2136 - Die Trümmerscouts
Knorpelwulst, der in Stirnhöhe um den ganzen Kopf herumlief, hatte das Wesen auch nicht. Dafür hatte es kleine, seitlich am Kopf angesetzte Ohrmuscheln. Es war schwer vorstellbar, dass es damit ausreichend gut hören konnte.
„Seid mal still!", bat Koraq Threm. Er hob bittend die Hände. „Ich habe etwas gehört." Die zwei anderen Medilen blickten den Physiker fragend an.
Sie horchten, vernahmen aber nichts. Umar Nanath legte die Hände aneinander und ließ sie zur Seite kippen. Mit dieser Geste bedeutete er dem Freund, dass er sich geirrt haben musste. „Ich bin mir ganz sicher, dass da etwas war", beteuerte Threm. „Es könnten Stimmen gewesen sein. Ich habe ein Wispern und Flüstern vernommen, das irgendwo aus dieser Richtung kam." Er zeigte in einen der Gänge hinein, der matt erleuchtet von einem Verteiler abzweigte.
Chiru Euping fluchte verhalten. Er ärgerte sich darüber, dass sie durch die Suche nach Anret Dana aufgehalten wurden. Sie konnten es sich nicht leisten, Zeit zu verschwenden. Da sie damit rechnen mussten, dass die Sicherheitskräfte des Reiches Tradom irgendwann alarmiert wurden, kam es darauf an, möglichst zügig und effektiv zu arbeiten. Jede Minute zählte, und bis jetzt hatten sie noch nichts erreicht. Sie hatten gerade mal die Hauptleitzentrale der Station mit dem Computer gefunden, diesen jedoch noch nicht einschalten können. Nicht eine einzige Information hatten sie gewinnen können.
Daher war die Situation für Chiru Euping in höchstem Maße unbefriedigend. Er wurde ungeduldig, und je länger sie nach dem verschollenen Anret Dana suchen mussten, desto mehr stieg sein Zorn auf ihn. Der Trümmerscout war sicher, dass sich außer ihnen niemand in der Station aufhielt. Daher war das Verschwinden Danas nicht zu erklären es sei denn, dass er sich tatsächlich auf die SPIT zurückgezogen hatte. Je mehr' der Kommandant darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihm diese Lösung. Er blieb stehen. „Bevor wir noch mehr Zeit verlieren, sollte einer von uns in der SPIT nachsehen, ob er dort ist", sagte er. „Ich schlage vor, du machst das, Koraq."
Umar Nanath, der sich einige Schritte von ihnen entfernt hatte und nun vor einer geöffneten Tür stand, schrie auf. „Teufel auch", fluchte der Pilot. „Das darf nicht wahr sein. Kommt her. Schnell. Kommt schon!" Sie eilten zu ihm, und dann sahen sie, was ihn so aufgeregt hatte. Die Tür führte zu einer Kammer, die kaum drei Meter lang und anderthalb Meter breit war. Auf dem Boden lag Anret Dana - oder vielmehr das, was noch von ihm übrig war. Koraq Threm wandte sich stöhnend ab. Er schlug die Hände vor das Gesicht. „Wie ... wie ist das möglich?", stammelte Chiru Euping, während er sich neben Anret Dana auf die Knie sinken ließ. Der Freund trug seinen Raumanzug. Der Helm war offen. An seinem Kragen war das Symbol des Trümmerimperiums zu sehen. Es zeigte die Galaxis Tradom vor einem gelben, vielzackigen Strahlenkranz auf weißem Grund. Am oberen Rand wurde es überstrahlt von dem gelborangefarbenen Symbol des Auges Anguelas.
Sein Gesicht so entsetzlich entstellt und verletzt, dass es kaum noch zu erkennen war. Seine Halsschlagadern waren aufgeschnitten oder durchgebissen worden, so dass er verblutet war. Jetzt war es zu spät für den Freund, daran konnte es keinen Zweifel geben.
Umar Nanath schloss den Raumhelm. „Wer auch immer ihm das angetan hat, er soll ihn nicht noch schlimmer zurichten", kommentierte er. „Wer das war?", fragte Koraq Threm. Der kleinwüchsige Medile machte einen verstörten Eindruck. Der unerwartete Tod des Freundes hatte ihm einen schweren Schlag versetzt. „Wie meinst du das? Wer soll das schon gewesen sein? Außer uns gibt es niemanden an Bord dieser Station."
„Und wer hat Anret dann getötet?" Chiru Euping erhob sich langsam. „Willst du damit sagen, dass es einer von uns war?" Koraq Threm griff sich verunsichert an den Kopf. „Natürlich nicht. Wir waren ja alle zusammen. Keiner von uns hätte es tun können. Keiner hatte einen Grund, ihm das anzutun. Also ..."
„Also gibt es jemanden außer uns in der Station. Jemanden oder etwas. Ich weiß nicht, wie ich es bezeichnen soll." Der Kommandant fluchte unterdrückt. „Auch das noch! Von jetzt an bleiben wir zusammen. Die Raumhelme schließen! Kommt schon! Beeilt euch! Wir bringen Anret in die Schleusenkammer. Hier kann er auf keinen Fall bleiben. Wenn wir uns auf die SPIT zurückziehen, nehmen wir ihn mit. Er soll auf anständige
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