2136 - Die Trümmerscouts
Weg einsehen, den wir gekommen sind. Er ist nicht da." Chiru Euping und Koraq Threm schlossen zu dem Piloten auf. Gemeinsam mit ihm suchten sie die Räume und Gänge ab, die sie durchschritten hatten. Immer wieder riefen sie den Namen des Freundes und bemühten sich zugleich, ihn mit Hilfe ihrer Funkgeräte zu erreichen. Vergeblich. „Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben", stöhnte der Kommandant, nachdem sie beinahe eine Viertelstunde lang gesucht hatten. „Warum meldet er sich nicht?", fragte Umar Nanath verwundert. „Du meine Güte, wenn er wirklich die Nerven verloren hat und sich in die SPIT verkrochen hat, könnte er uns doch wenigstens ein Lebenszeichen geben."
Chiru Euping blickte ihn nachdenklich an. Auf den Gedanken, Anret Dana könnte sich abgesetzt haben, war der Kommandant bisher noch nicht gekommen. Ablehnend schüttelte er den Kopf. „Nein", widersprach er. „Anret würde so etwas niemals tun. Das passt nicht zu ihm. Er ist pedantisch und hat einen Roboter-Tick, aber er ist korrekt und zuverlässig. Er würde uns niemals im Stich lassen. Er hätte es uns offen gesagt, wenn er Bedenken gehabt hätte, an dieser Mission teilzunehmen." Umar Nanath nickte. „Ja, du hast Recht. Ein Mann wie er setzt sich nicht still und heimlich ab."
„Aber was ist dann mit ihm passiert?" Koraq Threm rieb sich ratlos die Nasenspitze. „Ich kann es mir nicht erklären."
„Oh, verdammt, Unbekannter, hör doch auf mit dieser Musik!", stöhnte Marage Orha. Verzweifelt sank der Techniker auf den Boden. „Du vernichtest die ganze Station." Schlagartig setzte die Musik aus. Die Stille danach war beinahe schmerzhaft spürbar. „Der Sternenteufel selbst weiß vermutlich, wie man das Ding schaltet", flüsterte Kusska Sonot, wobei er sich ebenso scheu wie ängstlich umsah. Er setzte sich neben den Freund. „Mir ist das alles ein Rätsel." Er zuckte zusammen, als hinter ihm ein stabförmiges Teil aus der Wand fiel und auf den Boden herabpolterte. Orha verschlang die Finger seiner Hände ineinander und drückte sie sich gegen das Kinn. Nachdenklich blickte er den Computer an. „Eines ist jedenfalls sicher", wisperte er so leise, dass sein Freund ihn kaum verstand. „Dieses teuflische Ding erkennt zumindest Teile unserer Sprache. Vielleicht reagiert es nicht auf alles, was wir sagen, und es interpretiert auch nicht alles richtig, aber es kann zumindest einen Teil umsetzen." Bei ihren archäologischen Studien hatten sie sich schon oft mit Computern aus einer längst vergangenen Zeit konfrontiert gesehen und dabei die verschiedensten Kommunikationsmöglichkeiten ausgeschöpft. Am schwierigsten war jeweils die Verständigung mit Hilfe der gesprochenen Worte gewesen, am einfachsten diejenige per Gedankenimpuls. „Das Ding ist 160.000 Jahre alt und versteht uns?" Kusska Sonot spreizte alle vier Finger seiner rechten Hand ab. Das war ein deutliches Zeichen seiner Zweifel und seiner Unsicherheit. „Das erscheint mir mehr als unwahrscheinlich. Eine Sprache verändert sich so schnell, dass sie nach beinahe tausend Jahren kaum noch wiederzuerkennen ist. Nein, ich glaube, der Computer reagiert auf Gedankenimpulse und vielleicht ein paar Worte, die so ähnlich klingen wie jene, die er kennt. Möglicherweise ist es auch der Klang unserer Stimmen, der ihn anspricht."
„Das hilft uns nicht weiter", raunte Marage Orha ihm zu. „Wir müssen experimentieren. Konzentrieren wir uns auf die Peripheriesysteme. Der Computer soll sie alle einschalten. Einverstanden?" Der Freund nickte, und gemeinsam versuchten sie, die Geräte zu aktivieren. Sie richteten ihre Gedanken auf den Computer und vermittelten ihm ihre Wünsche. Nichts geschah. „Mist, verfluchter!", schimpfte Orha, der sich nicht so gut in der Gewalt hatte wie Sonot.
Der Computer schaltete sich ein. Die Monitoren erhellten sich, und das Holo eines Gesichts formte sich vor ihnen im Raum, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatten. Zugleich setzte leise, dezente Musik ein. Die beiden Medilen blieben auf dem Boden sitzen. Fasziniert blickten sie auf das Gesicht, das ähnliche Züge hatte wie sie selbst auch. Dunkles Haar rahmte es ein. Das Wesen wirkte fremd auf sie, da es keine roten, sondern tiefblaue Augen hatte, die an einen klaren Bergsee erinnerten. Als es den Mund öffnete, zeichnete sich zwischen den Lippen eine seltsam geformte Doppelreihe von hellen Zähnen ab. Es gab nicht die geringste Ähnlichkeit mit den scharfen Beißlippen der Medilen, und einen
Weitere Kostenlose Bücher