2151 - Zentrum der Inquisition
glauben, der in den Bergen eingeschlagen ist. Ich denke, solche Erscheinungen sind hier gar nicht so selten."
Zim November flog das Schiff inzwischen ohne Schutzschirme. Mit mäßiger Geschwindigkeit stieß der Spürkreuzer tiefer in die Bergwelt vor, bis sich schließlich eine schwer zugängliche, von schroffen Graten umrahmte Schlucht auftat. Nicht weiter als achtzig Kilometer von der Siedlung entfernt ließ Zim den Kreuzer endlich niedergehen. Bis auf die Notaggregate wurden alle Energieverbraucher abgeschaltet. „Endstation", bemerkte Bruno Thomkin.
„Ganz im Gegenteil", widersprach Vorua Zaruk sofort. „Ich denke, es geht erst richtig los. Die JOURNEE befindet sich wohl in der Höhle des Löwen."
Greks Blick pendelte von einem zum anderen und streifte dazwischen die optische Wiedergabe der Schiffsumgebung. Kahle Felsen bestimmten das Bild, in der Finsternis am Boden der Schlucht nur in der Infrarot-Beobachtung zu erkennen. Erst hoch über dem Schiff begann die Nacht aufzureißen und wich dem fahlen Schimmer des neuen Morgens. „Was ist ein Löwe?", wollte Grek wissen.
Thomkin grinste schräg. „Ich bin mir selbst nicht sicher", gestand er ein, „aber ich glaube, ein altterranisches Raubtier ist gemeint. Genrekonstruierte Exemplare leben in verschiedenen galaktischen Zoos." Grek vollführte eine zustimmende Geste. „In der Höhle des Löwen meint demnach, dass wir von Feinden umgeben sind. Eine Erkundung sollte Klarheit bringen."
„Natürlich", bestätigte Benjameen da Jacinta. „Coa setzt die Passiv-Ortung ein; wir müssen unser Wissen über das Trapitz-System erweitern, ohne unseren Standort zu verraten. Und sie kümmert sich um das Abhören und Auswerten des Funkverkehrs. Das ist Routine, zumal die nahe Stadt diverse öffentlichen Nachrichtenkanäle erwarten lässt. Außerdem verlassen wir uns nicht auf Spionsonden, sondern erkunden die Lage vor Ort. Das erscheint mir wichtiger als alles andere." Der Expeditionsleiter stutzte. „Du fragst nicht ohne Absicht nach solchen Selbstverständlichkeiten, Grek. Eigentlich hatte ich erwartet, du würdest offen um eine Teilnahme ersuchen."
In einer fast schon menschlich wirkenden Geste fuhr sich der Maahk mit einer Hand über den Helm; das hatte er abgeschaut, als Bruno Thomkin sich irgendwann ausgiebig das Kinn gekratzt hatte. „Die Lemurer-Abkömmlinge", behauptete er, „haben mit ihrer besonderen Art - wie sagt man?
Hintenherum? - häufig den größeren Erfolg. Das ist zwar unlogisch, scheint aber den Tatsachen zu entsprechen."
„Warum werden immer zuerst die schlechten Eigenschaften kopiert? In dem Fall halte dich lieber an die Logik. Und falls es dich beruhigt: Ich habe dich für die Erkundung vorgesehen."
„Ich war keineswegs beunruhigt", sagte Grek und fügte übergangslos hinzu: „Ich gehe davon aus, dass die Space-Jets im Hangar bleiben und wir die JOURNEE mit einem der beiden Shifts verlassen." Benjameen hörte nicht mehr hin. Cita Aringa und Coa Sebastian bestürmten ihn soeben mit den neuesten Auswertungen zum Festungssatelliten.
Der Raumriese war in ein riesiges Orbitaldock über dem sechsten Planeten geschleppt worden. Groner hieß diese Welt, das ging aus aufgefangenen Funksprüchen hervor. Die Daten gehörten zu dem umfangreichen Paket, das während der knapp zehn Minuten Anflugzeit mit der Aktiv-Tastung empfangen worden war. Groner war ebenfalls ein Gasriese mit einem schmalen Ringsystem. Vier Monde umkreisten ihn, einer davon als „Ausreißer" mit der nahezu fünffachen Distanz der anderen. Gemeinsam schienen sie Standort einer äußerst umfangreichen Raumfahrtindustrie zu sein. Die vorliegenden Daten ließen keinen anderen Schluss zu. Und allein schon angesichts der Größe der Monde zwei und drei mit 10.836 sowie 12.778 Kilometern Durchmesser stellten die Werften und Produktionsanlagen alles in den Schatten, was die Terraner von den überwiegend sublunaren Anlagen ihres eigenen Mondes gewohnt waren.
Der Eindruck festigte sich, dass das Trapitz-System eine der wichtigsten Entdeckungen in letzter Zeit war. Es stellte sich nur das Problem, dieses Wissen an die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO weiterzuleiten. „Tess", wandte sich da Jacinta an seine Gefährtin, „ich denke, du begleitest mich nach draußen. Du und Grek." Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Maahk sich nicht mehr in der Zentrale befand. Grek hatte sich nicht abgemeldet. „Unser Wasserstoff atmender Freund reagierte doch bisher nicht so extrem." Tess Qumisha seufzte
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