2162 - Hypersturm
bedeckte eine Art Helm, der auf ähnlicher Basis wie eine SERT-Haube funktionierte und die Wiege steuerte. Er rümpfte das kleine Näschen, zögerte, öffnete den Mund und platzte schließlich hervor: „Was hast du genau vor?"
„Um mehr über die AGLAZAR-Aggregate herauszufinden, muss dort angesetzt werden, wo sie sich wirklich befinden - im Hyperraum." Ich öffnete das Etui an meinem Gürtel und zog die momentan nur faustgroße Silberkugel heraus. „Das hier wird mir dabei helfen."
„Aber ..."
Meine Antwort verzögerte sich, als die USO-Leute herüberkamen, um sich auch von uns. zu verabschieden. Abseits der galaktischen Politik und auf die wissenschaftlichen Themen konzentriert, konnte das Verhältnis fast herzlich genannt werden. Ich für meinen Teil hatte den Chefwissenschaftler der TRAJAN ebenso wie den Hyperphysiker Boran Skarros, seinen Bruder und Cheftechniker Cerron Skarros und den Senior-Chefingenieur Kaha da Sceer schätzen gelernt.
In dieser Hinsicht hatte die Bedrohung' durch das Reich Tradom also durchaus positive Aspekte. Gegensätze und Differenzen wurden überwunden.
Die Frage war nur, ob das auch so blieb. Wie alle Beteiligten schob auch ich diese zur Seite. Immerhin bewies schon der Blick auf die Ortungsholos, dass die „Krise" noch längst nicht überstanden war und niemand sagen konnte, ob es überhaupt ein Später gab. Nicht nur ich sah den Männern, die sich auf den Weg zur Stationsperipherie machten, um sie dann über eins der „Hebewerke" zu verlassen, mit einem eher unbehaglichen Gefühl hinterher. Für die schnelle Personenbeförderung gab es in den Fensterstationen ein weitmaschiges Netz von Transportkapseln, die für die Aufnahme humanoider Passagiere ausgelegt waren. Hinzu kamen Tausende Personen- und Frachttransmitter, von denen einige sogar in der Lage waren, die Fensterstationen miteinander zu verbinden.
Troym Le Caros scheinbar in Rotglut erstrahlende Wiegen-Halbkugel drehte sich wieder mir zu. Wir nannten das Verbundmaterial weiterhin Eltanit, obwohl inzwischen bekannt war, dass es offenbar recht wenig mit den Eltanen zu tun hatte. Troym war nicht mehr auf die Dauerbetreuung seiner Mutter oder eines anderen angewiesen, sondern griff auf den leistungsfähigen, wenngleich mechanischen Ersatz seiner „Wiege" zurück. „Du bist mir noch eine Antwort schuldig!", sagte er vorwurfsvoll, während der Chefwissenschaftler der LEIF ERIKSSON und sein Assistent bei uns Platz nahmen. „Würde mich auch interessieren, was du mal wieder vorhast", sagte Humphrey „Blue" Parrot. Er hatte eine asketisch wirkende, fast ausgezehrte Gestalt. „Inzwischen kennen wir uns ein bisschen - und dein Hang zu Extratouren ..."
Er ließ den Satz offen. Die über dem Pult schwebende Silberkugel ignorierte er mit einer solchen Standhaftigkeit, dass es schon wieder auffällig war.
Tiefe Falten überzogen sein schmales Gesicht, die bläulichen Bartschatten, die ihm den Spitznamen beschert hatten, waren überdeutlich, sein dünnlippiger Mund wirkte verkniffen. Parrot galt zu Recht als designierter Chefwissenschaftler der Liga Freier Terraner. Er hatte neben seiner Raumflottenausbildung ein hochkarätiges Studium absolviert und sich im Hauptfachgebiet Hyperphysik auf Feldprojektion spezialisiert. Vor allem zum Leidwesen seines Assistenten ließ er seine Umgebung stets spüren, wie überlegen er sich fühlte. Seine fachliche Kompetenz war unbestritten, aber sein übriges Gehabe konnte unerträglich werden.
Ich lächelte zuckersüß. „Wenn schon, dann Hang zu erfolgreichen Extratouren, so viel Zeit muss sein!"
Er hüstelte durchdringend, während neben ihm sein Assistent rot anlief und sich fast verschluckte, um nicht laut loszuprusten. Sackx Prakma, auf Olymp geboren, im ganzen Habitus lebensfroher und den leiblichen Genüssen zugeneigt, von untersetzter Statur. Meist schimmerte in seinen wasserklaren graublauen Augen ein freundliches Glitzern, das sich allerdings in ein grimmiges Funkeln verwandelte, wenn er mit Parrot zu tun hatte.
In letzter Zeit also ständig. Normalerweise durch nichts aus der Ruhe zu bringen, glich Prakma in Parrots Nähe häufig einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Die beiden konnten einander nicht ausstehen. Ihr Schicksal war, dass sie sich fachlich perfekt ergänzten und sich gegenseitig bei den mitunter überaus kontroversen wie lauten Diskussionen zu Höchstleistungen anspornten. „Unsere bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass wir leider weiterhin nur an der Oberfläche,
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