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2135 - Der Zeitbrunnen

Titel: 2135 - Der Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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materialisierten nicht direkt unterhalb des Turms, im Zentrum der Stadt Raud'ombir, sondern etwa einen halben Kilometer außerhalb der spiegelnden Fläche unterhalb des drei Kilometer hohen Gebildes, dessen Spitze in den Wolken verschwand. Es sah aus wie beim Turm des Statistikers Rik; unterschiedliche Details hätte wohl nur Atlan mit Hilfe seines fotografischen Gedächtnisses ausmachen können. „Danke", stieß Trim Marath hervor. „Einen größeren Gefallen hättest du mir nicht tun können, obwohl..."
    „Was?", erkundigte sich der Teleporter. „Obwohl was?"
    „Wir haben Atlan allein zurückgelassen. Was, wenn die Prinzenkrieger ihn töten?"„Kommst du allein zurecht?", fragte Schroeder. „Ich denke schon. Warum?"
    „Dann teleportiere ich zu ihm zurück und hole ihn. Rühre du dich inzwischen nicht von der Stelle!" Während Schroeder entmaterialisierte, wandte sich Marath zum Turm. Die Impulse von dort waren fast schmerzhaft, viel deutlicher als bei seinem Versuch, in die Spitze des anderen Turms zu gelangen.
    Der Mutant spürte die Nähe des Pangalaktischen Statistikers Raud mit ungeheurer Intensität. Dieses Wesen musste bereits sehr tief sein, sehr nahe am Planeten Vision. Vielleicht konnte es jeden Moment über der Oberfläche erscheinen... Nochfünf Tage bis zur Kleinen Konjunktion!, dachte Trim Marath. Aber so lange würde es nicht dauern, bis Raud „unten" war. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schritt Marath auf die spiegelnde Fläche unter dem Turm zu. Startac Schröder und Atlan waren vergessen. Für ihn gab es nur noch Raud, den Pangalaktischen Statistiker.
    Wo im Turm mochte er jetzt sein? In der Mitte? Ganz weit unten? War seine Erscheinung so ähnlich wie diejenige, die er bei Rik wahrgenommen hatte? Trim betrat die Spiegelfläche wie von Geisterhand gelenkt. Wie in tiefer Trance ging er weiter, immer näher an den Turm heran, der in zehn Metern Höhe über dem Platz schwebte. Und dann war es wieder wie beim ersten Mal, damals, als er Riks Turm betreten hatte. Trim Marath sah sich selbst wie aus einer entrückten Warte, so als stünde er neben sich. Das kannte er. Er überschritt die „Grenze". Die seltsame, beinahe magnetische Faszination des Turms übte dieselbe unwiderstehliche Wirkung auf den Para-Defensor aus wie beim ersten Mal. Jede Faser in seinem Inneren vibrierte.
    Er musste in das flimmernde Feld unter dem Turm geradezu eintauchen wie in einen Ozean. Jedes Haar an seinem Körper stellte sich wie unter dem Einfluss einer starken elektrischen Ladung auf. Alles das kannte er. Aber übermächtig war das Gefühl der Nähe eines übermächtigen Geistes - Raud!
    Trim Marath erreichte den Mittelpunkt der spiegelnden Fläche unter dem Turm. Diesmal brauchte er nicht den Spiegel, um hinaufzusehen. Dort, wo er bislang nur die alles verschlingende Dunkelheit des Turms wahrgenommen hatte, hing plötzlich ein zuckendes, gestaltloses Etwas über ihm. Der Pangalaktische Statistiker!, durchfuhr es ihn mit Schaudern. Raud! Das Etwas war mit menschlichen Sinnen nicht zu erfassen, sosehr sich Trim auch anstrengte. Alles war verschwommen. Nur der Eindruck einer unglaublich fremdartigen Entität blieb. Vielleicht war es im Turm tatsächlich immer noch dunkel, vielleicht aber auch strahlend hell. Trim Marath wusste es nicht zu sagen.
    Als Monochrom-Mutant vermochte er ohnehin keine Farben zu unterscheiden. Falls es hier Unterschiede gab, waren sie für ihn nicht wahrnehmbar.
    Er „sah" nur das graue Wallen. Und er spürte, dass es identisch' war mit dem Pangalaktischen Statistiker Raud. Noch nie hatte er ein solch fremdes, überlegenes Wesen gefühlt wie ihn. Er kam sich vor wie ein Insekt, ein Wurm im Angesicht des Großartigen. Ein alles umfassender Geist breitete sich über Trim Marath aus und hüllte ihn in ein Feld ein; eine Allgegenwart, wie er sich vielleicht eine göttliche Erscheinung vorstellte.
    Trim Marath glaubte an Gott, an seinen Gott, ein übernatürliches Wesen, vielleicht die gesamte Schöpfung an sich. Deshalb ließ er solche Gedanken nicht zu. Dennoch konnte er gegen die Erregung in seinem innersten Wesen nichts unternehmen. Eine Sekunde lang spürte er eine Regung seines rätselhaften Parasinns. Der Dunkle Zwilling schien sich materialisieren zu wollen. Trim Marath wollte es nicht. Er wollte keinen Kampf - jetzt nicht.
    Und dann drang auch schon die absolute Gutartigkeit des Wesens über ihm mit Macht zu ihm. Der schwarze Nebel im Turm, der die graue, wesenlose Gestalt verbarg,

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