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2207 - Der letzte Gesang

Titel: 2207 - Der letzte Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mir ..."
    Rhodan musterte die Motana, die ihn erwartungsvoll anblickte. Sie hatte große Kinderaugen, die in verwirrendem Kontrast zu ihren geschlitzten, katzenartigen Pupillen standen. Doch ihre Botschaft kam ungeachtet dessen klar und deutlich bei Rhodan an: Bitte, bitte, bitte! Sag ja!
    Sollte er es tun? Er lief Gefahr, sich schon nach kurzer Zeit für sein weiches Herz zu verfluchen, gab er nach. Lesyde mochte sich als lästige Göre entpuppen, die sich nicht mehr abschütteln ließ, ohne größere Verwerfungen zwischen Gast und Gastgebern auszulösen. Andererseits ... „Du willst also, dass ich dir Geschichten von mir zu Hause erzähle?"
    „Ja! Tust du es ... bitte?"
    „Hm, vielleicht."
    „Wieso nur vielleicht?"
    „Tja, es ist ja nicht fair, wenn nur ich etwas erzähle. Du musst doch auch Geschichten kennen, die sich lohnen."
    „Oh." Rhodan glaubte zu sehen, wie Lesydes Augen feucht zu schimmern begannen. „Aber ich bin gerade erst elf, eigentlich nur zehndreiviertel. Ich kenne noch nicht viele unserer Geschichten, und ich war noch nie draußen. Zephyda erlaubt es nicht. >Zu gefährlich!<, sagt sie immer. Ich habe mein ganzes Leben in der Residenz verbracht."
    „Eben."
    Das Mädchen brachte nur einen fragenden Pfiff hervor. „Du kennst die Residenz in- und auswendig", erläuterte Rhodan. „Du bist vielleicht erst zehndreiviertel, aber so, wie ich dich bisher kennen gelernt habe, gibt es keinen Winkel, in den du nicht schon deine neugierige Stupsnase gesteckt hast."
    „Na ja ... da ist was dran."
    „Dachte ich mir. Ich schlage dir also einen Handel vor. Du zeigst mir die Residenz. Ich will wissen, wie ihr Motana lebt, wie ihr es schafft, gegen die Kybb-Cranar zu bestehen. Ich will euren Alltag sehen. Und im Austausch erzähle ich dir Geschichten aus meiner Welt."
    Das Mädchen sprang hoch, als hätte Rhodan eine Feder in ihm ausgelöst. „Das würdest du tun? Das ist ja ... ja ..."
    Sie fand keine Worte, sprang nur vor Aufregung auf und ab. „Ja, das würde ich. Aber da ist noch etwas. In drei Tagen ist das Fleischfest - und ich habe eben beiläufig von deiner Schwester erfahren, dass ich ein Lied vortragen muss. Ich brauche deine Hilfe, sonst blamiere ich mich bis auf die Knochen."
    Lesyde hörte so abrupt auf zu hüpfen, dass sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte - das erste Mal, dass Rhodan eine Motana in einer solchen Gefahr sah. „Das geht nicht", sagte sie. „Wieso nicht? Willst du mir nicht helfen?"
    „Doch!"
    „Willst du meine Geschichten hören?"
    „Ja, und wie!"
    „Wieso willst du mir dann nicht helfen, ein Lied zu üben?"
    „Weil... weil es nicht geht!" >„Es geht nicht !< Und das von dir, Lesyde? Das nehme ich dir nicht ab."
    Was ist los mit ihr? Wahrscheinlich nur eine unvermutete Scheu, dachte er. Sie braucht nur einen Schubs! „Können wir nicht, ohne dass ich ...?", bat Lesyde.
    Rhodan schüttelte den Kopf. „Ganz oder gar nicht. Entweder du hilfst mir, mich für das Fleischfest vorzubereiten, oder ich erzähle dir keine Geschichten."
    Das Mädchen senkte den Kopf. Seine Brust hob und senkte sich ruckartig, als es mit sich rang. Schließlich sah es wieder auf und sagte: „In Ordnung. Die Tour und meine Hilfe für das Fleischfest.
    Aber erwarte dir nicht zu viel!"
    „Ich bin sicher, was du mir zu bieten hast, wird mehr als genügen."
    Lesyde sagte nichts, schluckte nur. „Wann fangen wir an?", fragte sie dann. „Jetzt gleich?"
    „Wenn du willst."
    Lesyde führte ihn an den Rand des Nests zu einem der Seile, die hinunter zum Residenzboden führten. Ohne sich umzusehen, schlang sie Arme und Beine um das Seil und kletterte hinunter, dem achtzig Meter tiefen Grund entgegen.
    Ganz die Schwester!, dachte Rhodan.
    Kommen die beiden eigentlich nie auf die Idee, dass ihnen jemand nicht folgen könnte? 6.
    Der neue Tag begann vielversprechend. Zugegeben, Raphid-Kybb-Karter war übermüdet und gereizt, als er sein Büro betrat, aber seine Verstimmung verflog augenblicklich, als er die Früchte seiner gestrigen Anstrengungen zu Gesicht bekam.
    Der düstere Bau seines Vorgängers mit seinem dunklen Mobiliar, den unsäglich geschmacklosen Erinnerungsstücken, dem Moder von Jahrhunderten, der Karter zu ersticken gedroht hatte, existierte nicht mehr. Licht empfing den Gouverneur, helle, aufmunternde Farben, weite, unverstellte Freiflächen, die das Auge erfreuten, den Horizont erweiterten, statt zu beschränken. Dies war ein Ort, von dem aus es sich effizient regieren

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