2182 - Der THOREGON-Plan
Urkräften konnte die Fundament-Stabilisatorin nicht völlig verdrängen. Immer mehr Kontrollstände und Schirmfeldprojektoren materialisierten im Umfeld. Ein kaum wahrnehmbares Flirren legte sich über die Szene, ausgehend von starken Induktionsfeldern. Tief im Boden waren die röhrenförmigen Netzgestänge verankert worden, die eine Weiterentwicklung des TULA-Schutzschirms darstellten.
Treleb Gne erstarrte in ehrfürchtiger Konzentration, seine Hände ruhten in den gestaffelten Lichtfeldern sekundärer Kontrollsysteme. In den vergangenen Tagen hatte Le alles darangesetzt, Curcaryen nachhaltig zu stabilisieren. Offenbar zu gut. Er stand da wie angewurzelt, spuckte unaufhörlich zwischen den Leitfeldern hindurch auf den Boden und kratzte sich zudem ungeniert die Hinterbacken. Gemurmelte Kommandos, die Le nicht verstehen konnte. Fahle Energiefelder sprangen von den Raumschiffen auf den Boden über und woben einen Käfig; der unerwünschte Interferenzen abhielt. Anyante registrierte, dass sich ihr Fell aufrichtete. Doch der Spuk verschwand so schnell, wie er begonnen hatte.
Die „Flamme" zuckte heftiger, sprang innerhalb der Fesselfelder hin und her, und schon nach wenigen Augenblicken leuchtete sie auf. In einzelnen, weit auseinander liegenden Feldern spiegelte sich der Lichtschein. Hunderte erst, dann Tausende gleichförmiger Facetten, verstreut im Wirbel der dichter werdenden Kristallisationskeime, schließlich, miteinander verschmelzend, schuppenartige und halb transparente Materie bildend. Ein zapfenartiges Gebilde entstand, annähernd so groß wie ein kleiner Walzenraumer: die Grundform eines Brückenpfeilers. Anyante stellte fest, dass der Vorgang Stunden in Anspruch genommen hatte. Die Zeit war unglaublich schnell vergangen. Das eigentliche Gebäude, das in einem weiteren Arbeitsgang aus dem Zapfen heraus entstehen musste, bestand dann vollständig aus Formenergie, die sich nach einer hyperphysikalischen Matrix ausrichten und ihre Tätigkeit aufnehmen würde. Fernziel war, Systeme von jeweils zwanzig bis dreißig Brückenpfeilern zusammenzuschalten.
Die Frage nach dem Wozu stellten sich wohl nur Curcaryen Varantir und Anyante.
Als quasi Unsterbliche hatten sie Erfahrungen gesammelt, die beide längst nicht mehr an Zufälle glauben ließen. Weshalb hatte die Superintelligenz THOREGON nicht gewollt, dass die Zeitbrunnen in ihrer ursprünglichen Konstruktion übernommen wurden? Der Aufwand dafür wäre weit weniger zeitintensiv gewesen als die Entwicklung eines weitgehend neuen Systems. Le Anyante spürte die Veränderung als Erste. Ein schwacher Druck legte sich über ihre Gedanken und zwang ihren Blick in die Höhe. Die Raumschiffe hatten den verpuppten Brückenpfeiler bereits abgesetzt, die Traktorstrahlen und der Schutzkäfig waren erloschen.
Der Druck wurde intensiver. Le hatte ihn schon lange nicht mehr wahrgenommen, aber unbewusst darauf gewartet. Augenblicke später war die starke mentale Stimme eines Helioten zu vernehmen: „THOREGON betrachtet den Fortschritt mit großem Wohlwollen. Vor allem haben die Algorrian endlich wieder eine Aufgabe gefunden, die ihren Fähigkeiten gerecht wird."
„Die Brücke in die Unendlichkeit wird dem System der Zeitbrunnen nicht nachstehen", sagte Curcaryen. Der Heliote war zwischen den Raumschiffen erschienen, eine gleißende Silberkugel aus Sonnenenergie, die Manifestation einer anders kaum zu erfassenden Wesenheit. „THOREGON stellt sich jedoch ein sehr viel leistungsfähigeres System vor, als es den Kosmokraten für die Ausrüstung der Sternenschwärme zur Verfugung stand. Was heute geschaffen wurde, ist erst ein Anfang - ich weiß, dass die Algorrian zu sehr viel mehr fähig sind." Le Anyante beobachtete Varantir genau. Seine zögerliche Reaktion erschien ihr allzu verständlich. Abgesehen davon, dass die Superintelligenz sehr präzise Vorstellungen zu haben schien, was die Ausführung des erbetenen Transportsystems anbetraf, stellte sich die Frage nach dem Warum. „Die Brücke in die Unendlichkeit wird nicht nur Personen transportieren", verkündete der Heliote. „Das neue System soll an Knotenpunkten sogar Raumschiffsverkehr ermöglichen. Dafür werden deutlich größere Brückenpfeiler benötigt, als die bisherigen Planungen vorsehen. Sie müssen so ausgelegt sein, dass Raumschiffe extreme Entfernungen überwinden können."
THOREGON weiß weit mehr über unsere Arbeit, als wir für möglich hielten, erkannte Le Anyante. Die Möglichkeit, dass ein
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