2218 - Die Epha-Matrix
sein?
Das Licht der Röhren änderte sich langsam zu warmem Rot. Gleichzeitig stieg die Temperatur.
Zumindest bekam Aicha diesen Eindruck. Das Licht wechselte zu tiefem Violett und schließlich zu Schwarz. Aicha bewegte sich durch die Dunkelheit langsam weiter. Plötzlich sprangen alle Leuchtstoffröhren an und leuchteten in den verschiedensten Farben. Die Farben wechselten unglaublich rasch. Ein verwirrendes Lichterspiel prasselte auf Aicha ein und wühlte sie auf. Sie verlor die Orientierung und taumelte. Sie versuchte sich abzustützen und verbrannte sich an den heißen Leuchtröhren die Hände. Sie schloss die Augen, aber der Lichtsturm durchdrang ihre Lider und setzte sich in ihrem Geist fest. Dazu erklangen disharmonische Töne, die sie geradezu körperlich schmerzten. „Was hörst du?", wurde sie von dem unsichtbaren Kybb-Cranar gefragt. „Schrecklichen Lärm!", schrie Aicha auf. „Stellt das ab!"
„Der schreckliche Lichtorkan erlosch, aber die disharmonischen Töne hallten weiter in ihr nach. Da merkte Aicha, dass um sie eigentlich Stille herrschte und der Lärm nur in ihrem Inneren tobte. Sie beruhigte sich, und die Geräusche ebbten ab. Die neuerliche Finsternis wurde von einem aufkommenden Leuchten verdrängt. Lichtquellen waren nun keine zu sehen. Von der Decke sank eine Art Helm herab und kam über ihrem Kopf zum Stillstand. „Aufsetzen und Ohrenklappen schließen!", wurde sie aufgefordert. Aicha langte nach dem Helm und zog ihn zu sich herunter, bis sie ihn am Hinterkopf spürte. Das ging ganz leicht. Sie griff nach den seitlich abstehenden Klappen und drückte sie herab, bis sie ihre Ohren, Backen und Kinn umschlossen. Der Helm saß so fest auf ihrem Kopf, als wollte er ihn zerquetschen. Der Druck erhöhte sich weiter. Aicha schrie vor Schmerz, versuchte verzweifelt, sich von diesem Schraubstock zu befreien. Aber sie hatte keine Chance. Die Zange um ihren Kopf zog sich immer fester zusammen, sie verlor den Boden unter den Füßen. Sie wurde am Kopf hochgehoben, während ihre verzweifelt strampelnden Beine vergeblich nach Halt suchten. Ihr ganzes Körpergewicht hing an ihrem Hals. Während sich ihre Sehnen und Muskeln zum Zerreißen spannten, spürte sie, wie elektrische Ströme durch ihr Gehirn jagten. Es war wie eine permanente Folge von Schlägen mit der Neuropeitsche. Als sich der Helm wieder senkte und sie Boden unter den Füßen fand, spürte sie keine Nachwirkungen. Die Schmerzen waren verflogen. Der Helm löste die Zange. Die beiden Ohrenflügel klappten auf. Der Helm wurde eingefahren. Aicha atmete schwer. Vor ihr war eine Röhre, die in kaltem, hellem Blau leuchtete. „Robb durch den Kanal!", erklang ein Befehl. Aicha gehorchte. Als sie auf Ellenbogen und Knien im kalten Licht eine Körperlänge vorwärts gekrochen war, begann die Röhre zu vibrieren, und ein Dröhnen hob an. Diesmal kamen die Geräusche nicht aus ihrem Inneren, sondern stürmten von allen Seiten auf die Motana ein. Sie wurde durchgeschüttelt, und immer wieder klang ein Schmettern wie von Paukenschlägen auf. Es krachte, ein Klirren wie von brechendem Glas drang ihr durch Mark und Bein. Aicha versuchte, sich durch Bilder von diesen enervierenden Geräuschen abzulenken. Aber jedes mühsam erschaffene Bild barst im Schmettern, Klirren und Krachen. Aicha schleppte sich mühsam bis ans Ende der Röhre und ließ sich zu Boden fallen. Sie fand sich im Freien wieder, beobachtet von kalten Kybb-Cranar-Augen. Sie wich den stechenden Blicken aus, kehrte eilig ans andere Ende der Teststation zurück und zog sich hastig an.
Gorlins Kleiderbündel lag immer noch unberührt da. Panische Angst übermannte sie. „Weiß jemand etwas über meinen Bruder?", fragte sie eine Motana, die Moorim hieß und die sie aus dem Heiligen Berg kannte. Dabei ließ sie ihre Blicke auch über die anderen Umstehenden schweifen. „Da kommt er ja", sagte Moorim und deutete hinter Aicha. Aicha wirbelte herum. Es war tatsächlich Gorlin, der sich unter den prüfenden Blicken der Kybb-Cranar-Wächter in ihre Richtung schleppte. Aicha wollte ihm entgegeneilen. Aber die Peitsche eines Igelwesens fuhr dazwischen und stoppte sie. „Alles in Ordnung, Gorlin?", fragte sie, als der Bruder sie erreichte. „Es war der reinste Spaziergang", sagte er mit müdem Lächeln.
Seine Worte konnten Aichas Sorgen nicht verscheuchen. Log Gorlin sie an?
Hatte er in Wirklichkeit Höllenqualen durchlitten?
Er wirkte nicht mitgenommener als zuvor. Oder hatte ihm der Test
Weitere Kostenlose Bücher