2207 - Der letzte Gesang
ein letzter Rest der Zurückhaltung Zephydas geblieben, in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zu Atlan zu zeigen.
Die Beherrschung der Motana war müßig. Selbst aus der Entfernung spürte Rhodan die Spannung, die sich zwischen ihr und Atlan entfaltete. Die Gesangsstunde Atlans war zugleich ein erotisches Necken, eine Fortsetzung des Liebesspiels, das in dem Augenblick begonnen hatte, als die beiden einander zum ersten Mal gesehen hatten. „Eifersüchtig?", fragte Lesyde, der Rhodans Starren nicht entgangen war. „Nein", gab Rhodan etwas genervt zurück. Reichte es nicht, dass Atlan ihm das unterstellte? „Sei froh, dass Zephyda sich nicht dich ausgesucht hat", fuhr das Mädchen fort, als hätte es Rhodans Antwort nicht gehört. „Ach ja?"
„Meine Schwester hat sich bis jetzt jeden Mann geholt, den sie wollte. Eine Weile lang - ein paar Wochen - gibt es nichts anderes für sie als ihn, aber dann hat sie ihren Liebhaber satt und sucht sich einen neuen." Lesyde machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schwups und weg! Bin gespannt, wie dein Freund das verkraftet."
„Wie kommst du darauf, dass es diesmal nicht andersherum geht?", fragte Rhodan. „Quatsch, das passiert nie!"
„Und wenn doch?"
„Hm ..." Das Mädchen überlegte. „Zephyda hätte ganz schön zu kauen. Es wäre das erste Mal. Aber sie wird es überstehen. Zephyda hat schon vieles überstanden."
„Wie zum Beispiel?" Rhodan wusste, dass seine Neugierde ungehörig war, aber er konnte sich nicht helfen.
Lesyde sah ihn schräg von der Seite an. „Du stellst Fragen. Du hast doch die Wegweiserinnen gesehen. Wie viele von ihnen sind älter als Zephyda? Eine, zwei? Wir Motana werden nicht alt - und die Wegweiserinnen sind noch schlimmer dran, sie sind ständig draußen. Früher oder später laufen sie alle den Kybb-Cranar in die Falle."
„Lesyde, ich ..."
Das Mädchen ließ Rhodan nicht zu Wort gekommen. „Hast du dich schon einmal gefragt, wo unsere Mutter steckt?"
„Ich verstehe", sagte Rhodan mit belegter Stimme. „Es tut mir Leid, Lesyde.
Ich wollte dir nicht wehtun."
*
Später setzten sie die Tour fort. Lesyde zeigte ihm die Seilmacherei, eine zweifellos wichtige Einrichtung der Residenz. Rhodan ertappte sich jedoch, dass er nur noch mit halbem Herzen bei der Sache war. Er musste immer wieder an Atlan und Zephyda denken. Nicht an ihre Beziehung, sondern an das, was sie getan hatten, Atlans Gesangsunterricht.
Bis zum Fleischfest der Motana blieben nur mehr zwei Tage, und Rhodan hatte noch nicht die geringste Vorstellung, was er vortragen sollte. Rhodan war zu erfahren mit fremden Kulturen, um sich mit dem Gedanken zu trösten, dass es in erster Linie die gute Absicht war, die zählte. Die Motana hatten ihm und Atlan einen großen Vertrauensvorschuss eingeräumt. Er und der Arkonide genossen die Achtung des Waldvolks.
Sollte es aber so bleiben, mussten. sie sich den Respekt verdienen - durch eine Leistung, die die Motana hoch achteten.
Auch wenn er und Atlan beabsichtigten, die Residenz bald zu verlassen, waren sie auf das Wohlwollen der Motana angewiesen. Ihre Hilfe würde den Vorstoß nach Baikhalis erleichtern, möglicherweise sogar entscheidend.
Perry Rhodan brauchte ein Lied, und zwar schnell.
Auf dem Weg zum nächsten Stopp, der Holzwerkstatt, legte er dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Was ist? Schon müde?"
„Nein, aber ich glaube, ich habe für heute genug gesehen."
Die Katzenaugen Lesydes leuchteten auf. „Dann erzählst du mir jetzt eine Geschichte?"
„Nein. Noch hast du deinen Teil unseres Handels nicht erfüllt."
„Wieso? Ich habe dir beinahe die ganze Residenz gezeigt!" Ihre Pupillen verengten sich. „Das stimmt. Aber du wolltest mir noch ein Lied für die Feier beibringen."
„Ach das ..." Ihre Körpersprache strafte ihre betont beiläufige Antwort Lügen. Lesyde versteifte sich. „Das hat morgen noch Zeit. Lass uns zuerst..."
„Nein", unterbrach Rhodan sie. „Nicht morgen. Heute. Jetzt. Bis zur Feier ist nicht mehr viel Zeit, und ich habe nicht die geringste Ahnung, was von mir erwartet wird. Ohne deine Hilfe stehe ich auf verlorenem Posten!"
„Hm, meinst du? Aber ..."
„Kein Aber. Willst du mir helfen oder nicht?"
„Natürlich!" Lesyde schluchzte beinahe. „Und warum tust du es dann nicht?"
„Weil ... weil ich es nicht kann!" Tränen schössen in Lesydes Augen. Sie weinte leise. „Lesyde!" Rhodan ging in die Knie und legte dem Mädchen die Hände auf die Schultern. „Was
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