2136 - Die Trümmerscouts
„Wir müssen verflixt vorsichtig sein", flüsterte Umar Nanath. Einige Schritte von ihm entfernt entstand ein weiteres Holo. Es zeigte, dass der Verfall weiter fortgeschritten war, als sie befürchtet hatten. Die Holografie stellte kein komplettes Bild dar, sondern nur Teile davon.
Die Projektion von Füßen und Teilen der unteren Extremitäten eines unbekannten Wesens entstanden. Dazu formten sich Teile einer Hand und eines Kopfes aus, hielten sich jedoch nur für einige Sekunden, um sich dann vollends aufzulösen. „Wir können nur hoffen, dass es so etwas wie einen Zentralcomputer noch gibt und dass der nicht zu Staub zerfallen ist", sagte Chiru Eu ping leise. „Wir scheinen einige Jahre zu spät gekommen zu sein."
„Einige Jahre? Das kommt mir übertrieben vor!" Umar Nanath setzte ein spöttisches Grinsen auf. „Etwa hunderttausend Jahre früher wären besser gewesen. Damals hat es das Reich des Glücks auch schon seit etwa fünfzig- bis sechzigtausend Jahre nicht mehr gegeben. Schade, dass ich vor hunderttausend Jahren noch nicht daran gedacht habe."
Die anderen lächelten. Er hatte das Problem auf seine Art angesprochen und dabei deutlich gemacht, dass es nichts änderte, wenn sie sich beklagten.
Sie hatten nur jetzt die Chance, die Station zu untersuchen. Sie waren alle vergleichsweise jung. Daher spielte es keine Rolle, ob sie sich ein paar Jahre früher oder später mit den Cocindoe-Stationen befassten. Die Zeit, in der die Stationen noch voll funktionsfähig gewesen waren, lag in unerreichbarer Vergangenheit.
4.
Marage Orha und Kusska Sonot hatten keine Mühe, in SC-FÜNF einzudringen. Einladend öffnete sich eines der Schleusenschotten, als sie sich ihm bis auf einige Meter genähert hatten; die Automatik funktionierte tatsächlich noch. Die beiden Medilen glitten in die Schleusenkammer hinein. Als ihre Füße aufsetzten, schloss sich das Schott, ein Druckausgleich fand statt, und das Innenschott öffnete sich zu einem langen, schmalen Gang, der in einem von rotem Licht erhellten Raum endete.
Zögernd traten die bei den Männer ein. Marage Orha öffnete seinen Raumhelm und atmete die Luft der Station, während der vorsichtige Kusska Sonot seinen Helm noch geschlossen ließ, an eine der Wände herantrat und prüfend mit den Knöcheln seiner Finger dagegen klopfte. „Es hält", sagte Orha. „Mach dir keine Sorgen. Wenn die Station hinüber wäre, hätte das Schott schon den großen Zusammenbruch ausgelöst." Der Bordtechniker stampfte mit dem rechten Fuß auf. Er lachte kurz, als Kusska Sonot erschrocken zusammenzuckte.
Orha ließ seine linke Hand über die Wand gleiten und schritt in den Gang hinein. Der rot erleuchtete Raum lockte ihn an. Er glaubte, dort etwas Wichtiges vorzufinden. Umso enttäuschter war er, als er lediglich eine Holografie einer fremdartigen Landschaft sah, die im Licht einer großen, untergehenden Sonne lag. „Wir wollen uns mit Nebensächlichkeiten gar nicht erst lange aufhalten", schlug er vor, „sondern gleich den zentralen Computer suchen. Falls es diesen gibt, wird er uns die Informationen liefern, die wir suchen. Alles andere hat uns nicht zu interessieren."
„Aber es gibt Aufschluss über die Thatrix-Zivilisation", entgegnete Sonot. „Möglicherweise sogar über das Aussehen jener, die sie gestaltet haben."
„Das kann uns der Computer garantiert ebenfalls erzählen", beharrte Marage Orha, der seine Schritte beschleunigte und die holografische Projektion durchquerte. „Ich habe keine Ahnung, wo wir ihn finden sollen, aber das wird sich ja zeigen."
„Wir sollten vorsichtig vorgehen", wandte Kusska Sonot ein. „Geduld hat noch nie geschadet. Wie du siehst, ist die Zeit nicht spurlos an dieser Station vorbeigegangen." Der Informatiker strich mit der Hand über eine Art Pult, das mitten im Raum stand. Dabei wirbelte er eine Staubwolke auf. „Ich glaube nicht, dass wir das Material allzu stark belasten können", meinte er vorsichtig. „Solange der Computer seine Informationen ausspuckt, ist mir alles andere egal", versetzte Orha. Kusska Sonot hob abwehrend die Hände. „Tut mir Leid. Ich sehe das etwas anders. Ich habe Respekt vor der Leistung der Erbauer dieser Station. Es ist schier unglaublich, dass sie es geschafft haben, SC-FÜNF für etwa 160.000 Jahre auf einer stabilen Bahn in der Atmosphäre dieses Planeten zu halten. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was für Maschinen nötig sind, um so etwas zu erreichen?"
„Es werden Maschinen
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