21st Century Thrill - Mind Games
die letzten Tage stand er unbenutzt hier rum.“
„Wahrscheinlich hat sie begriffen, dass ihr jemand auf den Fersen ist“, schnaubte Ralph Lasky.
„Auf den Fersen?“ Frau Gerber starrte ihn verdattert an.
„Kommen Sie mit zur Polizei! Jetzt!“
„Gut. Ich muss nur meine Nachbarin bitten, sich um Lisa zu kümmern.“ Frau Gerber putzte sich die Nase.
„Wir warten im Auto.“
Jon rannte seinem Vater hinterher, Vals Computer unter dem Arm. Herr Lasky ließ den Motor laufen und hängte sich ans Handy. Jon wurde ganz anders. Denn in dem Gespräch, das sein Vater führte, ging es hauptsächlich um ihn, Kris und Val.
Herr Lasky heizte über die Petersburger und die Warschauer Straße nach Süden und fluchte über jede rote Ampel und jeden Bus.
„Dad, die Meixner arbeitet in Friedrichshain“, protestierte Jon.
„Hier brauchen wir keine Meixner“, gab sein Vater knapp zurück. „Dieser Fall ist ein größeres Kaliber.“
Vals Mutter sagte keinen Ton.
Dreißig Minuten später hielten sie vor einem riesigen grauen Gebäude gegenüber dem alten Tempelhofer Flughafen.
Ralph Lasky stellte den Wagen einfach an der Straße ab und ließ die Warnblinkanlage laufen. „Kommt!“
„Landeskriminalamt“ las Jon, als sie in die Eingangshalle traten. Ein Mann wartete auf sie. Er trug Jeans und ein kurzärmeliges Hemd.
„Lasky. Tagesspiegel“, stellte Herr Lasky sich vor. „Mein Sohn Jon, Frau Gerber, die Mutter des verschwundenen Mädchens.“
„Ich bin Hauptkommissar Ben Meyer. Kommen Sie.“
Sie nahmen den Lift in den dritten Stock, gingen über einen langen Korridor. Rechts und links Türen, manche standen weit offen, andere waren verschlossen. Jon sah keinen einzigen Polizisten in Uniform.
Ben Meyer führte sie in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. „Nehmen Sie Platz.“
Er wies auf ein paar Plastikstühle und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch. Ben Meyer war blond und braun gebrannt und hatte riesige Hände, mit denen er in einem Stapel Papiere zu wühlen begann. „Haben Sie den besagten Laptop dabei?“
Jon legte ihn auf den Tisch.
„Geht sofort in die Technik.“ Ben Meyer wählte eine Nummer und bellte „vorbeikommen!“ in den Hörer. „Nun brauchen wir alles an Infos, was Sie haben. Alles.“ Er sah Jon durchdringend an.
„Geht klar.“ Jon räusperte sich. Er begann mit den Projekttagen, Kris’ Rückkehr auf das Hausboot und Akis Veränderung. Dann kam er auf Vals Entdeckung zu sprechen, dass jemand auf Kris’ Festplatte gewesen sei. Er verknüpfte diese Information mit dem Hinweis auf Vals Facebookkontakt mit einer gewissen Isa und erklärte, warum er glaubte, dass Isa ein Köder sei. „Als du, Kris und Val von Dr. Linz zurückkamt, hat Kris was von dieser Isa gefaselt“, wandte sich Jon an seinen Vater. „Mir kam das spanisch vor. Warum deutet sie nicht mal was an, in einer privaten Mail oder so? Warum wollte sie sich unbedingt mit uns treffen?“
„Einsichtig“, knurrte Ben Meyer. „Weiter.“
Allmählich fühlte Jon sich sicherer. Er konzentrierte sich auf die Zusammenhänge, die er sich heute morgen zurechtgelegt hatte. Er berichtete von ihren Recherchen zu Psychosen und wie sie Ellen ausfindig gemacht hatten.
„Kris hat sich mit Ellen getroffen?“, fragte Meyer scharf nach.
Eine Frau klopfte und trat ein.
Meyer reichte ihr den Laptop. „Wir brauchen noch zwei Handyortungen“, wies er sie an und diktierte ein paar Ziffern. Kris’ und Vals Handynummern.
Die Frau ging ohne ein Wort hinaus.
„Sie hat ihm eingeredet, seine Schwester hätte eine Psychose“, erinnerte sich Jon.
„Klar. Psychiatrisierung“, nickte Meyer. „Damit haben wir es häufig zu tun.“
Frau Gerber sah zwischen Meyer und Jon hin und her. „Ich hatte keine Ahnung, dass Val in solche Machenschaften geraten ist!“
„Wir wollten Kris helfen, seine Schwester zu finden“, verteidigte sich Jon.
„Warum seid ihr nicht zur Polizei gegangen?“, fuhr Vals Mutter ihn an.
„Wir sind zur Polizei gegangen!“
„Die Kollegen haben die Sache nicht richtig eingeschätzt“, grunzte Ben Meyer. „Sie haben sogar ziemlich tief ins Klo gegriffen. Allerdings hatten sie auch nicht ausreichend Informationen, um die Zusammenhänge herzustellen.“
Das musste er mir natürlich reinreiben, dachte Jon genervt.
„Welche Zusammenhänge?“ Frau Gerber sah völlig verloren aus.
„Ihre Tochter und die beiden Jungs“, Meyer warf einen Blick auf Jon, „sind einer Bande von
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