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21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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sich nicht länger als ein paar Minuten mit einer Sache beschäftigten. Sie nerven ihre Eltern bis aufs Blut.“
    „Und die genervten Eltern verabreichen ihnen Pillen, damit die lieben Kleinen erträglich werden?“, fragte Jon verwundert.
    „Was ich hier gelesen habe“, Val deutete auf ihren Laptop, „handelt von einem Medikament namens Ritalin. Es macht leistungsfähig, aber Kritiker führen an, dass man über langfristige Nebenwirkungen noch zu wenig weiß. Es gibt den Verdacht, dass das Mittel später anfällig für Psychosen macht.“
    Shit, dachte Kris. Da ist es wieder. Das blöde, perverse, grässliche Wort. Psychose. Schnell spulte er ab, was er von Herrn Barnfelders Unterricht noch wusste:
    „Eigentlich sollen ADHS-Kinder Verhaltenstherapien kriegen, aber die ziehen sie höchstens durch, wenn sie vorher ein Medikament bekommen haben, damit sie sich überhaupt auf die Therapie konzentrieren können.“ Erstaunlich, wie viel er von den Ausführungen seines Lehrers behalten hatte. „Außerdem leiden die Kinder an ihrem inneren Chaos. Der Alltag ist für sie ein Auf und Ab, ein totaler Kampf. Sie stehen immer im Mittelpunkt, mal Klassenclown, mal Kotzbrocken.“
    „Klingt anstrengend“, warf Jon ein.
    „Eben. Deshalb“, Val lächelte ihn an und Kris fühlte sich, als hätte er einen Tritt in den Magen bekommen, „versucht man, ihnen mit Medikamenten zu helfen. Aber Kinder reagieren auf das Chemiezeug anders als Erwachsene. Ritalin ist eigentlich ein Amphetamin, ein richtiger Aufputscher. Im Zweiten Weltkrieg haben die Flieger Amphetamine bekommen, damit sie weniger Angst haben. Die Piloten wurden zu vollen Draufgängern. Fühlten sich allmächtig. Aber bei Kindern wirkt Ritalin umgekehrt: beruhigend, klärend. Deshalb muss es Forschungen geben, die genau das zum Thema machen: Wie wirken Psychopharmaka auf Kinder?“
    „Und das tut Glinka InterLabs?“, fragte Kris.
    Val hob den Daumen senkrecht in die Luft. Puh, dachte er, Kurve gekriegt. Die weißen Tabletten fielen ihm ein. Mit einem Mal war er neugierig: Wie war das, full speed zu fahren, ohne einen Gedanken an unangenehme Dinge zu verschwenden?
    „Natürlich sind solche Forschungen geheim. Weil jeder der Erste sein will, der ein neues Medikament entwickelt, testet und schließlich verkauft.“
    „Wo ist das Problem?“, erkundigte sich Jon.
    Frances kam zu ihnen und stellte ihnen drei Flaschen Smoothies hin. „Geht aufs Haus.“
    „Danke!“, sagte Kris.
    Frances nickte und verschwand im Halbdunkel seines Cafés.
    „Während der Projektwochen ging es um die großen Krankheiten des 21. Jahrhunderts“, erklärte Kris. „Wir kriegen keine Pocken mehr, kein Gelbfieber und keinen Typhus. Geschweige denn die Pest. Die neuen Gefahren für unsere Gesundheit sind Krebs und psychische Störungen.“
    „Du klingst wie Barnfelder“, unkte Jon.
    Kris schraubte seinen Smoothie auf. Pfirsich, na ja. Nicht unbedingt seine Lieblingssorte, aber wenigstens kalt. „Ich habe mir den Stoff ja auch zwei Wochen lang reingezogen. Hab mich richtig krank gefühlt am Ende! Jedenfalls besteht das größte Problem nicht mehr darin, dass sich Millionen mit irgendeinem ekligen Virus anstecken und sterben wie die Fliegen“, fuhr er fort, „sondern es gibt ein volkswirtschaftliches Desaster. Die Leute, die reihenweise nicht mehr zur Arbeit können, weil sie ausgebrannt oder weggetreten sind, kosten den Staat eine ganze Stange Geld. Es wird irgendwann immer weniger Arbeitnehmer geben, die sich jeden Morgen zu ihrem Job schleppen, und immer mehr, die das einfach nicht mehr schaffen. Dadurch wird weniger Einkommen erwirtschaftet und das führt dazu, dass die Geldreserven nicht mehr ausreichen, um den Kranken den Lohn weiterzuzahlen und ihre Behandlung zu finanzieren.“
    „Verstehe“, murrte Jon. „Ich fühle mich auch jeden Morgen beschissen, wenn ich zur Schule soll. Ist also eine Krankheit. Ich gehöre behandelt.“
    „Deshalb wäre es doch wunderschön, wenn Labore Arzneimittel zusammenbrauen, die dafür sorgen, dass die Leute gern zur Arbeit gehen“, spann Val den Gedanken weiter. „Da ist jemand, der was erledigen soll, wozu er ein bisschen Mumm braucht. Es ist nicht klar, ob er es gebacken kriegt. Hat er Angst, vermurkst er den Auftrag vielleicht. Kann auch sein, dass er in letzter Sekunde kneift. Ist er aber auf Erfolg getriggert, zieht er sein Zeug durch und fertig ist der Lack.“
    Kris und Jon sahen Val bewundernd an.
    „ADHS zum Beispiel ist nicht

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