21st Century Thrill - Mind Games
Jons Vater und raufte sich das Haar. Wenigstens hatte er die Klamotten von Bauer Traugotts Sohn gegen seine eigenen eingetauscht. „Die nehmen uns nicht für voll.“
Val hielt ihren Laptop auf den Knien; ihre Finger jagten wie irr über die Tastatur.
„Appetit?“, fragte Jon. Er hatte beim Türken gegenüber drei Portionen Börek und Cola besorgt.
„Das Schlimmste ist: Ich glaube mir selber nicht einmal mehr.“ Kris ließ den Kopf hängen.
„Quatsch nicht!“, fuhr Val ihn an. „Was dieser Flessner denkt, dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Aber Kommissarin Meixner … für die ist der Überfall Tatsache. Sie kann ihn nur nicht einordnen.“
„Was meinst du damit?“ Kris nahm einen Börek und biss hinein. Ein bisschen Hackfleisch bröselte aus dem Teig und landete auf dem Boden. Er stippte es mit dem Finger auf.
Val lehnte sich zurück. „Erstens“, begann sie, „fehlt keins von euren Fahrrädern. Es ist unwahrscheinlich, dass Aki zu Fuß abgehauen ist. Zweitens die Reifenspuren. Irgendwelche Autos waren letzte Nacht dort am Kai. Die Frage ist halt, wer die Autos dahingefahren hat und warum. Akis Schlafanzug ist weg, ihre normalen Klamotten sind auf der Susanna . Drittens die Story mit den Kameras. Für sich allein bedeuten diese Dinge vielleicht nichts. Aber zusammengenommen schon!“ Sie warf einen Blick auf das Display ihres Rechners. „Und das schlagendste Argument: Eure Notebooks sind geklaut.“
„Ich weiß nicht.“ Kris zuckte die Achseln. „Sie könnten mir auch vorwerfen, ich hätte sie selber weggeschmissen. Und die Fingerabdrücke … das dritte Profil muss ja wohl von Ellen sein.“
„Warum wolltest du nicht, dass wir was von Ellens Besuch sagen?“ Jon sah vorwurfsvoll drein. „Von deinem Tritt habe ich immer noch einen blauen Fleck am Schienbein.“
„Dann vernehmen die Bullen Ellen. Noch so eine Tussi mit einem Burn-out. Halb unzurechnungsfähig. Zwei durchgeknallte Frauen auf einem Boot.“
Kris starrte Val verblüfft an. „Aber Aki …“
„Hast du gesehen, wie dieser Flessner Akis Buch angeguckt hat? Dass sie was über Krisen liest, hat ihm doch nur bestätigt, dass sie neben der Mütze ist.“
„Komisch, es gibt keine Spuren, nur die kaputte Tür“, murmelte Kris.
„Die Täter haben wahrscheinlich mit Handschuhen gearbeitet. So schlau sind die Bullen auch, dass sie das einkalkulieren. Kriege ich einen Börek?“, fragte Val.
Jon lag fast waagerecht im Raum, als er ihr eilig die Alubox hinschob. „Und warum wolltest du nicht, dass ich denen erzähle, dass einer auf Kris’ Festplatte war?“
Kris öffnete eine Colaflasche. Es zischte. Durstig trank er die Hälfte in einem Zug leer. „Val will erst mal selber checken, was Sache ist, oder?“
„So ungefähr. Außerdem hätten die Bullen ja sonst rausgekriegt, dass ich auch auf Kris’ Platte war.“
„Und noch auf unzähligen anderen“, ergänzte Jon.
„Du musst eine Vermisstenanzeige aufgeben.“ Val deutete mit ihrem schwarz lackierten Zeigefinger auf Kris. „Du musst glaubhaft machen, dass es nicht normal ist, wenn sie sang- und klanglos verschwindet.“
„Ich hab gesehen , wie sie Aki über das Fallreep gezerrt haben.“
„Sollen wir beim Fallschirmspringerclub anrufen? Vielleicht ist sie dort aufgekreuzt.“
Kris setzte nicht die leiseste Hoffnung in Jons Vorschlag, wählte dann aber doch die Nummer der Skydivers, mit denen Aki regelmäßig trainierte. Die Fallschirmfans hatten seine Schwester allerdings seit über zwei Wochen nicht gesehen. „Schöne Pleite!“ Kris legte auf.
„Und jetzt?“ Jon warf die Reste seines Börek in den Papierkorb. Es war heiß und stickig im Zimmer. Kris spürte, wie sich seine Kehle vor Panik zuschnürte.
„Wann war noch mal diese Freundin von Aki auf der Susanna ?“, erkundigte sich Val.
„Kurz nachdem wir ins Landschulheim gefahren sind.“
Er wählte Akis Nummer. „Hi! Dies ist Akis AB. Hinterlasst mir eine Nachricht.“ Kris legte auf.
Vals Zeigefinger tippte unentwegt auf die taktile Fläche ihres Laptops. Mit einer energischen Handbewegung schloss sie den Computer und legte ihn neben sich. „Alles steht und fällt mit dieser Ellen, findet ihr nicht?“
„Wieso?“ Jon sah Kris an. Der zuckte die Schultern und grinste schief. Vals Gedankensprünge führten meistens um zu viele Ecken gleichzeitig.
„Ellen kommt unangemeldet zu Besuch. Bleibt drei Tage. Danach ist Aki wie ausgewechselt.“
„Schon komisch“, nickte Jon.
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