21st Century Thrill - Mind Games
sie horchte ihn nach verborgenen Konflikten, Streitereien und anderen unklaren Dingen aus. Schließlich nahm sie die Vermisstenanzeige auf und schickte ihn in einen Nebenraum, wo ein Polizist mit einem Scanner seine Fingerabdrücke nahm.
„Kopf hoch“, sagte sie zum Abschied, als Kris, Jon und Val die Polizeidirektion verließen. „Wird schon werden.“
Glinka InterLabs befand sich in einem schicken Bürohochhaus am Potsdamer Platz. Eine Drehtür führte ins Foyer.
„Okay“, bestimmte Val. „Einer von uns geht da jetzt rein und fragt nach Ellen.“
„Einer?“, fragte Jon entgeistert. Kris sah ihm an, dass er dieser eine auf keinen Fall sein wollte.
„Ist doch logo“, stöhnte Val. „Wäre nicht geschickt, wenn sie uns gleich alle drei zu Gesicht bekommt. Besser, zwei bleiben im Hintergrund. Man kann nie wissen.“
Kris gab sich einen Ruck. Das hier war seine Sache.
„Ich mach’s“, verkündete er cool.
Mit gemischten Gefühlen betrat er das Foyer. Innen war es gefühlte dreißig Grad kälter. Der Boden weiß gefliest, die Wände aprikosenfarben gestrichen. Alles strahlte Eleganz und Überlegenheit aus. Wer hier in ausgetretenen Chucks hereinkam, fühlte sich automatisch wie auf dem Schleudersitz.
An einer Theke aus dunklem Holz wartete bereits der Portier. Er trug eine makellose, dunkelblaue Uniform und hob fragend die Augenbrauen, als Kris auf ihn zutrat. Vor ihm auf dem Tresen stand ein Schild: „Bitte weisen Sie sich aus.“
„Ich möchte zu Ellen Lennart von Glinka InterLabs“, sagte Kris.
Der Mann musterte Kris abschätzig. Endlich bequemte er sich, eine Nummer zu wählen. „Besuch für Frau Lennart. Ein gewisser …“ Er sah Kris fragend an.
„Kris Roloff.“
„Kris Roloff“, gab der Pförtner weiter. Er runzelte die Stirn. „Aha … erst heute Nachmittag … verstehe …. gut.“
Das klang ziemlich nach Niederlage.
„Tja, junger Mann, Frau Lennart ist heute nicht im Labor und ein Besuchstermin ist auch nicht eingetragen. Ich glaube, du siehst besser zu, dass du verschwindest.“
„Aber …“
„Ich kann auch den Sicherheitsdienst rufen.“
Die Augen des Pförtners bohrten sich in Kris’ Rücken, als er über die spiegelnden Fliesen zur Tür trabte und das Bürohaus verließ.
Eine Straßenecke weiter traf er auf Val und Jon.
„Update?“, fragte Val.
„Ellen arbeitet heute erst nachmittags. Und die lassen keinen rein. Nur mit Besuchstermin.“
„Shit“, murmelte Jon.
Val schob die Unterlippe vor. „Okay, dann müssen wir andere Seiten aufziehen.“
Sie setzten sich in ein Straßencafé. Val sah entschlossen drein, während sie die Eiskarte studierte. „Ich nehme drei Kugeln Pistazieneis“, sagte sie. „Und ihr?“
Kris schloss sich Jon an, der einen Schokoschock bestellte, weil er beim besten Willen nicht wusste, was er wollte. Und weil ihm das Eis komplett egal war.
„Ich muss Ellen abpassen, wenn sie ins Labor kommt“, sagte er schließlich.
„Umgekehrt. Wenn sie nach Hause geht.“ Val betrachtete ihre Fingernägel. „Wenn du sie aufhältst, während sie hingeht, hat sie keine Zeit und wimmelt dich ab.“
„Ich könnte mich mit ihr für den Abend verabreden.“
„Das geht in die Hosen. Vielleicht will sie dich ja gar nicht treffen und versetzt dich!“, widersprach Val.
Jon nickte bestätigend. Kris widerstand dem Drang, seinem Kumpel eins auf die Nase zu geben.
„Sag mir nicht, ich muss mich hier für den Rest des Tages rumtreiben, um irgendwann spät am Abend Ellen aufzugabeln!“
„Doch. Du machst genau das.“ Val zog ihr Notebook aus der Tasche. „Lisa wird heute sechs. Ich muss demnächst heim und meiner Mutter helfen, die Gören unter Kontrolle zu halten. Aber vorher checke ich noch, was Glinka InterLabs so alles erforscht.“
Das Eis kam. Kris betrachtete Val, wie sie ihre Portion löffelte und dabei konzentriert auf ihren Bildschirm sah. Logischerweise stand ihr eher der Sinn danach, im Internet zu recherchieren, als ihre kleine Schwester zu hüten. Er wechselte einen Blick mit Jon. Der grinste.
„Ist ja nicht schwer, es sich hier gemütlich zu machen. Du beobachtest den Eingang zum Glashaus, und wenn sie rauskommt, siehst du zu, dass du sie erwischst“, ermunterte er Kris.
Aha, daher weht der Wind, dachte Kris finster. Jon macht sich mit Val aus dem Staub, und ich darf Schmiere stehen.
„Aber was soll ich mit ihr reden? Soll ich sie einfach direkt fragen: Hast du meiner Schwester Psychopharmaka
Weitere Kostenlose Bücher