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2186 - Der neue Souverän

Titel: 2186 - Der neue Souverän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf ihrer Seite stehen", sagte das andere Insektenwesen. „Denn ebenso wie die Rudimentsoldaten bedürfen auch sie in regelmäßigen Abständen der permanenten Zufuhr gewisser geheimer Nährstoffe."
    In knöchellangen, dunkelbraunen Kutten, die Kapuzen über die Köpfe geschlagen, wurden November, Corona und die sechs anderen Geschöpfe des Zwielichts dem aktuell herrschenden Souverän der Vernunftvorgestellt. Sie alle wurden unverzüglich in den Dienst der Inquisition übernommen. Sie benötigten einige Dutzend Jahre im Dienst des Souveräns und seiner Inquisitoren, um das grundlegende Problem der Tonkihn zu erkennen. Die Herrscher der Inquisition der Vernunft starben aus! Sie hatten vielleicht noch zwei oder drei Generationen vor sich, dann würden keine Tonkihn mehr nachkommen. „Den Genetiker von Kaaf wird dieser Sachverhalt bekannt sein", sagte November. „Sie wissen genau, was geschehen wird ... und dass über kurz oder lang in der Festung der Inquisition ein Machtvakuum entstehen wird."
    „Falls sie nicht sogar dafür gesorgt haben", fügte Corona hinzu. Sie forschten nach und fanden heraus, dass die Tonkihn eine genetische Manipulation erfahren hatten, die sie nun unaufhaltsam dezimierte. Eine versteckte Manipulation der Genetiker von Kaaf! Weitere Recherchen ergaben, dass die Genetiker nicht nur die Tonkihn auf diese Weise ausgelöscht hatten, sondern vor langer, langer Zeit auch schon die Eltanen. „Noch tausend Jahre", sagte November, „dann ist die Zeit der Tonkihn abgelaufen ..."
    Sie stellten fest, dass die Genetiker die Wahrheit gesprochen hatten. Sie überlebten sie alle, die Souveräne der Tonkihn, ja sogar die Genetiker der Kaaf, die sie einst geschaffen hatten. Sie waren unsterblich und gewannen damit die Zeit, die man brauchte, um langfristige Pläne zu schmieden.
    Sie verschafften sich ausreichende Dosen des Stoffes, den die Genetiker Szaiir'zeen nannten, damit sie nicht wie die Rudimentsoldaten in Abhängigkeit leben mussten. Sie analysierten ihn und ließen ihn schließlich unbemerkt von der Inquisition herstellen.
    Sie isolierten die Genetiker von Kaaf im politischen Spiel der Mächte. Und sie sorgten dafür, dass die Tonkihn die Wahrheit nie erfuhren. Es dauerte über tausend Jahre, doch sie warteten geduldig ab, und als dann die große Zeit der Tonkihn ihr Ende nahm, luden sie den Progenetiker von Kaaf und seine 101 Superb-Genetiker aus dem Genetischen Kaafix in die Festung der Inquisition ein. Ihre Schöpfer blieben bis zum letzten Atemzug ahnungslos. Sie reisten freudig zu dem vermeintlich größten Tag der Geschichte ihres Volkes an, bereit, die Macht zu übernehmen.
    Doch nicht die Herrschaft über die Inquisition der Vernunft wartete auf sie, sondern der Tod. Das Massaker in der Festung forderte über zehntausend Opfer, und danach war alles anders. Zum ersten Mal wurde ein Geschöpf, das nicht dem Volk der Tonkihn entstammte, zum Souverän der Vernunft gekürt.
    8.Die Kreaturen von Quintatha Der Supernova-Admiral der Valenter hob den Kopf, und November sah, dass seine Augen geöffnet waren. Er verspürte Bedauern und Erleichterung zugleich. Bedauern, weil der Admiral ihm gute Dienste geleistet hatte, auf die er nun verzichten musste. Erleichterung, weil er der Gier nachgeben konnte, die unablässig in ihm loderte, mal heißer, mal kälter. Meistens jedoch heißer.
    Und Valenter gab es mehr als genug. Er würde problemlos Ersatz für den ranghohen Krieger finden. November öffnete seinen Geist und spürte das Bewusstsein des Admirals, die Angst, das plötzliche Entsetzen, als ihm klar wurde, welchen Fehler er begangen hatte.
    Der Souverän der Vernunft leckte kurz über die Lebensenergie des hohen Militärs und ließ der Gier dann freien Lauf. Neue Energie schoss durch seine verdorrten Adern, süß und heiß und wärmend - und erkaltete schon wieder, während der leblose Körper des Valenters noch in sich zusammen sank. „Wer das Antlitz eines Inquisitors schaut, muss sterben", sagte er leise. Er sprach den Satz während dieser Audienz nicht zum ersten Mal, doch seine Untertanen hatten offensichtlich Schwierigkeiten, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. „Und was für einen Inquisitor gilt, gilt erst recht für den Souverän der Vernunft!"
    Sie werden es lernen, dachte er, während sein Blick über die anderen Anwesenden im Audienzsaal in der Festung der Inquisition glitt. Die, die diese Begegnung mit der Führung des Inquisition überleben, werden es niemals vergessen.

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