2168 - Der Sarkan-Kämpfer
abwehrend die Klauen. „Unser Volk ist sich seines Wertes durchaus bewusst, Paton, aber Uqurado umfasst nur wenige Sonnensysteme. Es kann heute keine Wakaro-Assel mehr hinter einem Tamborstamm hervorlocken."
Unsere Heimatwelt Dron, der Kern von Uqurado, was so viel wie Lehen des Großen Uqur bedeutete, rieb sich viel zu sehr in politischen Intrigen auf, um noch eine ernsthafte Größe darzustellen. Es war nicht daran zu deuteln, dass wir Uqurs Erbe verspielt hatten. Unser Stern war untergegangen, und zu Recht erinnerte sich kaum noch jemand an die großen Pläne unseres vierzehnten Obersten Faron - Pläne, die für unser Reich eine Kasara tan Filamon herbei führen sollten. Eine Wende zur lichten Zeit.
Aber ich kam nicht umhin, mich durch Paton geschmeichelt zu fühlen. Diese Weichhaut - ein Rudyner, wie er gesagt hatte - zeigte ein einzigartiges Interesse an meinem Volk. Kein Arkonide hätte sich jemals die Mühe gemacht, die natürliche Umgebung unserer Heimat nachzubilden, nur damit ein Dron sich bei ihm wohl fühlte. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten", sagte er in der Annahme, ich versuche meine wahren Gefühle über den Zustand von Uqurado zu verbergen. Er wechselte rasch das Thema. „Übrigens habe ich schon alles für einen Rundgang vorbereitet. Möchtest du dich erst ein wenig ausruhen, oder soll ich dir gleich das Schiff zeigen?"
Uns blieben gerade einmal zehn Stunden, bis wir aus dem Metagravflug wieder ins normale Raum-Zeit-Kontinuum zurückfielen. So verlockend die Aussicht auf ein entspannendes Sandbad mit Huqar-Gras auch war, hielt ich es doch für meine Pflicht, mich möglichst rasch mit den Gegebenheiten an Bord vertraut zu machen. Je mehr ich wusste, desto besser konnte ich einschätzen, ob von der LEIF ERIKSSON vielleicht eine Gefahr für meine geliebte Mascantin ausging.
Ich warf einen letzten Blick auf die Simulation und traf meine Entscheidung. „Zeig mir das Schiff!", sagte ich. Mit einer Geste, die Lässigkeit mit Stolz vereinte, drehte Paton sich um und ging vor mir her durch den Gang. „Die Kommandozentrale kennst du ja schon", monologisierte der kleine Mann. „Ich dachte, wir beginnen unseren Rundgang in den wissenschaftlichen Abteilungen, schauen uns dann ein wenig in der Bordklinik um und begeben uns weiter zur Abteilung Positroniken/Syntroniken. Ja, und dann ..."
Ich hörte schon nicht mehr zu. Als wir durch Antigravschächte, Personentransmitter und auf Laufbändern die riesigen Entfernungen in dem Schiff zurücklegten, war ich in Gedanken ganz bei der Mascantin. Zehn Stunden lang konnte ich jetzt nicht über sie wachen, und das beunruhigte mich. Aber der Dryhane Ushanurgo, der schon am Hof von Ascaris Mutter Sharanda den da Vivos gedient hatte, und Kommandant Ighur da Reomir, ihr väterlicher Freund und Ratgeber, würden schon auf sie aufpassen - zumal meine Sicherheitsabteilung gemeldet hatte, dass an Bord der KARRIBO alles friedlich war.
Natürlich! Wenn es nicht so wäre, hätte mich das auch tief in meiner Ehre getroffen! Trotzdem vertraute ich Ascari nicht gern anderen an. Sie hatte mich bei einem Außeneinsatz, als ich in meinem Kleinstraumer einen verbrecherischen Dron zur Strecke bringen sollte, mitten in einem tobenden Hypersturm aus akuter Raumnot gerettet. Aus Dankbarkeit hatte ich ihr mein Leben geweiht. Obwohl ihr meine demütige Hingabe anfangs gar nicht recht gewesen war, hatte sie mich nach ihrer Ernennung zum De-Keon'athor als per sönlichen Leibwächter in ihre Dienste genommen.
Niemand bewachte sie so gründlich wie ich. Mir war noch gut in Erinnerung, wie ich schon kurz nach meinem Dienstantritt im Hayok-Sektor einen Mordanschlag auf sie vereiteln konnte. Seitdem bestand zwischen uns ein unerschütterliches Vertrauensverhältnis, das ich um keinen Preis der Welt aufs Spiel gesetzt hätte. Zehn Stunden sind ja nicht die Welt, versuchte ich mich zu beruhigen. Es wird schon nicht gleich eine Meuterei an Bord der KARRIBO ausbrechen.
Ich konzentrierte mich auf den Rundgang und stellte fest, dass Paton alles hervorragend geplant hatte. Die Abteilungsleiter standen immer schon bereit. Sie erläuterten mir bis ins kleinste Detail, welchen Aufgabenbereich sie abdeckten und wie unerlässlich sie für den reibungslosen Ablauf der Ereignisse an Bord waren. Das war mir alles nicht neu. So verhielt es sich bei jedem Raumschiff dieser Größenordnung. Ohne perfekt aufeinander eingespielte Mannschaft hätte Chaos an Bord geherrscht. Disziplin und Kommunikation
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