2170 - Das Reich der Güte
wieder besonders viele Anweisungen gleichzeitig ausgab. „Sprich weiter, Mann", fuhr er mich ungeduldig an. „Ich höre dir zu. Hat dich Ijotha geschickt?"
„Ja. Ich soll dir Grüße überbringen und mich nach dem Fortschritt deines Werks erkundigen." Der Baumeister nahm die Information, dass ich im persönlichen Auftrag des Verkünders reiste, unbeeindruckt hin. Er arbeitete in höchstem Tempo weiter. Immerhin duldete er mich in seiner Nähe. Meine gelegentlichen technischen Fragen beantwortete er widerwillig und knapp, jedoch, soweit ich das beurteilen konnte, korrekt.
Seine Ausstrahlung war in der Tat so gewaltig, wie mir erzählt worden war.
Ausnahmslos alle Fäden liefen bei ihm und seinem Tymdutol zusammen. Wie eine Sandspinne ihre Dünenhöhle dominierte er die Baustelle, beherrschte die ihm unterstellten Vaia'Kataan, Eltanen, Sirts, Prymbos, Quintanen und anderen Helfer mit seinem Charisma. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass auf der gesamten riesigen Baustelle nicht ein einziger Valenter zu sehen war. Als ich den großen Mann vorsichtig darauf ansprach, knurrte er nur: „Ich arbeite aus Prinzip nicht mit Valentern. Traue ihnen nicht. Die Mistkerle sind zu aggressiv und unberechenbar."
Ich schien gerade zur rechten Zeit vor Ort gekommen zu sein. Eben jetzt nahm Rintacha Sahin einige wichtige Schritte zur Fertigstellung der Station vor. Künstliche Schwerkraft baute sich auf. Mein erster Eindruck hatte mich nicht getäuscht: Der Schwerevektor machte die dem Planeten zugewandte Platte nun tatsächlich zur Bodenfläche. Der „Innenraum" des von den Platten geformten rechten Winkels wurde durch Prallfelder gesichert und blieb mit atembarer Sauerstoffatmosphäre geflutet, sodass das Montagekugelfeld ausgeschaltet werden konnte. „Komm mit", sagte er. Zu mir und keinem anderen. Er verließ sein eigenwilliges Kommunikationsgerät und eilte mit weit ausholenden Schritten zu einer Schleuse in der Mitte der Schnittkante der bei den Platten. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Wir stiegen in die Eingeweide der Anlage hinab. Die Gänge waren noch unverkleidet; überall huschten Arbeiter und Roboter hin und her. Dann erreichten wir eine Steuerzentrale. Hier waren wir allein. „Ijotha hat dich als Wachhund abgestellt, stimmt's?", blitzte mich der Baumeister an. „Die Mühe hätte er sich sparen können."
„Der exakte Wortlaut meines Auftrages lautet: Lerne Rintacha Sahin kennen und verschaffe dir Aufschluss über seine Tätigkeit."
„Ha!", schnaubte dieser. „Der Verkünder schickt doch nicht ohne Grund seinen liebsten Schützling!"
„Bin ich das denn?" Seine Aussage hatte mich tatsächlich überrascht. Ich wusste, dass Ijotha mich förderte - doch als einen von vielen. Rintacha ging nicht weiter darauf ein. „Ich werde dir erklären, worauf meine Tätigkeit hier abzielt", sagte er.
Offiziell wusste es kaum jemand. Nach weniger Personen hatten die Absicht, eine Änderung herbeizuführen: Doch die Eltanen, unser wichtigstes Helfervolk, befanden sich in einer schwerwiegenden Krise. Sie pflanzten sich kaum mehr fort. Weder auf Klarion, ihrer Ursprungswelt, noch auf anderen Siedlungsplaneten. Der ganze Vorgang war vorerst nur mathematisch zu erfassen. „Aber wenn man den Experten traut", sagte Rintacha, „und ich traue ihnen, handelt es sich um einen nicht umkehrbaren Prozess, der mit dem Aussterben der Eltanen enden wird."
Der Baumeister war nicht der Typ, der so etwas einfach hinnahm. Er hatte vor, bewusst in die Lebensumstände der Eltanen einzugreifen. Instrument dazu sollte diese Stadt sein, die zu errichten er im Begriff war. „Eine Stadt?"
„Eine von vielen.
Das hier ist der Prototyp."Die Eltanen galten als sehr sensibel, was ihre Intimsphäre betraf. Ihr oft übersteigerter Privatheitsdrang war allgemein bekannt. In den roten, fliegenden Habitaten sollte er befriedigt werden. „Gute Leute, diese Eltanen, ausgezeichnete Mitarbeiter", sagte Rintacha. „Nur leider verdammt zickig, wenn es um sie selbst geht."
Die wenigen über das Ausmaß des Problems informierten. Eltanen hatten sich mehrfach geweigert, in der für sie hoch peinlichen Angelegenheit die Genetiker von Kaaf zu Rate zu ziehen. Daher hatte der Baumeister beschlossen, Habitate zu schaffen, die ganz speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt waren. „Zuchtstätten für lieb gewonnene Helferleins", warf ich ironisch ein. „Nenn es, wie du willst.
Jedenfalls darf die galaktische Öffentlichkeit keinesfalls erfahren, was und warum ich
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