2173 - Der Ultramagnet
Ultramagneten.
Angeblich war die Vorrichtung aus Teilen eines niemals fertig montierten Sporenschiffes erbaut worden. Uknadi wusste nicht, was ein Sporenschiff war. Aber das Gebilde war gewaltig. Allein schon aufgrund seiner Masse musste es wirken.
Falls man VAIA überhaupt angreifen kann, gewiss nur mit solch einem Ungetüm ...
Sickz Uknadi lächelte schwach. Seine breiten dunkelroten Lippen bestanden aus einer ähnlichen Knorpelmasse wie die, die sich auch auf dem Schädel befand. Ihm war bekannt, dass ihre gleich bleibende Basisform auf viele Wesen wie ein freundliches Lächeln wirkte - auch wenn er das Gesicht vor Abscheu verzog oder es vor Zorn verzerrt wurde. Aber den Emotio-Händlern war nur recht, dass die Natur ihnen dieses Mienenspiel in die Wiege gelegt hatte.
Er kämpfte gegen seine Ungeduld an, riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf das Gebilde, das das Holo zeigte. Es stellte das Zentrum einer Falle dar, die sie für die Superintelligenz VAIA errichtet hatten. Cairol hatte erwähnt, dass es sich bei dem Ultramagneten um eine Waffe handelte, die einem „Mentaldepot" vergleichbar war. Sickz konnte sich nicht vorstellen, worum es sich dabei handelte. Er wusste nur eins: Dieses Mentaldepot musste einer weit fortgeschrittenen Technologie entstammen. Einer Technologie, die er nicht einmal ansatzweise begriff. Vielleicht waren solche Kenntnisse nicht für sterbliche Wesen wie ihn bestimmt. Andererseits konnte er seine Sterblichkeit vielleicht in absehbarer Zeit abstreifen. Falls der heutige Tag so verlief, wie er es sich vorstellte. Falls er die Macht in Tradom übernehmen konnte.
Als Herrscher einer Galaxis wäre er durchaus imstande, zum Beispiel den Genetikern von Kaaf zu befehlen, ihre Forschungen darauf auszurichten, die Tonkihn und in erster Linie ihn unsterblich oder zumindest sehr langlebig zu machen. Er spürte, wie die Ungeduld wieder stärker wurde, und schielte nach Zonassa, der sich wieder zu seinen Füßen niedergelassen hatte. Dabei fiel sein Blick auf eine verspiegelte Fläche, er sah das berühmte „Lächeln" der Tonkihn auf seinem eigenen Antlitz.
Sein Schädel war oben stark ausladend gewölbt und von rautierten Plättchen aus der hellroten Knorpelmasse fingerdick überzogen. Das beigebraune Gesicht war vergleichsweise klein und umfasste nur den schmalen unteren Bereich des ausgeprägt birnenförmigen Kopfes. Seitlich befanden sich winzige Ohrmuscheln. Direkt unterhalb der Schädelvorwölbung waren die drei großen Augen nebeneinander platziert. Die beiden äußeren standen weit auseinander, das mittlere saß an der Wurzel der sehr schmalen und kleinen Nase mit den drei Löchern. Dezente dunkelbraune Linien eines Makeups betonten eindrucksvoll die geschwungenen Züge. Der Tonkihn fand dieses Gesicht schön. Egal, ob es nun für Wesen anderer Spezies ein Lächeln zeigte oder nicht.
Sickz wurde klar, dass er sich mit Banalitäten abzulenken versuchte. So geduldig er sonst sein mochte, auf ein Ziel hinarbeiten konnte, so unerträglich wurde nun die Anspannung. Er rechnete damit, dass die Falle jederzeit zuschnappen konnte. Übergangslos, völlig abrupt. Allerdings hatte Cairol ihn nicht darüber informiert, wie dies geschehen sollte. Der Roboter der Kosmokraten hatte ihn offenbar nicht für bedeutend genug gefunden. Oder aber er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass Sickz Uknadi, ein für ihn lächerlicher Tonkihn, der nach der Macht über eine ganze Galaxis strebte, sich dafür interessieren könnte. Nicht zum ersten Mal fragte Sickz sich, wie das Verhältnis zwischen ihm und Cairol tatsächlich beschaffen war.
Falls man überhaupt von einem Verhältnis sprechen konnte. Falls er nicht nur der willfährige Erfüllungsgehilfe übergeordneter Mächte war, der sich auf ein Spiel eingelassen hatte, von dem er nicht einmal wusste, ob es irgendwelche Regeln hatte.
Aber warum nicht?, dachte der Führer der Inquisition. Ich helfe Cairol, seine Ziele zu erreichen, und er hilft mir, die meinen zu verwirklichen. So unterschiedlich diese Ziele auch sein mögen ... er kommt ohne meinen Beistand nicht weiter und ich nicht ohne den seinen. Aber irgendwie wollte ihm diese Gleichung nicht schmecken.
Irgendwo tief in seinem Inneren ahnte, nein wusste er, dass alles ganz anders war.
Noch immer zeigten die Holos nicht die geringste Veränderung. Den Valentern und den Tonkihn blieb nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben und abzuwarten.
Bei der Inquisition, wie er
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