2145 - Gestrandet auf Vision
Niederlage, die er dem Techno gern erspart hätte. Weil du nicht anders konntest.
Dir fehlt die Erfahrung!, gab er sich selbst die Antwort. In Get Leshishis Situation hätte er sich nicht anders verhalten. Die Mago hätte ihn genauso abgewiesen. Der Techno kehrte nicht in seine Unterkunft zurück. Er meldete sich auch nicht, als Kewin ihn über Funk rief. Dafür erhielt Kewin einen Rundruf der Mago. „Die Entwicklung der Ahhani-Zivilisation in einer einzigen Stadt und mehreren kleinen Siedlungen führt uns nicht weiter", teilte sie mit. „Ich werde zehn Tagesreisen von Bikarra entfernt eine neue Stadt gründen. Sie wird Kamatta heißen."
6.
Götterliebe, Götterzorn Zum ersten Mal in den 36 Jahren ihres Daseins auf Zabar-Ardaran gewährten vier Technos Kewin Kirrik einen Einblick in ihr Inneres. Sie öffneten ihr Bewusstsein, ließen die Artgenossen an den mentalen Schwingungen ihres Geistes und der Seele teilhaben. Nos Somba gelang es als Erstem, seine Sinne vor der Umgebung abzuschotten. Sein Blick ging durch Kewin Kirrik hindurch. Der Anführer der Technos sah durch Sombas inneres Auge das Weltall, Horani-Hamee und seine Planeten. Nos Somba erreichte den sechsten Planeten, ein neuer Rekord für ihn.
Seine Impression riss die Gefährten mit. Lowi Olpox, Hafrak Ad und Fer Udhof schafften es ebenfalls, ihren bisherigen Horizont zu erweitern. Kewin Kirrik spürte die mentale Kraft, die ihnen in der Fünfergruppe innewohnte. Sie stimulierte ihn. Er schickte sein Bewusstsein ebenfalls auf die Reise.
Mühelos holte es die anderen ein. Der sechste Planet, eine atmosphärelose Gaswelt, wuchs immer größer vor ihm auf, blähte sich wie ein Ballon, in den jemand pausenlos Luft pustete.
Die Gaswelt raste an ihm vorbei, scheinbar mit Lichtgeschwindigkeit, auf alle Fälle jedoch in Echtzeit, dem Tempo seiner Gedanken ebenbürtig. Die mentalen Schwingungen der vier Technos schwächten sich ab. Sie bleiben zurück!
Er konzentrierte sich stärker auf das, was sie an mentaler Kraft verströmten. Er hielt es fest, versuchte es mit sich zu ziehen. Erst sträubten sie sich, glaubten, etwas Fremdes versuche das Bewusstsein aus ihnen zu reißen. Keiner von ihnen traute dem Fragment, das sich in ihrem Innern eingenistet hatte. Ich bin es. Kommt mit! Gemeinsam schaffen wir es!
Sie entspannten sich. Ihr psionisches Potential, diese unbegreiflichen und kaum messbaren psionischen Schwingungen in ihrem Innern, vereinte sich zu einem einzigen Sog, der sie davon riss. Den siebten und achten Planeten bekamen sie nicht mit, die bei den Welten standen derzeit auf der anderen Seite ihrer Sonne. Der neunte Planet tauchte vor ihnen auf. Das war die Grenze des Horani-Hamee-Systems.
Auch Kewin Kirrik zögerte innerlich, den entscheidenden Schritt zu tun. Gleichzeitig spürte er in sich ein ungestümes Drängen, eine Neugier, wie sie jeden Techno erfasste, der für eine Weile den Schmiegeschirm Kys Chameis verließ.
Weiter!, signalisierte er den Gefährten. Sie versuchten es. Der Erfolg blieb aus. Die mentale Verbindung zwischen ihnen dehnte sich wie ein Gummi, bis sie riss. Kewin Kirrik spürte einen heftigen Ruck, der ihn hinaus ins grell erleuchtete Weltall warf. Wie groß die zurückgelegte Strecke war, er wusste es nicht zu sagen. Übergangslos hörte die scheinbare Bewegung auf. Sein Geist stand still, die mentalen Eindrücke versiegten. Mit einem Gefühl des Schwebens kehrte er in seinen Körper zurück, erlebte für einen Sekundenbruchteil die beglückende Erfahrung, dass sich sein Bewusstsein in alle Richtungen über das Sonnensystem ausdehnte, als sei er eine Energieblase mit einem ganz bestimmten Ziel.
Im nächsten Augenblick verschwand das glitzernde Zentrum Akhimzabars um ihn. Er sah die Gefährten im Halbkreis vor sich sitzen. „Wir haben es geschafft", flüsterte er und wusste nicht, ob er froh oder besorgt sein sollte. „Gemeinsam haben wir die Grenzen des Horani-Hamee-Systems gesprengt." Sein nächster Gedanke galt Get Leshishi. Dieser sollte eigentlich an Stelle von Hafrak Ad in der Runde sitzen. Aber er hatte auf Kewins Einladung nicht reagiert. Obwohl er sich in Bikarra aufhielt, kannte niemand den Ort, wo er zu finden war.
Kirrik machte sich auf die Suche. Get Leshishi hatte sich in den drei Dutzend Jahren auf Zabar-Ardaran mit einer Intensität um den Aufbau und Ausbau Bikarras gekümmert, die fast an Selbstaufgabe grenzte. Sein Eifer trug deutliche Züge von Verzweiflung. Niemand konnte sie ihm nehmen, am
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