2145 - Gestrandet auf Vision
als die vorderste der graubraunen Staubmassen ihn freigab. Er entdeckte die Technos, zielte mit dem Impulsstrahler auf Sie.
Gemeinsam bildeten sie einen Energieschirm, der dem Schuss mühelos standhielt. Sie projizierten ein Prallfeld um ihn, das ihn zur Bewegungslosigkeit verurteilte. Wenn er jetzt eine Waffe einsetzte, wirkte sie nur innerhalb dieses Feldes. Er vernichtete sich selbst.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Get Leshishi sich endlich regte. Er steckte den Impulsstrahler in das Halfter zurück. „Gib auf!", forderte Kewin Kirrik ihn auf. „Was hast du davon, wenn du die ganze Stadt zerstörst?"
„Stadt zerstörst .,.", echote der Techno dumpf. Er fuhr herum, starrte, auf die Trümmer. Ein Aufschrei entfuhr seiner Kehle, rau und unbändig. „Das soll alles ich ... Nein, das kann nicht sein."
Er schaltete die Technotronik ein. Sie empfing die Daten Kewin Kirriks, die er mit weit aufgerissenem Mund zur Kenntnis nahm. „Bei Kys Chamei und den Imaginären, was ist mit mir geschehen?"
„Schau sie dir an, diese Stadt!", forderte ihn Kewin auf. „Dein Amoklauf hat Hunderte von Ahhani das Leben gekostet."
Get Leshishi schrie laut und anhaltend. Er wand sich wie ein Wurm, bis sie das Prallfeld um ihn abschalteten. Jetzt, da die Technotronik die Kontrolle über seinen Anzug ausübte, bestand vorerst keine Gefahr. Der Automat wusste um die Ereignisse, Er blockierte die manuellen Kontrollen und verhinderte eine zweite Abschaltung.
Get Leshishi raste davon. Er wandte sich nach Nordosten Richtung Wüste. „Lasst ihn ziehen!", meldete sich die Mago über Funk. „Es ist besser so."
Manchmal war es erstaunlich, wie schnell äußere Umstände es erforderlich machten, die Meinung zu ändern. Vor wenigen Stunden noch hätte Kewin geschworen, nie mehr nach Kamatta zu gehen. Jetzt sah er die Trutzburg sich in der Ferne über den Horizont erheben. Im Dunst des beginnenden Abends schienen ihm die schlanken Türme freundlich zuzuwinken.
Kewin Kirrik wählte denselben Anflugkurs wie bei seinem ersten Besuch. Er öffnete sein Bewusstsein in der Hoffnung, dass sie seine Annäherung spürte. Diesmal war sie zu Hause. Als er den Platz im Zentrum erreichte, wartete sie vor ihrer Festung. Er landete in ihrer Nähe, knapp zwanzig Schritte entfernt. Eine Weile standen sich die beiden schweigend gegenüber. Die Augen der Mago leuchteten in verführerischem Glanz. Diesem Wesen, das begriff Kewin in letzter Konsequenz, konnte sich keiner entziehen.
Jetzt öffnete auch Kamattagira ihr Bewusstsein für ihn. Eine Woge der Sehnsucht überrollte sein Inneres. Wie stark musste sie gedürstet haben in all den Jahren. Und jetzt, da der Quell ihrer Erfrischung unmittelbar vor ihr stand, brachte sie kein Wort heraus.
Kewin Kirrik beendete ihre Pein. Er schritt auf sie zu, streckte von weitem die Arme nach ihr aus. Ihr Körper schwankte, bog sich ihm entgegen. Die Stiefel schienen am Boden zu kleben. Endlich löste sich die Spannung in einem einzigen lauten Seufzer. Sie stürmte auf ihn zu. Er umschlang sie, drückte sie sanft an sich. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Wärme durchströmte seinen Körper. Vage erahnte er, dass in diesen Augenblicken ein energetischer Ausgleich zwischen ihnen stattfand.
Endlich, nach schier endlosen Atemzügen, löste sich Kamattagira von ihm. Sie trat ein paar Schritte zurück, musterte ihn von oben bis unten. „Hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht, warum das Symposium dir nicht einen Mago, sondern eine Mago mitschickte?" Er überlegte angestrengt, aber da sprach sie schon weiter. „Ich habe mich um diesen Auftrag beworben. Absichtlich. Es lag mir nie daran, deiner Karriere im Weg zu stehen. Kewin Kirrik!"
Kamattagira wandte sich in Richtung ihrer Behausung. Es bedurfte keiner Einladung an ihn. Beide wussten, dass sie von dieser Stunde an zusammengehörten.
Welche Konsequenzen das für die Cynos untereinander und als Götter der Ahhani nach sich zog, spielte angesichts der Ereignisse um Get Leshishi eine untergeordnete Rolle. Die Bewohner Kamattas würden bald merken, dass in ihrer Stadt von nun an zwei Götter wohnten. Zumindest manchmal.
Kewin Kirrik wollte Bikarra auf keinen Fall aufgeben. Es war seine Stadt, die Residenz des Anführers.
Er folgte Kamattagira in die dritte Etage ihrer Festung. In den hinteren Räumen wartete ein kuscheliges Lager auf sie. Mit einem Seufzer sanken sie sich in die Arme. Kewin spürte die tastenden Finger der Frau an den Verschlüssen seines Anzugs.
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