2151 - Zentrum der Inquisition
Ungewissheit zehrten an den Kräften. Zim lachte, als er Coa Sebastians besorgten Blick auf sich gerichtet fühlte. „Mir geht es gut, keine Sorge. Nur die Augen sind ein wenig schwer. Aber das wird schon."
„Du brauchst Schlaf. Je eher, desto besser."
„Zehn Minuten." Der Emotionaut seufzte. „Aber erst wenn wir das Leuchtfeuer hinter uns haben. Ich vermute einen Kurswechsel." Die Kommandantin nickte knapp. Die Verfolgung des angeschlagenen Raumriesen hatte sich in der vergangenen vierundzwanzig Stunden zur Belastungsprobe für Schiff und Mannschaft entwickelt. Zim hangelte von einem „Jetzt noch nicht" zum nächsten. Das war unverantwortlich, aber nicht zu ändern. Ohne die Reaktionsschnelligkeit des Emotionauten wäre die JOURNEE vermutlich längst enttarnt und vernichtet worden.
Obwohl sich die Strahlungsmaxima des Satelliten ausweiteten, versuchten inzwischen immer wieder Katamare, an den Riesen anzudocken. Kein einziger hatte es geschafft. Vierzehn ausgeglühte oder zu Atomen zerblasene Wracks waren eine deutliche Warnung. „Es geht nicht nur um den Satelliten", sagte Bi Natham Sariocc. „Jedenfalls nicht um den materiellen Wert. Dahinter steckt mehr, als wir vermuten."
„Eine Wartungsstation der erforderlichen Größe verfügt über andere Schutzvorrichtungen als ein Katamar", wandte Benjameen da Jacinta ein. „Ich zweifle nicht mehr daran, dass uns genau das am Flugziel erwartet."
„Weshalb gehen dann die Besatzungen der Schlachtschiffe immer wieder das Risiko ein?", wollte die Plophoserin wissen.
Bi Natham Sariocc, der turnusmäßig die Wissenschaftsstation besetzt hatte, wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. Er blickte auf seine leeren Handflächen, als könne er in ihnen die Antwort ablesen. Seine Ausgeglichenheit wirkte oft genug phlegmatisch. Als Buddhist glaubte er an Seelenwanderung und Wiedergeburt und daran, dass seine jetzige Existenz die Summe aller vorangegangenen war und zugleich den Grundstein für sein nächstes Leben legte. „Die Besatzungen der Katamare können nicht in die Zukunft sehen", beantwortete der Hyperphysiker Cita Aringas Frage, als schon keiner mehr damit rechnete. „Für sie ist der Weg das Ziel weil sie nicht wissen, ob der Satellit die Werft je erreichen wird."
„Das wird er", sagte Bruno Thomkin im Brustton der Überzeugung. Nur Sekunden später fiel die JOURNEE aus dem Hyperraum zurück. Zim November behielt Recht. Der markante Überriese, der vor dem letzten Überlichtmanöver unübersehbar in der Ortung erschienen war, entpuppte sich als galaktisches Leuchtfeuer. Obwohl er mit dem nur fünfzigfachen Soldurchmesser zu den kleinen Exemplaren seiner Art gehörte, verfügte er über eine beachtliche Leuchtkraft. Sivkadam war nahe, die Folterwelt von Tradom. Demnach stand die letzte kurze Überlichtetappe bevor. Aber dann änderte der Konvoi seinen Kurs um einen geringen Wert, ein Manöver, dem Zim November mit der JOURNEE augenblicklich folgte. Der neue Kursvektor zeigte auf ein Sonnensystem, das nur 3,27 Lichtjahre von Sivkadam entfernt lag. „Das Trapitz-System", stellte Cita Aringa fest. „Nach dem offiziellen Sternkatalog von Tradom ist es bis auf eine Handelswelt unbedeutend."
36.688 Lichtjahre lag das Trapitz-System vom Sternenfenster entfernt, vom galaktischen Zentrum sogar 59.121 Lichtjahre. Weit wichtiger erschien jedoch die Position im Verhältnis zur Festung der Inquisition, mit 62.356 Lichtjahren eine beachtliche Entfernung. „Warum ausgerechnet dieses System?", fragte Benjameen da Jacinta. „Eine Handelswelt ..."
„Wir werden es bald wissen", sagte Zim November unter der Haube. „Zehn Minuten noch ..."
Der Hyperraumspürer erfasste etliche große Raumschiffe, die aus verschiedenen Richtungen das Trapitz-System anflogen. Ihre extremen Massewerte ließen auf Frachter schließen, deren Laderäume bis zum letzten Kubikmeter ausgenutzt waren. Das System selbst wirkte auf den ersten Blick verlassen. Eine gelbe Standardsonne vom Typ G8V, mit 0,88 Solmasse nicht gerade eine Besonderheit ... Die Fernortung zeichnete ein wenig imposantes Bild. „Dagegen muss das Solsystem zur Zeit der Neandertaler ein wahrer Umschlagbahnhof gewesen sein", witzelte Bruno Thomkin. „Riechst du es nicht?", fragte Vorua Zaruk überrascht. „Was?" Thomkin musterte sie unter zusammengekniffenen Brauen hervor. „Die Sache stinkt", behauptete die Epsalerin. „Entweder wird der Satellit weiter im Überlichtflug bleiben ..." Was immer Vorua Zaruk sich
Weitere Kostenlose Bücher