2184 - Orakel in Gefahr
Inquisition?"
„Die Weisen unseres Volkes steigen einmal in einem Jahrzehnt hinab, um das Orakel zu befragen. Es ist erst in zwei Jahren wieder so weit." Bis dahin gab es nach Roxos Ansicht längst eine andere Machtkonstellation in Tradom. Vielleicht spielte die Minullu-Allianz eine tragende Rolle. Vielleicht fand sogar das Trümmerimperium teilweise zu jenem alten Glanz zurück, den einst das Reich der Güte verstrahlt hatte. „Würde es dir etwas ausmachen, uns die Ergebnisse eurer Messungen zugänglich zu machen?"
„Messungen?", echote es dumpf aus dem Baum. „0rtungsergebnisse, Aufzeichnungen von Sonden oder Ähnliches. Eure Vorfahren haben das Orakel doch sicher untersucht."
Der Sha Reitha zuckte unter heftigem Schütteln aller beweglichen Körperteile zurück. „Nie würde ein Krun das Heiligtum in einer solchen Weise schänden. Der Sha Reitha ist entsetzt. Wie könnt ihr nur auf einen solchen Gedanken kommen?"
„Verzeih uns!", beeilte sich Roxo zu sagen. „Wir wollten dir und deinem Volk nicht zu nahe treten. Unsere Neugier ist rein persönlicher Natur." Der Krun erstarrte. „Ihr wollt...?"
„Wenn es die Möglichkeit gibt, würden wir das Orakel gern in Augenschein nehmen."
„Ihr scherzt. Nur die Weisesten der Weisen erhalten alle zehn Jahre Zugang. Und ihr denkt, wir machen für Fremde von den Sternen eine Ausnahme?"
Der Sha Reitha verschwand mit einem Satz in dem dichten Geflecht der Gründerwurzel Sie warteten, aber der Tempelwächter kehrte nicht zurück.. Roxo Quatron blickte in die Runde. „Wir gehen." Die Jankaron kehrten zu dem Kanal mit dem Laufband zurück. Es trug sie bis an den Stadtrand und von dort nach Süden in Richtung der Schlucht. Die holographischen Hinrichtungen der Valenter liefen immer noch. Die Erosion des Tributkastells setzte sich fort. Aus rund fünfzig Yabaal Höhe fiel ein riesiges Stück der Außenmauer herunter und ließ Shanna Kamie erbeben. „Du willst nicht aufgeben, oder?" Itchi Cultega wetzte die Hälften ihres Schnabels aneinander. „Ich sehe dir an, dass du etwas im Schilde führst."
„Roxo hat einen Plan. Das ist doch klar", sagte Vett Burmer. „Geduldet euch, bis wir im CoJito-Jäger sind." Quatron beschleunigte seinen Schritt. Kiv Aaterstam schloss zu ihm auf. „Es ist euch bestimmt aufgefallen", brummte der meist wortkarge Waffenmeister. „Die Türen der Häuser sind viel zu klein für die Krun, ebenso die Fenster." Itchi starrte ihn entgeistert an. „Jetzt, da du es sagst ..."
„Such weiter!", forderte Roxo den Bordingenieur auf. „Es muss einen Anhaltspunkt geben." Die Aggregate des CoJito-Jägers überstiegen in ihrer Leistungsfähigkeit alles, was die Jankaron in ihrem bisherigen Leben kennen gelernt hatten. Ohne die Hypnoschulung durch die Eltanen in ihrer Raumstation wären sie nie in der Lage gewesen, mit dem High-Tech-Produkt umzugehen. Es ist Ultra-Hightech, verbesserte Roxo sich in Gedanken. Sie übertraf selbst jene gigantischen Systeme, wie sie die Schiffe aus der Milchstraße besaßen. „Vett?" Burmer traktierte die positronische Steuerung der Orter- und Tasteranlagen. Er gab ein enttäuschtes Fiepen von sich. „Negativ, Kapitän. Zwischen den Planeten und im Umkreis von zehn Lichtjahren ist alles ruhig. Das einzige Schiff auf verdächtigem Kurs fliegt mehr als zweihundert Lichtjahre entfernt."
Die Information trug nicht dazu bei, Roxo Quatron ruhiger werden zu lassen. Er traute dem Frieden nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in diesem stark befahrenen Raumsektor der Minullu-Allianz lediglich ihr kleiner Diskus das Signal empfangen hatte, war viel zu gering. Es reichte lässig für einen Rot-Alarm. Den löste Roxo Quatron nach kurzem Zögern aus. „Zieht die leichten Einsatzanzüge an", trug er der Crew auf. „Wir nehmen Deflektoren, Antigravs, Handstrahler und Schmelzgranaten mit. Jeder befestigt einen Paratronprojektor mit zweifacher Redundanz am Gürtel" Damit war klar, wie sein Plan aussah. Über das Ziel des Einsatzes brauchte er kein Wort zu verlieren, das kannten sie ebenso gut wie er selbst: das Orakel in der Gründerwurzel Roxo programmierte den CoJito-Jäger so, dass er im Fall eines Notrufs das Versteck verließ und auf dem schnellsten Weg den Standort der Gruppe ansteuerte.
Die vier Jankaron benötigten nicht einmal fünf Minuten, bis sie einsatzbereit im Freien standen. Noch immer meldete die Positronik nichts Auffälliges. Auch aus dem vierstöckigen Haus im Zentrum gab es keine Informationen. Die
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