21st Century Thrill - Mind Games
Kris hätte wetten können, dass sein Kumpel keinen Schimmer hatte, worauf Val hinauswollte.
„Simple Sache, Boys: Wir müssen diese Ellen finden. Vielleicht ist irgendwas auf dem Boot zwischen ihr und Aki vorgefallen.“ Sie wandte sich Jon zu. Ihre grauen Augen bohrten sich in seine. „Wie weit bist du mit deinen Recherchen zu Forschungslaboren?“
Jon schluckte.
„Halt dich ran, Babe“, befahl Val. „Wir checken sämtliche Labore durch, die wir im Internet finden. Ran an den Speck, Jungs!“
Kris war ihr dankbar, dass sie Stress machte.
Wenigstens glaubten ihm Val und Jon.
Kapitel 13
„Ich hab sie!“ Val warf die Arme in die Luft. „Hurray, Leute, schaut her: Ellen Lennart. Das muss sie sein.“
Die drei steckten die Köpfe zusammen. Kris’ Ohr berührte Vals Haar, während sie auf den Bildschirm starrten.
„Kommt sie dir bekannt vor, Kris?“ Val deutete auf das Porträtfoto.
„Klar, das ist sie.“
„Studium der Chemie. Derzeit Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin … blablabla … befasst sich mit einer Studie zum Wirkstoff Amisulprid … blabla …“, las Val laut vor.
„Das ist keine Uni-Seite“, merkte Jon sofort.
„Nope. Ein Labor. Hier. ‚Glinka InterLabs‘.“
Kris fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang. „Ellen Lennart, Spezialistin für Neuroleptika. Ich verstehe nur Bahnhof.“
„Hier steht eine Skizze ihrer Doktorarbeit.“ Val klickte auf einen Link.
„Wie – stellen die ihr Zeug ins Netz, bevor es fertig ist?“, fragte Jon. Er hatte genauso viel Angst vor Datenklau im Internet wie sein Vater.
„Ich glaube, das dient einfach dazu, herauszufinden, ob jemand anderes durch Zufall das gleiche Thema wählt“, beruhigte Val. „Lasst uns mal alles ausdrucken.“
In der nächsten halben Stunde stürzte sich Kirs in die Lektüre und las einen Artikel nach dem anderen. Er fand heraus, dass Neuroleptika Psychopharmaka waren: Medikamente, die die Gefühle von Menschen veränderten. Es gab grob vier verschiedene Sorten: Tranquilizer, um die Patienten ruhigzustellen. Aufputschmittel, die das genaue Gegenteil hervorriefen, nämlich das Zentralnervensystem der Patienten anzuregen. Schließlich waren da noch Stimmungsaufheller; und dann Neuroleptika, mit denen Psychosen behandelt wurden.
„Was ist eine Psychose?“, fragte Kris in die Stille des Arbeitszimmers hinein. Es klang nach verrückt, nach wahnsinnig, nach Irrenanstalt.
„Guck nach!“, grunzte Val. Sie lag bäuchlings auf dem Teppich und studierte die Ausdrucke. Kris setzte sich an ihren Laptop und googelte „Psychose“:
Eine psychische Erkrankung, die mit dem zeitweiligen Verlust des Realitätssinnes einhergeht .
Das klang ätzend. Kris hob den Kopf. Die anderen beiden waren so in ihre Lektüre vertieft, dass er nicht stören wollte. Er forschte weiter. Psychosen wurden also mit Neuroleptika behandelt. Genauso wie Erregungs- und Angstzustände.
Val unterbrach seine düsteren Gedanken: „Sag mal: Aki kennt Ellen noch aus der Schule, oder?“
Kris nickte.
„Könnte es sein, dass Aki ein psychisches Problem hatte und Ellen gebeten hat, ihr zu helfen?“
„Quatsch!“ Aki ein psychisches Problem! Das musste erst noch erfunden werden, dachte Kris.
„Sie hat sich jede Menge Arbeit aufgehalst. Die Werbeagentur, die Schauspielerei …“
„Du kennst Aki, Val! Sie ist einfach ein super aktiver Typ. Kann nicht still sitzen. Du bist mit ihr bei den Skydivers gewesen. Aki hat vor nichts Angst!“
Val setzte sich auf. „Jeder stößt mal an Grenzen, oder?“
„Aki hat Kris aber erzählt, dass Ellen an einem Burn-out leidet“, mischte Jon sich ein.
„Genau!“ Beruhigt legte Kris den Laptop beiseite.
Val wedelte mit ihren Papieren. „Ich habe mich auf die Nebenwirkungen von Psychopharmaka gestürzt. Da gibt es Infos satt. Alle Medikamente haben nämlich Nebenwirkungen. Lässt sich gar nicht vermeiden. Ein Arzt muss also das Arzneimittel so verabreichen, dass es möglichst viele positive Effekte hat und möglichst wenige Nebenwirkungen. Hier.“ Vals Bleistift knallte auf die Ausdrucke. „Neuroleptika können zum Beispiel zu Müdigkeit und Orientierungslosigkeit führen. Der Patient verändert sich. Wird antriebslos. Manche kriegen Heißhunger und werden innerhalb kürzester Zeit zur Tonne.“
„Das Letzte trifft auf Aki überhaupt nicht zu!“, wehrte Kris ab.
„Ich meine ja nur“, sagte Val langsam, „dass es vielleicht so war: Aki fühlt sich abgespannt. Zufällig ruft ihre
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