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2184 - Orakel in Gefahr

Titel: 2184 - Orakel in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gedrängt standen die Jankaron am Durchgang. Ihre Orter arbeiteten auf Hochtouren. Taster einzusetzen, wagten sie nicht. Die Anzeigen blieben leer. Das Gewölbe blieb ortungstechnisch leer. Wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten... „Wartet hier auf mich!" Roxo holte tief Luft, ehe er sich in Bewegung setzte und in das Gewölbe schwebte. In einem Yabaal Höhe über dem Boden umrundete er das Gebilde. Das Nebelfeld besaß die Form einer Linse. Roxo schätzte den Durchmesser auf höchstens sechs Yabaal, die Höhe des waagrecht schwebenden Gebildes auf nicht mehr als eineinhalb Yabaal. Es besaß eine gleichmäßige Konsistenz, was es von herkömmlichem Nebel oder Wasserdampf unterschied. Roxo setzte den Hohlraumorter und das Infrarotmessgerät ein. Auch sie zeigten nichts an. Für den Jankaron gab es nur eine Erklärung: Was immer sich in diesem Nebel befand, es absorbierte alle Strahlungsspektren. Dadurch schob es jeder Form von Neugier automatisch einen Riegel vor. Vermutlich ließ sich der Nebel auch nicht durchdringen, aber das wollte der Jankaron nicht ausprobieren.
    Vett Burmer rief ihn zurück. „Gerade ist der Funkimpuls wieder ins All geeilt. Die Quelle befindet sich da!"
    Er deutete auf das Gebilde. Roxo nickte nachdenklich. Die Abstände zwischen den Impulsen hatten sich verkürzt. Der Jankaron hielt es für ein Zeichen, dass der Hilferuf immer dringender wurde. Eigentlich hatte er angesichts ihrer Anwesenheit eher das Gegenteil vermutet. War es möglich, dass die Aggregate im Innern des Nebels sie nicht bemerkten? Die Linse veränderte ihre Form. Sie quoll zu einem voluminösen Ei an. Die Oberfläche des Nebels erhielt Schlieren und Schatten. Entfernt ähnelten sie bizarren Gestalten oder Gegenständen. Roxo vermutete, dass es sich um genau den Zustand handelte, aus dem die Weisesten der Krun alle zehn Jahre ihre Prophezeiungen lasen. „Lasst uns einen Paratronschirm aufbauen und das Signal einsperren!", schlug Kiv Aaterstam vor.
    Roxo wollte zustimmen, aber da meldete der Orter erneut das Signal. Diesmal lag die Sendeleistung am unteren Rand der Skala; sie reichte gerade einmal drei Yabaal weit. Nur ein Rauschen blieb übrig, das sich im Wurzelwerk des Baumes verfing. „Das ist nicht ...", begann Vett. „Wir sehen es selbst", schnitt Itchi ihm das Wort ab. „Und wir hören es selbst." Die Translatoren der vier schalteten sich ein. Der Funkspruch enthielt Worte in jenem 160.000 Jahre alten Dialekt, aus dem das heutige Anguela-Idiom hervorgegangen war. Die Worte bildeten eine konkrete Frage, und es gab für Roxo Quatron keinen Zweifel, dass sie ausschließlich an sie gerichtet war. „Wie hieß die Zentralwelt der Thatrix-Zivilisation?"
    „Bei allen Nestern, die es auf Jankar jemals gegeben hat", pfiff Vett Burmer schrill. „Der Frager weiß nicht, mit wem er es zu tun hat."
    „Wozu auch?" Roxo sah seinen Bordingenieur schief an. „Der Automat reagiert wahrscheinlich auf jeden, der vor dem Nebelfeld steht."
    „Vett, gib die Antwort im selben Symbolkode, in dem wir die Antwort erhalten haben." Burmer hackte mit fliegenden Krallen auf dem Sensorpanel seines Funkgeräts herum und schickte die Antwort in das neblige Ei. Sie lautete „Caldera". Die Temperaturanzeige der Positronik des Einsatzanzugs meldete einen Anstieg um drei Grad. Das Gebilde erwärmte sich. Gleichzeitig traf die zweite Frage in den Geräten der Jankaron ein. „Wie heißt die in die Calditische Sphäre eingelagerte Psi-Materie?" Roxo musterte die Gefährten. „Wer hat es sich gemerkt?" Ein hilfloses Aufplustern der Halsfedern war Antwort genug. Keiner wusste es. Sie hatten zwar die Reise in die Vergangenheit mitgemacht, waren jedoch nicht unmittelbar am Geschehen beteiligt gewesen. Ihr Wissen bezogen sie aus den Datenbanken der LEIF ERIKSSON. „Tantal...", überlegte Itchi Cultega. „Nein, das war es nicht. Tefal? Auch nicht. Halt, jetzt hab ich's. Tymcal!" Vett funkte den Begriff ins Nebelfeld, und wieder stieg die Temperatur um drei Grad an.
    Roxo schauderte innerlich. Ein Kribbeln lief unter seinen Flaumfedern vom Kopf bis hinab zu den Fußkrallen.
    Die unerwartete Konfrontation mit einer Anlage aus der Vergangenheit versetzte ihn in einen unbeschreiblichen Zustand. Wollte das Schicksal sie jetzt dafür entschädigen, dass sie beim Aufenthalt im Reich des Glücks nichts erlebt hatten? Das Orakel der Krun fragte gezielt Wissen aus der Vergangenheit ab, das in der Gegenwart niemand mehr besitzen konnte mit wenigen

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