2218 - Die Epha-Matrix
keinerlei Probleme bereitet, und bedeutete das gleichzeitig, dass er durchgefallen war?"
„Mach dir keine Sorgen, Schwester!", sagte Gorlin, dem ihre fragenden Blicke nicht entgingen. „Es wird alles gut." Aber das wollte Aicha erst glauben, wenn die Bestätigung von den Kybb-Cranar kam. Was bezweckten sie mit diesem merkwürdigen Test?
Im Gespräch mit anderen Motana erfuhr Aicha, dass während der Testserie keiner so intensive Erlebnisse gehabt hatte wie sie. Das beruhigte sie ein wenig hinsichtlich ihres Bruders. Aber alle Zweifel konnte das nicht ausräumen. Gorlin war körperlich schlechter dran als die meisten anderen, daran gab es nichts zu beschönigen. Die Schwäche des Körpers hatte auch seinen Geist in Mitleidenschaft gezogen.
Nicht viel später suchte Soroa Aicha am Lager ihres Bruders auf, der sich wieder hingelegt hatte. Aicha hatte ihn in Tücher und Fetzen gewickelt, was sie eben kriegen konnte, damit er sein Fieber ausschwitzen konnte. „Ich muss mit dir reden", verlangte Soroa. Aicha zog sich mit ihr ins Freie zurück, wo sie ungestört waren. „Hattest du auch solche Probleme während der Testserie, Aicha?", fragte Soroa. „Wie meinst du das?"
„Ich habe geglaubt, tausend Tode zu sterben, während die Männer durchwegs berichtet haben, nur vage Empfindungen gehabt zu haben", sagte Soroa und schilderte Aicha, was sie durchgemacht hatte.
Aicha war erleichtert. „Haargenau so ist es mir ergangen", sagte sie. „Aber das sollten wir nicht negativ sehen. Wir Frauen sind nun einmal sensibler als die Männer. Wir erleben alles intensiver, das macht unsere Stärke aus."
„Wie könnte sich das auf unser Schicksal auswirken?", sinnierte Soroa. „Ich denke, dass die Kybb-Cranar die Qualitäten von uns Frauen sehr wohl erkennen können", beruhigte sie Aicha. „Andererseits habe ich keinerlei Vorstellung davon, welche Verwendung sie für uns haben könnten."
„Unter den Vorsteherinnen wird gemunkelt, dass die Kybb-Cranar Probleme mit ihrer Hochtechnik haben. Die Vorsteherinnen meinen deshalb, dass sie Wunder von uns erwarten. Ich sehe mich - wegen dieses Tests - jedoch außerstande, ihnen solche zu erwirken."
„Niemand von uns Motana kann Wunder vollbringen", pflichtete Aichä bei. „Auf die Beine!", gellte eine Stimme mit dem typischen Kybb-Cranar-Akzent aus den Lautsprechern. „Sucht die Schleusen auf. Ihr werdet umgruppiert." Aicha begab sich mit Gorlin ins Freie. Sie beließ ihn in Fetzen gehüllt, denn er fieberte erbärmlich. Es ging ihm so schlecht, dass Aicha befürchtete, er würde so oder so sterben. Aber sie wollte bis zum Schluss für ihn kämpfen. Die Kybb-Cranar hatten sich wieder hinter die Zäune zurückgezogen und wiesen ihnen mit ausgestreckten Armen und Zurufen den Weg. Aicha erkannte, dass es sich bei den „Schleusen" um dieselben Durchlässe handelte, durch die sie ins Lager gekommen waren. Nur waren die Zäune nun anders ausgerichtet. Aicha sah schon von weitem, dass einige Montana auf die rechte Seite eingewiesen wurden, während die Mehrzahl nach links geleitet wurde.
Aicha ergriff Gorlins heiße, schwitzende Hand. Sie würde sich durch keine Macht der Welt von ihm trennen lassen. Als die Reihe an sie kam, drückte sie Gorlins Hand fester. Sie ließ ihm den Vortritt, um ihm folgen zu können. An der Weggabelung standen mehrere Kybb-Cranar hinter den Zäunen. Gorlin wurde von ihnen nach rechts gelotst - und Aicha folgte ihm, ohne seine Hand loszulassen. „Du nicht!", herrschte ein Kybb-Cranar sie an, während zwei andere ihre Waffen auf sie richteten. „Du gehörst auf die andere Seite!"
„Aicha erstarrte. Sie sollte von Gorlin getrennt werden!
Aber das würde sie nicht zulassen, lieber würde sie sterben. Gorlin wäre ohne sie verloren. Und sie ohne ihn. Sie waren eins. Sie gehörten zusammen. „Ich gehe dorthin, wohin mein Zwillingsbruder geht!", sagte Aicha fest, ohne Gorlin loszulassen. „Du wirst nirgendwo hingehen", sagte einer der Kybb-Cranar und hob die Waffe. Er hätte nicht gezögert, den Abzug zu drücken, wenn ihm der Kybb-Cranar mit dem Messgerät nicht Einhalt geboten hätte. Der Kybb-Cranar mit dem Gerät wies den Schießwütigen auf die Anzeige hin. Die beiden Igelwesen berieten sich leise. Aicha schnappte Gesprächsfetzen aus der Unterhaltung zwischen den beiden uneinigen Kybb-Cranar auf. Sie glaubte den Ausdruck „Epha" zu hören. Der Waffenträger sagte daraufhin so laut, dass alle es hören konnten: „Ungehorsam wird mit dem Tode
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