21st Century Thrill - Mind Games
Begeistert klatschte Val mit der flachen Hand auf ihren Schenkel.
„Was hast du rausgefunden, Val?“ Aus den Augenwinkeln sah Kris, wie Jon mit düsterem Gesichtsausdruck gegen ein paar Scherben unter dem Tisch kickte.
„Ich versuche, in Ellens Computer zu kommen. Ist aber nicht so leicht. Sie scheint das Ding ständig mit sich rumzuschleppen und nur ab und zu ins Netz zu gehen.“
Kris lief eine Gänsehaut über den Rücken. „Mensch, Val, das …“
Sie hob die Hand. „Komm mir nicht mit ‚das ist illegal‘ oder so. Ich ziehe ein paar Erkundigungen ein. Schleiche hier um eine Firewall, gucke mich dort mal ein bisschen um. Das ist alles.“
„Hast du es bei Glinka InterLabs probiert?“
Sie schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. „Hellseher! Na los, verabrede dich mit Cäsar!“
Kapitel 21
Sie wollten sich am Alexanderplatz treffen. Kris sprang aus der U-Bahn und sah zu, dass er ans Tageslicht kam. Auf dem Bahnsteig machte irgendein Spinner mit einer Gasmaske vor dem Gesicht Rabatz. Zwei Polizisten hielten ihn an den Armen fest und redeten auf ihn ein. Die Leute gingen auf Abstand. Etwas Düsteres lag in der Luft.
Kris hatte sich in der U-Bahn noch nie unsicher gefühlt. Er war in Berlin aufgewachsen und überzeugt, seine Antennen würden ihm ein Signal geben, wenn sich irgendwo etwas Übles zusammenbraute. Aber jetzt fiel ihm auf, wie sehr ihn die vergangenen Jahre auf der Susanna zu einem Fremden in der Stadt gemacht hatten.
Als er sich auf der Rolltreppe noch einmal umdrehte, war da kein Knilch mit Gasmaske mehr. Auch keine Polizisten. Kris rieb sich die Stirn. Es war drückend heiß. Schweiß lief ihm über die Stirn und rann in seine Augen.
Die Patienten sehen Bilder, die wie Träume wirken.
Hatte er sich das alles nur eingebildet?
Kris rannte die Rolltreppe wieder hinunter, stieß dabei mit einem Typen zusammen, der wenig Verständnis für plötzliche Richtungswechsel hatte.
Mit einem beherzten Sprung landete Kris zu Füßen der Rolltreppe. Er hatte so viel Schwung, dass er ein paar Schritte vorwärtstaumelte und mit den Handflächen über den Boden schrammte.
Keine Gasmaske, kein Tumult, keine Polizisten, keine Neugierigen.
Die haben ihn einfach schnell weggebracht, dachte Kris. Die Polizei fackelt nicht lang.
Aber der Typ hatte ja nichts weiter angestellt. Höchstens rumgeschrien und Omas erschreckt.
Eine Gasmaske, bei der Hitze?
Niedergedrückt schlich Kris zurück zu den Rolltreppen. Er war sich nicht mehr sicher, ob er den Gasmaskenheini wirklich gesehen hatte.
Was war nur mit ihm los? Knallte er langsam durch?
Auf dem Platz sah er sich um. Cäsar wollte ihn vor der Nordsee treffen. Kris hatte keine Ahnung, wen er erwartete.
„Hallo. Kris?“
Ein Riese schob sich heran, knappe zwei Meter groß, mit mürrischem Gesichtsausdruck. Er war so unglaublich fett, dass Kris entsetzt zurückwich.
„Cäsar?“, fragte Kris vorsichtig. Die Ausmaße dieses Mannes schockierten ihn. Sein Alter konnte er nicht schätzen. Vielleicht um die 30?
„Lassen wir’s bei Cäsar. Man weiß nie.“
Kris nickte.
„Haste Hunger? Soll’n wir was essen gehen?“
Kris schüttelte den Kopf.
„Kennen Sie Ellen Lennart?“
„Warum willste das wissen? Wie kommste überhaupt auf den Namen, hm?“ Misstrauisch kniff Cäsar seine Schweinsaugen zusammen und musterte Kris.
„Gehen wir ein Stück?“, fragte Kris.
„Okay.“
Eine Weile schlichen sie nebeneinander her durch die drückende Schwüle, quatschten über Belangloses. Kris wollte nicht gleich mit der Sprache rausrücken und Cäsar war immer noch misstrauisch. Er bewegte sich langsamer vorwärts als eine Schildkröte.
„Ich komme mit der Hitze nicht klar, weißte“, ächzte Cäsar und lächelte schief. „Obwohl ich so ein zartes Elfchen bin.“
Trotz seiner düsteren Stimmung musste Kris grinsen. Irgendwie kam ihm der Typ ganz nett vor. Humor hatte er wenigstens. Kris wollte endlich auf Aki zu sprechen kommen. Er musste es riskieren. Vielleicht wusste Cäsar etwas.
„Meine Schwester ist verschleppt worden“, fing Kris an. „Die Polizei kann nichts machen. Kurz, bevor sie verschwand, hatte Aki Besuch von Ellen Lennart. Die beiden kennen sich aus der Schule.“
„Lennart ist eine gefährliche Person.“ Mit einem Mal wirkte Cäsar hellwach. „Äußerst ehrgeizig. Perfektionistin. Will ganz groß rauskommen. Das macht sie zur Zeitbombe.“
„Wieso?“
„Weil sie bei den Pharma-Riesen Karriere machen will. Da musste
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