Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
Vom Netzwerk:
heilbar“, fuhr Val fort. „Du nimmst einfach deine Pillen. Tag um Tag, Jahr um Jahr.“
    „Arbeiten die bei Glinkas Labor an so was?“, fragte Kris schließlich.
    „Das weiß keiner. Aber es gab vor zwei Jahren eine dumme Geschichte. Volan-Chem, das ist ein riesiger Pharmakonzern, hat ein Mittel rausgebracht, das bei Burn-out helfen soll. Wer sich abgespannt fühlt, im Job keine Energie mehr hat, wäre mit einer kleinen Tablette am Morgen seine Probleme los.“
    „Genial!“ Jon tauschte sein Smoothie unauffällig mit Vals.
    „Von wegen. Nachdem das Medikament erst an Zellkulturen und später an Affen getestet wurde, haben sie es an Menschen ausprobiert. Alles Freiwillige. Von 25 Versuchspersonen sind fünf gestorben und drei weitere haben nur mit Mühe überlebt. Fast alle anderen haben bleibende Gesundheitsschäden.“
    „Krass!“ Jon betrachtete misstrauisch die Flasche.
    „Solche Arzneimittel greifen in die Hirnfunktionen ein“, fuhr Val fort. „Sie manipulieren irgendwelche Botenstoffe, die wiederum was anderes manipulieren, und dabei ging irgendwas schief.“
    „Aber was hat das mit uns zu tun?“ Jon war unzufrieden. Er wippte unruhig mit beiden Beinen.
    „Volan-Chem und Glinka InterLabs arbeiten seit Jahren eng zusammen. Glinka übernimmt die Forschung, Volan-Chem stellt das Medikament her und vermarktet es. Beide machen gut Kohle.“
    Kris geriet ins Grübeln. Herrn Barnfelders Pessimismus schien um einiges realistischer als er vermutet hatte. Wenn man als Pharmaunternehmen ein Medikament auf den Markt brachte, das aus arbeitsunfähigen Wracks motivierte Arbeitnehmer machte – man würde Millionen verdienen und die Welt wäre einem auch noch dankbar. So ein Arzneimittel war eine Goldgrube! Wahrscheinlich mehr noch als ein Mittel gegen Krebs. Denn – gesetzt den Fall, es gäbe ein Heilmittel gegen Krebs – würden die Patienten irgendwann gesund und keine Tabletten mehr schlucken. Aber die Unglücklichen, die an ADHS oder so etwas litten, waren über Jahre oder vielleicht sogar ihr Leben lang auf eine bestimmte Medizin angewiesen. Ein irre gutes Geschäft!
    „In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Medikamente, die Kindern und Jugendlichen verschrieben wurden, tierisch gesteigert“, hörte er Val sagen.
    „Na und? Wenn das Zeug ihnen hilft!“ Jon stellte seine Flasche ab. „Mann, ist das heiß.“
    Val betrachtete ihn nachsichtig. „Mag ja sein, dass die ADHS-Kinder Stressbolde sind. Aber die Gegenseite ist: Diese Kinder sind oft besonders hilfsbereit, gehen auf Außenseiter zu, sind sensibel, vielschichtig, fantasievoll. Sie haben eine Menge positiver Eigenschaften.“
    „Die mit Medikamenten unterdrückt werden“, folgerte Kris.
    Val belohnte ihn mit einem Lächeln. Himmel, wie sehr er das Piercing in ihrer Nase mochte!
    „Na, okay“, grummelte Jon. „Aber wo ist der Zusammenhang mit Aki?“
    „Wir haben einen einzigen Ansatzpunkt.“ Val lehnte den Kopf zurück und blinzelte in den gleißend hellen Himmel. „Wir haben Ellen.“
    „Ellen war eine Pleite!“, wandte Kris ein.
    „Ellen, Glinkas Labor und Volan-Chem. Eine Spezialistin für Psychopharmaka, ein Unternehmen, dem ein Test missglückt ist, und dazwischen ein Labor.“
    „Ich schnalle immer noch nicht, was das mit Aki zu tun hat.“ Jon stand auf. Er packte den Saum seines Shirts und wedelte wie ein Irrer. „Ich schmelze!“
    „Eben weil wir keinen anderen Ansatzpunkt haben, eben weil die Bullen sich einen Ast über uns lachen und eben weil der Zufall so bemüht wirkt“, belehrte Val ihn, „würde ich einfach mal annehmen, dass Ellen eine gute Schnittstelle ist.“
    „Was meinst du damit?“ Kris spürte seine Verzweiflung überkochen. Angst kroch sein Rückgrat hinauf wie ein widerliches Reptil und drückte ihm die Luft ab. Eine Tablette, die diesen Zustand mal für eine Weile abstellte, wäre ihm jetzt hoch willkommen. Er griff in die Jeanstasche. Die Pillen waren noch da.
    Val zuckte die Schultern. „Wir besorgen uns Informationen über sie.“
    „Und wie?“ Jon blies in seine Smoothie-Flasche.
    Grinsend tippte Val mit dem Zeigefinger gegen den Bildschirm ihres Laptops.

Kapitel 20

    Im Halbdunkel von Frances’ Café saßen Kris und Jon an zwei Rechnern und durchstreiften das Internet auf der Suche nach den Leuten, die den Medikamententest von Volan-Chem mit Mühe und Not überlebt hatten. Aus den Lautsprechern hinter der Theke quoll der witzigste Jingle von Radio Fritz. Die Durststrecken der

Weitere Kostenlose Bücher