2207 - Der letzte Gesang
Residenz. Wie kommt es dorthin?"
„Ich zeige es dir!" Lesyde flitzte davon und kam einige Augenblicke später mit einem Behälter in der Hand zurück. Wie viele andere Gebrauchsgegenstände der Motana war er aus Zweigen geflochten.
Innen war er mit einer gummiartigen und - wie Rhodan annahm - wasserdichten Schicht ausgekleidet. An einer Seite war ein etwa einen Meter langer Schlauch befestigt. Zwei Lederriemen erlaubten es, den Behälter wie einen Rucksack zu schultern.
Lesyde stellte den Behälter unter eine Art Wasserhahn an dem Glastank und füllte ihn mit der trüben Flüssigkeit.
Während die Lichttierchen in den Behälter strömten, sagte sie zu Rhodan: „Du musst mir versprechen, dass du keinem was davon erzählst. Das, was ich jetzt mache, ist verboten."
Sie stoppte den Wasserstrom und ging zur gegenüberliegenden Wand, in die man verschiedene. Fächer gehauen hatte. Aus einer Holzkiste entnahm sie eine Hand voll Pulver, setzte es dem MM Wasser mit den Lichttierchen zu und verschloss hastig den Deckel des Behälters. Rhodan glaubte in dem kurzen Moment, bevor der Deckel ihm die Sicht nahm, eine chemische Reaktion zu sehen. Überdruck entstand, im Zaum gehalten von dem stabilen, luftdichten Verschluss. Lesyde ging in die Knie und schulterte tien Behälter. Japsend - der Behälter war randvoll und eigentlich für Erwachsene gedacht - kam sie hoch.
Das Mädchen ging zurück in den dunklen Gang und richtete den Schlauch, der aus dem Behälter ragte, schräg nach oben. Ein Strahl funkelnden Lichts schoss hervor. In glitzernden Perlen legte es sich wie ein Film auf das Gestein. Rann es herab, fielen leuchtende Tropf en zu Boden und zerplatzten in Tausende von Funken.
Lesyde schwang den Schlauch herum, versprühte weiter Licht und hörte erst auf, als sie einen großen Teil des Tunnels in ein glitzerndes Spektakel verwandelt hatte.
Schweigend genossen der Terraner und die Motana einige Minuten lang das Schauspiel, dann sagte Rhodan: „Es ist lange her, dass ich so etwas Schönes gesehen habe. Wie funktioniert es?"
„Die Lichtner ziehen jeden Tag in den Wald und sammeln alle möglichen Pflanzen", flüsterte Lesyde. Rhodan schien es, als wäre das Mädchen ergriffen davon, dass es ihm gelungen war, solche Schönheit zu erzeugen. „Sie trocknen sie und stellen verschiedene Pulver her. Je nachdem, welches Pulver man den Lichttierchen beigibt, leuchten sie sofort oder erst später oder ganz stark oder nur ein bisschen."
Rhodan trat an eine der mit Lichtpunkten übersäten Wände und besah sie sich von nahem. Ja, es waren tatsächlich Tropfen, in der Mitte befand sich ein fester, jetzt leuchtender Kern, das Lichttierchen. Und außen ...
Der Terraner berührte einen der Lichttropfen vorsichtig mit der Fingerspitze. Der Tropfen gab nach, platzte aber nicht. Als Rhodan über die Fingerspitze strich, stellte er fest, dass sich keine Feuchtigkeit auf ihr gebildet hatte. Das Lichttierchen musste den Tropfen mit einer schützenden Schicht eingehüllt haben. Als Schutz gegen physische Belastungen, wahrscheinlich aber in erster Linie, um eine rasche Verdunstung des Wassers zu verhindern. „Hast du die Lichtner noch nie bemerkt?", fragte Lesyde. „Sie sind ständig unterwegs, um das Licht aufzufrischen."
Rhodan schüttelte den Kopf. In der Residenz gingen ständig so viele Motana ihren Beschäftigungen nach, dass es kein Wunder war, dass sie ihm noch nicht aufgefallen waren. „Ist kein Spaß, Lichtner zu sein, sage ich dir", fuhr Lesyde fort. „Die Arbeit ist .hart, und sie hört nie auf. Und die Leute bemerken nur, was man tut, wenn sie kein Licht haben. Und dann kriegt man Ärger. Nur Männer finden sich dafür, Lichtner zu sein."
„Atlan und mich haben sie vergessen.
Wir haben kein Licht in unseren Quartieren."
Lesyde schüttelte den Kopf so heftig, dass der leere Behälter auf dem Rücken klappernd hin und her geschleudert wurde. „Nein, nein! Wie kommst du darauf? Niemand hat in seinem Quartier ein Licht! Das Innere der Residenz bekommt es, die Plätze in den Nestern und das Nest der Planetaren Majestät, sonst gibt es nirgends welches." Sie zeigte auf den Tank. „Das da sieht wie eine Menge aus, ist es aber nicht. Wir haben nie genug Lichttierchen, und sie sterben schnell, wenn sie sich verausgabt haben!"
Sie streifte den Behälter von den Schultern und stellte ihn wieder an seinem Platz ab. „Wir verschwinden jetzt besser von hier. Wenn jemand mitkriegt, was ich hier gemacht habe, bin ich
Weitere Kostenlose Bücher