusste, er würde nun lange Zeit so zu knien haben. Mit einigen Stunden war zu rechnen, bis das Ehrengericht zu einem Urteil gelangte. Es war eine Farce, denn sein Schuldspruch stand schon lange fest. Er hatte es geahnt, als er die Prinzenkrieger zusammenrief und in ihre ablehnenden Augen blickte.
    Dennoch konnte er seiner Gemahlin nicht zürnen. Er würde sterben, hier auf diesem Platz, und Sihame würde ihm folgen. Es war gozin. Mit einem plötzlichen Anflug von Zynismus fiel Soner das Alter des Herrn der Nacht aus der Speiche Alo ein. Konnte Orlarg wirklich vier Stunden oder länger in seiner Stellung ausharren - das Schwert über den Kopf gereckt, bereit zum tödlichen Schlag? „Die Verhandlung des Ehrengerichts ist eröffnet", sagte der Herr des Geistes, Jatlar. „Sag uns, was du zu sagen hast, Prinzenkrieger Soner aus der Speiche Kaza. Wir werden dir zuhören." Soner bezweifelte das. Das Urteil war bereits gefällt: Es lautete auf Tod! Dennoch begann er mit seiner Verteidigung. Er fing an zu berichten, angefangen mit der Weissagung der pfauchonischen Propheten...
     
    10.
     
    Angriff der Roboter Atlan, Trim Marath und Startac Schroeder folgten gebannt den wenigen, kaum wahrnehmbaren Bewegungen der Prinzenkrieger. Sie sahen, wie Prinzessin Sihame sich zurückzog und die Herrscher einen Kreis bildeten, in dessen Mitte sich schließlich Soner begab. „Er kniet nieder!", sagte Startac Schroeder. „Und jetzt tritt einer der anderen vor und zieht sein Schwert! Er nimmt Schwung! Er wird Soner köpfen! Ich hole ihn da raus!"
    „Nein!", wehrte Atlan ab. Der Arkonide schüttelte heftig den Kopf. „Wir mischen uns nicht ein, Startac. Ich sage es nicht noch einmal. Dies da unten ist eine innere Angelegenheit der neun Prinzenkrieger. Für sie ist es eine Angelegenheit der Ehre, wie alles im Leben."
    „Aber sie bringen ihn um!", empörte sich der Teleporter „Beruhige dich, Startac! Wir dürfen nicht eingreifen."
    „Auch dann nicht, wenn sie ihn am Ende köpfen?"
    „Auch dann nicht", beharrte der Arkonide. Der Teleporter wandte sich wortlos ab und beobachtete wieder das Geschehen unten auf dem Platz. Wobei momentan gar nichts passierte. Der Prinzenkrieger mit dem Schwert verharrte in seiner Bewegung, die Klinge weit über den Kopf gehoben, als sei er paralysiert worden oder in einem Stasisfeld gefangen. Von unten drangen Stimmen herauf, doch sie waren zu schwach, um sie verstehen zu können. Alles deutete jedoch darauf hin, dass Prinzenkrieger Soner von seinen „Kollegen" der Prozess gemacht werden sollte. Soner redete, das wurde den drei Beobachtern dennoch

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