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2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich aus reiner Freude am Lernen. Aus dem Bewusstsein heraus, dass es das war, wofür wir Guyaam existierten.
    Meine Mutter musste mich mehr als einmal zwingen, die Hohlkugel zu verlassen.
    Nur ungern gab ich nach. Ich war wie besessen, hart an der Grenze zur Sucht. Falls ich sie nicht schon überschritten hatte. Wozu essen, wozu trinken, wenn ich diese Zeit auch in der Tymdit verbringen konnte? Der Stoffwechsel ließ sich über Konzentrat-Infusionen einigermaßen aufrechterhalten.
    Wozu um aller Himmel willen schlafen? Schlafen konnte ich, wenn ich tot war, lang genug. Wozu sich mit anderen Guyaam abgeben? Hundertmal, tausendmal interessanter leuchtete eine Tymdit. Ich wusste wohl, dass ich Raubbau an meinem Geist und Körper betrieb. Mir war auch klar, dass ich mich vom Einzelgänger, der ich immer schon gewesen war, endgültig zum sozialen Krüppel entwickelte. „Du führst dich ja schon ärger auf als die ärgste Karrierefrau", klagte Neraliu. „Ich verstrahle mich hier oben vor Sehnsucht nach dir. Doch du hast nichts im Sinn als deine seltsame Lichtkugel da unten im Keller."
    „Ja, ja", wimmelte ich sie ab. „Nur noch ein wenig Geduld, mein Schätzchen. Es dauert nicht mehr lange, bis ich das Zertifikat bekomme. Danach werden wir wieder Zeit füreinander haben. Dann werde ich's viel ruhiger angehen, ich verspreche es dir."
    Dass das eine Lüge war, wusste Neraliu ebenso gut wie ich. Etwas Ernsthaftes konnte aus uns sowieso niemals werden. Nicht nur wegen ihrer Mutter und ihrer Schwester, die beide nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen waren. Über Gigiperlchen, ihren Vater, wollen wir von vornherein gnädig die Angugoles des Schweigens breiten.
    Wie hätte unsere Zukunft ausgesehen? Selbst wenn Neraliu mit ihrer Familie gebrochen hätte - die Geschlechterkonventionen hätte sie nicht hinter sich lassen können. Es wäre völlig undenkbar gewesen, dass ich als Vaia'Kataan arbeitete, während sie - sie! - die Wohnsuite in Schuss hielt und etwaige Kinder versorgte. Unter den Goldenen Kuppeln gab es nicht einmal ein Wort für „Ehelingin".
    Es mag herzlos klingen, aber Neraliu Zowel, so schöne Gefrin wir auch miteinander verbracht hatten, bedeutete mir weniger als ein, zwei Adrin in der Tymdit.
    Wirklich zählte nur: Ich würde ein Vaianischer Ingenieur sein. Schon bald. In wenigen Burdrin würde ich die Tymdit'horial in Händen halten. Der Zeitpunkt der Prüfung war bereits festgelegt worden: 492. Burd 5517 Tha. Warte mal, mein Freund ... In deiner Zeitrechnung entspricht das, wenn ich mich nicht verrechnet habe, dem ... 14. Oktober 155.135 vor Christus. Egal. Die Prüfung, die ich bestehen musste, um das Zertifikat entgegennehmen zu dürfen, bestand aus einem praktischen und einem theoretischen Teil.
    In Letzterem war ich nicht ganz so versiert wie in der Interaktion mit der Tymdit.
    Sorgen machte ich mir dennoch keine. Auch Panige war zuversichtlich und rechnete fix mit einem positiven Ausgang. Querschüsse wie bei der skandalösen Angugoles-Zeremonie waren diesmal keine zu erwarten. Die Vorsteherinnen des Schulungszentrums hatten sich mittlerweile mit meiner Existenz abgefunden.
    Einige ließen sich sogar ganz gern zusammen mit mir für die kuppelinternen Holo-Sendungen filmen, um so ihre Progressivität zu dokumentieren. Der dabei meist verwendete Spruch lautete: „Ausnahmen sind dazu da, um die Regel zu bestätigen."
    Nein, der stammt nicht von Ijotha Hyndalin.
    Enguarti bestand darauf, auch meine drei Brüder für das große Ereignis einzuberufen.
    Die ganze Familie sollte Anguela, ihren Jüngsten und ursprünglich Schwächsten, gemeinsam feiern. Einer nach dem anderen trafen sie am frühen Morgen ein, zusammen mit ihren Gemahlinnen. Bergoritu war von einer Organisationsleiterin geehelicht worden, die in der südsüdwestlichen Kuppel am Anfang einer glänzenden Karriere stand. Er war ein Stiller und härte sie gerne reden. Sie führten eine sehr harmonische Beziehung.
    Kirlokwa betrieb für seine Frau eine Ausspeisungsstätte ziemlich genau im Zentrum von Siv'Kaga. Das Lokal ging gut; Kirlokwas flambierte Teigfladen waren legendär. „Wir könnten schon längst vier Binden haben", wurde er nicht müde zu erzählen, „aber drei reichen vollauf. Das vierte Angugol bringt dich um, das hat schon meine Stiefgroßmutter immer gesagt." Ennsilm war derjenige, über den nie besonders viel gesprochen worden war. Der Pechvogel. Das Schmuddelkind.
    Seine erste Frau hatte ihn verstoßen, Was bei Guyaam nur

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