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2168 - Der Sarkan-Kämpfer

Titel: 2168 - Der Sarkan-Kämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bezeichnete.
    Sie erlaubte es mir, Ereignisse wie bei einer Filmvorführung „zurückzufahren", um einen Zeitraum von bis zu zwei Sekunden; das genügte meistens, um bei rascher Reaktion einen anderen Lauf der Ereignisse herbeizuführen. Und außerdem sah ich nur Schwarzweiß. Ich rätselte, wie ich damit umgehen sollte. Monochrome waren Geächtete. Ich fühlte mich schon lange geächtet. Welchen Vorteil hatte ich davon, wenn ich mich als Monochromer zu erkennen gab? Aber ich hatte meine Andersartigkeit so lange versteckt. Die Erleichterung darüber, nicht mehr allein zu sein, war größer als meine Scheu. Du kannst dir nicht vorstellen, Liv, wie sehr es einen belastet, wenn man nirgends dazugehört.
    Die Entscheidung wurde mir leicht gemacht, denn um diese Zeit outete sich Falo Gause. Ausgerechnet Falo, unsere Lichtgestalt, der größte Fußballer, den es auf Terra jemals gegeben hatte. Man hatte ihm vorgeworfen, nur durch seine Mutantenfähigkeiten diese gewaltigen Leistungen vollbracht zu haben. Er wollte kämpfen, gegen sein ungerechtfertigtes Image als Betrüger und für die Rechte der Monochromen. Als er in Terrania den Mutantenring gründete, hielt mich nichts mehr. Ich gehörte zu den ersten fünfzig Mitgliedern. Ich war auch dabei, als sich ein gutes halbes Jahr später von überall aus der Galaxis Monochrome im Magellan-Stadion versammelten und wir die schreckliche Wahrheit erfuhren, dass eine Zeitbombe in uns tickte.
    Hätte sich jemals einer träumen lassen, dass unsere ganze Existenz vorherbestimmt war, dass wir Waffen in einem fremdbestimmten Krieg sein sollten? Ich glaube, ich war zu sehr Kind meiner Eltern, um das verkraften zu können. Ich mied fortan die Nähe meiner alten Freunde. Sie waren alle Missgeburten, genau wie ich. In mir schwand jede Hoffnung auf Normalität. Ich war unfruchtbar, es wurde niemand von meiner Art mehr geboren, und mein Tod war vorprogrammiert. Ich verzichtete darauf, meine ehemaligen Freunde nach Para-City zu begleiten, sondern streunte umher, erst auf Terra, dann durch das Solsystem. Meine Irrfahrten zogen immer weitere Kreise.
    Heute weiß ich, wie sehr du Recht hattest, Liv. Es zog mich immer weiter von zu Hause weg, auf der Suche nach einer Heimat, die ich nur in mir selbst finden konnte. Aber das begriff ich damals nicht. Damals wollte ich nur vergessen. Meine Situation, mich selbst - und ich klammerte mich daran, dass schließlich auch Park ins on, der in Para-City eine steile Karriere zum Mutantensprecher durchlief, erst wenige Jahre zuvor auf Lepso das umsatzstärkste Drogenkartell der Galaxis kontrolliert hatte. Alles Schlechte konnte sich also zum Guten wenden, jederzeit. Warum dann dieser Entwicklung vorgreifen?
    Ja, Liv, ich suchte überall nach Entschuldigungen, um den Sumpf der Selbstverachtung, in dem ich immer tiefer versank, nur nicht verlassen zu müssen. Ich weiß nicht mehr genau, was mich zur Besinnung brachte. Aber ich glaube, es war dieser Regierungsbeamte, der mich in einer Spelunke auf Titan ansprach. Ich war gerade einer Schlägerei entgangen, indem ich den ersten Hieb des stämmigen Ertrusers neben mir am Tresen mit meiner Paragabe ungeschehen machte. Der Regierungsbeamte brachte mich zu einer Sammelstelle, von der aus ich per Transmitterstrecke auf ein Raumschiff verfrachtet wurde. Dort befanden sich viele tausend andere Monochrome, die alle weiterleben wollten - nach einer Möglichkeit suchten, gleich welcher, dem programmierten Zelltod zu entgehen.
    Ich beschloss, dass auch ich gesund werden wollte. Mich zu entgiften war das geringste Problem. Ich erhielt einen Ersatzstoff, der die körperliche Abhängigkeit aufhob. Meine psychische Abhängigkeit bekämpfte ich neben den täglichen Therapiesitzungen durch Druuf-Dramen, die ich mir in meiner Kabine ansah. Du weißt schon, Liv, diese Szenarien, in denen sich klobige Gestalten mit ledriger Haut in einer eigentümlich verzerrten Umwelt bewegen, wobei die extreme Langsamkeit psychedelische Effekte hervorruft.
    Ich glaube, das Verlangen nach Langsamkeit war eine Reaktion auf meine Paragabe. Ich hatte begriffen, dass nicht einmal sie mir helfen konnte, den Zelltod zu verhindern. Er war in meinem Genom verankert. Ich konnte unzählige Male die letzten zwei Sekunden verändern, doch nie hätte die Zeit für eine Heilung meines Körpers gereicht. Ich war trotz meiner einzigartigen Fähigkeit völlig dem Galaktischen Mediziner an Bord ausgeliefert, der mit seinen Forschungen auch nicht weiterzukommen

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