2182 - Der THOREGON-Plan
auf lange Sicht", platzte Le Anyante heraus. Dutzende Augenpaare wandten sich ihr zu. „Das wäre Anlass für eine zweite Ausbaustufe", antwortete ein Potenzial-Architekt. „Die erforderliche Flexibilität wird niemand bestreiten."
„Den Faktor Zeit haben wir schon ..."Curcaryen Varantir reagierte gereizt. „Er wurde bereits in uralten Überlieferungen erwähnt. Treleb ist geübt in solchen Nachforschungen. Als unser Volk im Dienst der Kosmokraten stand, wurden die Zeitbrunnen-Potenzialfelder ähnlich konfiguriert."
„Hier wie da geht es darum, Personen über große Entfernungen hinweg zu transportieren. „Alle vier Arme abgespreizt, heischte Gne um Aufmerksamkeit. „Ich habe es oft genug erwähnt, aber ich sage es heute zum letzten Mal: Wieso muss der Transport zeitlos erfolgen? Vergleicht den interstellaren oder auch intergalaktischen Weltraum mit einer Schlucht, über die wir eine Brücke spannen werden. Warum soll keiner, der über die Brücke geht, sich an den Schönheiten der Schlucht erfreuen dürfen?"
Varantirs Blick pendelte zwischen Le Anyante und dem Energie-Techniker. Das war die Vorstellung, die ihn selbst bewegte, sobald er sich an den Flug mit der TULA erinnerte. Millionen Sterneninseln, hingestreut in die Schwärze des Raums, in ihrer Struktur dem Aufbau bizarrer Moleküle ähnelnd - ein wahrhaft erhabener Anblick, der den täglichen Existenzkampf vergessen ließ. Demjenigen, der wagte, nun etwas anderes zu fordern, würde er die Zähne einschlagen oder die Mähne ausreißen. Beruhigend legte sich Anyantes Hand auf seine Schulter. „Das wirst du nicht tun, mein Lieber", raunte sie ihm ins Ohr. „Nicht, solange ich für dich verantwortlich bin."
Er senkte den Schädel und schlug von unten her gegen ihr Kinn, zugleich schüttelte er Les Hand ab. Ich werde diesen Ignoranten zeigen, was ich kann, dachte er aufgebracht. Sie nehmen sich selbst viel zu wichtig. Und er?
Verwirrt hielt er inne. Das war Les Einfluss. Eben noch hätte er am liebsten um sich geschlagen, nun ließ er seinen Blick abwartend über die Meute wandern. Natürlich erkennen sie mich an. Welche Wahl hätten sie denn schon? „Der optische Bereich der Brücke muss eine besondere Erscheinungsform aufweisen!", rief Gne in die Runde. „Eine metaphorische Aussage ... ein einfacher Bohlensteg! Wer diesen Steg benutzt, soll sich seiner eigenen Natur bewusst werden. Alles Leben ist vergänglich, aber die Intelligenz hebt es für den Bruchteil eines kosmischen Atemzugs über die unbeseelte Materie hinaus."
„Mit aller Verantwortung für den Fortbestand der Schöpfung", pflichtete Le Anyante bei. „Wer über die Brücke geht, muss erkennen, dass er dem Kosmos dient, nicht umgekehrt. Ein Bohlensteg ist das ideale Design, das Synonym für einen Halt, der zugleich zur Vorsicht mahnt." Zustimmung wurde laut. Schließlich bestätigte auch Varantir sein Einverständnis. Ihm war klar, dass Le Anyante in dem Moment alle manipuliert hatte. Sie hatte den Energie-Techniker vorgeschoben, an dessen Kompetenz niemand zweifelte, und sich im psychologisch geschicktesten Moment selbst eingeschaltet.
Warum nicht ihn, Curcaryen? Hinterging sie ihn ebenso wie die Elite ihres Volkes?
Sein Ärger wuchs. Außerdem ein Gefühl, das er bislang stets zurückgedrängt hatte: Eifersucht.
Milchig trüb schwebte das Energiepotenzial über der Ebene, fixiert von den Traktorstrahlern kleiner Raumschiffe. Trotz der im Zenit stehenden Sonne waren Sterne zu sehen; die dichte Population verblasste selbst tagsüber nicht völlig. Thoregon-Cencha, das Hauptsystem der Superintelligenz, schimmerte als fahlrötlicher Fleck über dem Horizont. Die einzige Sonne, in der sich THOREGON nicht manifestierte, war das Muttergestirn von Tulacame
2.
Dennoch waren die am Verpuppungsprozess beteiligten Algorrian überzeugt, dass die Superintelligenz jede Phase des Vorgangs beobachtete. Obwohl Helioten noch nicht geortet worden waren.
Zehntausende Algorrian hatten mehrere hundert Jahre lang am ersten Brückenpfeiler gearbeitet. Ergebnis war das fahl glimmende, einer zuckenden Kerzenflamme ähnelnde Potenzial. Gebannt beobachtete Le Anyante den Vorgang.
Bislang hatte sich niemand die Mühe gemacht, ein Behältnis zu konstruieren, das die Funktion der Brunnenschalen von einst erfüllte. Vorerst war es darum gegangen, das Projekt schnellstmöglich voranzutreiben.
Curcaryen und mit ihm Anyante hatten nur noch wenige Jahrhunderte zu leben.
Ihre Furcht vor den gebändigten
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