2177 - Das Zirkular
die Berge erreichen, bevor der Gleiter heran war. Es waren jetzt noch ungefähr sechzig Meter, und der Terraner holte das Letzte aus sich heraus. Er sprang hinter den ersten Busch, der in seiner Nähe stand, und tastete sich von dort weiter; zum Glück gab es hier ähnlich wie bei Aldarimme Vegetation, die ihm ein Mindestmaß an Sichtschutz gewährte. Der Gleiter zischte über Alaska hinweg. Der Terraner hatte eine Felswand erreicht und duckte sich tief zwischen Gestein und Busch. Kein Schuss. Sie haben mich noch nicht gen au geortet. Oder sie wollen mich nicht gleich töten, sondern gefangen nehmen.
Normalerweise waren die Kattixu nicht zimperlich, wenn es darum ging, ihre Ziele zu erreichen. Gelang es ihnen nicht, ihr Opfer zu töten, legten sie eben die ganze Umgebung in Schutt und Asche. Aber diesmal nicht, vielleicht hatten sie andere Befehle. Alaska schien es auch ungewöhnlich, dass nur ein einzelner Gleiter unterwegs war, vielleicht war es nur eine Routinepatrouille...
Da kehrte der Gleiter zurück, diesmal in sehr langsamem Tempo. Er kreiste zwei-, dreimal über dem Gebiet, dann drehte er ab. Alaska atmete innerlich auf. Zumindest hatte er jetzt Zeit, sich etwas zu erholen. Aber er durfte sich keine Illusionen machen.
Früher oder später würden sie ihn finden, und dann würde sich mehr als nur ein Gleiter an der Jagd beteiligen. Einen Augenblick lang erwog der Terraner, sein Versteck zu verlassen, um noch einmal nach dem tarnenden Halsband zu suchen.
Aber er entschied sich dagegen. Die Tarnkappe war verloren. Je früher er sich damit abfand, desto besser.
Als sich einige Minuten lang nichts rührte, verließ Alaska seine Deckung und suchte nach einem Pfad, der in das Gebirge hineinführte. Die Felsen waren so zerklüftet und schroff, dass der Mann mit der Maske sich entschloss, eine Kante zu ersteigen, um einen Überblick zu bekommen. Zwanzig Minuten später hatte er eine gute Strecke nach oben zurückgelegt. Er sah ein geradezu liebliches Tal unter sich liegen, durchzogen von einem schmalen Flüsschen, das tiefblaues Wasser mit sich führte.
Der Bewuchs war nicht allzu üppig und beschränkte sich auf niedrige Büschelgräser, vereinzelte Büsche, Bodendecker und stachelbewehrte Wüstenpflanzen. An der Biegung des Flusses wuchs ein kleines Wäldchen. Es musste gerade so etwas wie Frühling herrschen, denn an jedem Busch, an jedem Ast oder zwischen den Stacheln wuchsen zarte Wüstenblumen in hellen, leuchtenden Farben, die selbst von Alaskas entferntet Warte aus zu erkennen waren.
Die Felsregion direkt unter Alaska war bewaldet; aus jeder Lücke strebte ein dünner, silbriger Baumstamm zum Himmel, verästelte sich erst in der Krone zu feinen Zweigen mit mattgelben Blättern und roten Beerenfrüchten. Den Platz dazwischen beanspruchten dunkelgrüne, niedrige Büsche für sich. Alaska musterte eingehend die Gipfel der Berge. Sie waren das Einzige, was er auf der Reise nach Aldarimme gesehen hatte. Im Gegensatz zur Wüste draußen sah hier keineswegs alles gleich aus, und einige markante Spitzen und Kuppen kamen Alaska bekannt vor.
Aldarimme konnte nicht weit entfernt sein. Sobald er das nächste Tal erreichte, wollte der Terraner einen kurzen Hilferuf per Funk riskieren; je tiefer er sich im Gebirge befand, umso besser standen die Chancen, dass die Mochichi ihn vor den Kattixu fanden. Doch er musste sich beeilen. Die Mochichi würden ihren Stützpunkt innerhalb der nächsten Stunden evakuieren, so viel stand fest. Aber immerhin gab es hier Wasser, und der Zellaktivator würde für eine entsprechende Ausdauer sorgen. Es konnte klappen.
Alaska machte sich unverzüglich an den Weitermarsch. Die Zeit spielte in jeglicher Hinsicht gegen ihn. Es war bereits Nachmittag, und er musste vor Sonnenuntergang wieder in Aldarimme sein. Plötzlich spürte er ein Stechen in seiner verletzten Hand und starrte verdutzt auf ein fingerlanges Insekt, das sich an seiner Wunde zu schaffen machte. Hier gab es offensichtlich eine vielfältigere Tierwelt als in der Wüste. Der Mann mit der Maske musste sich vor Räubern hüten. Er scheuchte das Insekt weg und säuberte die Wunde, so gut es ging, um nicht weitere Blutsauger anzulocken. Die Blutung hatte bereits aufgehört, die Wundränder verschorften innerhalb weniger Minuten. Alaska war froh um die beschleunigten Heilungskräfte, die er dem Zellaktivator verdankte, und klopfte unwillkürlich gegen sein linkes Schlüsselbein, wo er implantiert war.
Der Abstieg war bedeutend
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