2185 - Souverän der Vernunft
noch im PULS, in einer Art Koma", enthüllte der Verkünder. „Ihm wurde jedoch durch die Killerwelle ein solcher Schlag versetzt, dass er nicht mehr erwachen kann!
Der Leib kann seine Bewusstseinssplitter nicht mehr zu sich ziehen! Und solange das Koma nicht aufgehoben wird, kann das, was von VAIA übrig ist, nicht wieder vereinigt werden." Eine Vereinigung, die nach meinem Wissen 160.000 Jahre lang nicht stattfinden wird!, dachte Zim. Aber dass VAIA nicht nur aus Geist besteht, sondern auch einen Körper hat ... diese Information setzt alles in ein ganz anderes Licht!
Doch bevor er eine weitere Frage stellen konnte, hob der Verkünder die Hand. Die Bedeutung der Geste war eindeutig: Jetzt spreche ich! „Ihr habt zwar nicht die Wahrheit gesagt, aber ihr habt auch nicht gelogen. Ihr wusstet es einfach nicht besser. Doch euer Hinweis war sehr wichtig für uns. Daher bin ich geneigt, euch zu glauben, dass eure Interessen auch die unsrigen sind, wie ihr es während der Befragung behauptet habt." Plötzlich kam sein Blick Zim geradezu lauernd vor. „Daher werdet ihr mich auf einer Expedition an einen Ort begleiten, an dem vielleicht weitere Antworten auf uns warten. Womöglich werden eure Kenntnisse auch dort nützlich sein."
„Zu welchem Ort?", fragte Zim. „Zum PULS", erwiderte der Verkünder. „Genauer gesagt... zu VAIAS Kind!"
Zim kannte den Anblick von Hologrammen her, doch er verschlug ihm auch diesmal den Atem.
Ein gelb orange Gleißen und Wabern, gespickt mit Protuberanzen ... Zwar blendete das Holo zahlreiche Daten ein, doch Zims Verstand hatte Probleme, sich die Größenmaßstäbe realistisch vorzustellen. Eine 5000 Lichtjahre durchmessende Glutzone. Ein PULS. Eine extrauniversale Zone, unabdingbare Voraussetzung für das Entstehen eines THOREGONS. Jo Vampuce lenkte die Aufmerksamkeit des Emotionauten auf ein kosmisches Phänomen, das sich im Gegensatz zu der Glutzone geradezu winzig ausnahm. „VAIAS Kind", sagte er und rief eine Holovergrößerung auf.
Zim studierte die Daten und betrachtete die dreidimensionale Darstellung eines energetisch hochaktiven Objekts 185 Lichtjahre außerhalb des PULSES, in dem sich etwa achttausend Sonnenmassen zu einer energetischen Hölle von 1,2 Lichtjahren Durchmesser ballten. Einer Protosonne vergleichbar, doch darum handelt es sich definitiv nicht, dachte er. Das astronomische Objekt war ihm vertraut. Im Jahr 1312 NGZ war es von den Astronomen der KARRIBO auf den Namen Auge-B getauft worden. Es verdankte seine Entstehung der energetisch hochaktiven Materiebrücke zwischen Tradom und Terelanya. Durch eine Laune der Natur hing es nicht mit dem PULS zusammen, sondern bildete eine autarke Formation, die mit etwa 98.000 Kilometern pro Sekunde im Verlauf von fast 52.000 Jahren einmal um den PULS kreiste. Gleichzeitig wies es eine hohe Eigenrotation von 20,8 Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf, also von 62.400 Kilometern pro Sekunde. Bei einem Äquatorumfang von etwa 3,77 Lichtjahren benötigte es für eine vollständige Eigenrotation 18,125 Jahre. Zim kniff die Augen zusammen. Irgendetwas störte ihn an diesem Holo. Es dauerte einen Augenblick, dann hatte er es: In seiner Gegenwart stieß Auge-B einen grell leuchtenden Jetstrahl zum PULS aus, hierin der Vergangenheit aber noch nicht! Wieso nicht?, fragte der Emotionaut sich.
Erst dann wurden ihm die Konsequenzen klar. In 160.000 Jahren konnte solch ein Jetstrahl nicht auf natürliche Art und Weise entstehen. Also musste er künstlichen Ursprungs sein. Aber - welchen Sinn hat es, solch einen Jetstrahl zu schaffen? Dazu ist doch eine gewaltige Leistung erforderlich! Er beschloss, Jo Vampuce gegenüber nichts von seinen Gedanken zu verraten. „Weshalb sind wir hier?", fragte er den Verkünder. „Vor kurzem erreichte ein Raumschiff namens KIRDIME die Calditischen Paläste. An Bord befanden sich Eltanen, die von Experimenten des leider verstorbenen, berühmten Leuchters Rintacha Sahin berichten." Zim hatte den Namen zwar schon einmal in Zusammenhang mit den Eltanen gehört, im Augenblick aber sagte er ihm nichts.
Fragend sah er Vampuce an. „Sahin hat in VAIAS Kind offenbar eine Experimentalstation aufgebaut, deren Existenz niemals öffentlich bekannt wurde."
Der Emotionaut pfiff leise. „Man kann sich ... Ich kann mir vorstellen", korrigierte er sich, „dass es nicht einfach ist, mit einem Raumschiff in VAIAS Kind einzufliegen."
„Damit hast du völlig Recht. Unsere Schiffe können nur ein Stück weit
Weitere Kostenlose Bücher