2151 - Zentrum der Inquisition
Der normalen Aura scheinen sie einigermaßen widerstehen zu können, nur nicht den extremen Spitzenwerten."
„Die Besatzungen der Katamare versuchen, dem Festungsableger zu helfen."
„Und weshalb evakuieren sie den durchgehenden Satelliten nicht? Sag mir bitte nicht, Bi, dass es sich um materielle Werte handelt."
„Warum fragst du, wenn du die Antwort schon kennst?" Der Hyperphysiker seufzte und begann, seine Schläfen mit den Fingerspitzen zu massieren. Das war einer der Momente, in denen Sariocc in der Tat einem buddhistischen Mönch ähnelte. Seine Glatze, die Augen, über denen ein steter Schleier lag, als sei er ewig in Meditation versunken. Bi Natham Sariocc deutete eine Verneigung an, bevor er die Bildwiedergabe unterbrach.
„Was meinte Bi mit seiner Bemerkung?" Coa Sebastian hatte begonnen, anhand der Ortungs- und Messdaten einen Aufriss des Satelliten darzustellen. Ohne das Posyn-Hybrid-Netzwerk des Bordrechners und die Logik-Verbundschaltung wäre schon der Versuch in den Anfängen stecken geblieben. Die Fülle der Daten war schlicht erdrückend. „Keine materiellen Werte?", wiederholte die Kommandantin. „Das Ding ist so komplex strukturiert, dass eine Evakuierung wirklich sinnlos wäre." Tess Qumisha hob die Schultern. „Du kennst Bi und seine ungewöhnliche Art. Wenn er Geheimnisse sehen will, tut er das auch."
Seit einigen Minuten befanden sie sich wieder im Überlichtflug. Wenig hatte sich verändert. „Irgendwann", prophezeite Bruno Thomkin, „werden wir das Ende dieser Verfolgungsjagd erleben."
„Und dann?", fragte Vorua Zaruk. „Mir ist nur klar, dass in fünf Minuten meine Freiwache beginnt." Der Lunageborene grinste schräg. „Ehrlich gesagt, nach dem Chaos am Sternenfenster empfinde ich es fast als unheimlich, dass hier nichts geschieht."
„Behalte solche Bemerkungen für dich!", wies ihn die Kommandantin zurecht. „Die Schlacht hat viel zu viele Leben gekostet." Die Ablösung kam. Voruas Dienst war ebenfalls beendet. Thomkin grinste schräg. „Was ist", sagte er so laut, dass jeder es hören konnte, „haben wir zufällig denselben Weg?"
„Warum setzt du dich nicht für Zim unter die Haube?", fragte die Epsalerin. „Wenn jemand eine Ruhepause nötig hat, ist es er."
„Ich glaube", gestand Bruno ein, „ich wäre der schlechteste Ersatz für unseren Emotionauten." Zwei Stunden lang geschah nichts. Dennoch wäre es falsch gewesen, anzunehmen, dass die Strahlungsausbrüche auf dem Satelliten ein Ende gefunden hatten. Fast gleichzeitig mit dem nächsten Maximum fiel der Satellit in den. Einsteinraum zurück. Fünfzehn Minuten später eine neue Überlichtetappe ... Sie dauerte exakt zweiundvierzig Sekunden.
Diesmal brach die Formation der Schlachtschiffe auf. Über eine Distanz von mehreren Lichtmonaten hinweg fielen die Doppelrumpf-Raumer aus dem Hyperraum zurück. Und. mitten zwischen ihnen die JOURNEE. Das hatte niemand erwartet. Fünf Katamare näherten sich langsam dem Spürkreuzer, zogen auf annähernd Parallelkurs in nicht einmal vierzehn Millionen Kilometern Abstand vorbei. Zim November reagierte gedankenschnell. Eine Vielzahl von Warnanzeigen flackerte auf, aber niemand beachtete sie in dem Moment.
HÜ- und Paratronstaffeln desaktiviert. Prallfelder bis auf wenige Meter an den Rumpf zurückgenommen. Triebwerke und Versorger abgeschaltet. „Hoffentlich hält die Tarnung", seufzte Cita Aringa. Zwei der Katamare drehten aus dem Kurs. Mit kurzen Impulsstößen schwenkten sie nahezu auf Kollisionskurs ein, während der dritte Raumer den Kurs beibehielt. Nur noch zwölf Millionen Kilometer ... Niemand brauchte Phantasie, um sich vorzustellen, welch verheerende Wirkung ein überraschender Feuerschlag auf die JOURNEE haben würde. „Alle Aktiv-Ortungen wegnehmen!
Energieverbraucher abschalten!" Das Licht erlosch, wich dem fahlrötlichen Schimmer der Notbeleuchtung. Der Reihe nach brachen die Hologalerien weg, wurde der kahle Stahl der Wände sichtbar. Die Bildkugel schrumpfte zum matten Abbild ihrer selbst, während das stete Wispern der Luftumwälzung verstummte. Acht Millionen Kilometer...
Cita Aringa lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Die kriegen uns nicht", stellte sie fest. „Die haben mit sich selbst zu tun." Niemand antwortete ihr.
Die Zeit schien stillzustehen. In den vergangenen Wochen war die JOURNEE oft zum Kampf gezwungen worden. Das tatenlose Abwarten in Tradom mit einem übermächtigen Gegner in Reichweite war eine gänzlich andere Erfahrung.
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