2218 - Die Epha-Matrix
bestraft. Das ist unser Befehl!"
„Aber wir haben es mit einer Ausnahme zu tun", sagte der mit dem Gerät in leiserem Tonfall. Aicha konnte dennoch jedes Wort verstehen. „Wir dürfen keine so begabte Epha töten. Karter würde uns das nie verzeihen." Der mit der entsicherten Waffe sagte darauf nur: „Auf deine Verantwortung!"
„Er wandte sich wie trotzig ab. „Geht mir aus den Augen!", herrschte der andere Kybb-Cranar Aicha an und wies sie beide nach links. Aicha meinte zu träumen.
Sie hatte mit dem Leben bereits abgeschlossen und hätte nie gedacht, dass sie sich gegen Kybb-Cranar würde durchsetzen können. Zum ersten Mal, seit sie in Gefangenschaft war, durchströmte sie ein Gefühl von Macht. Was war es, das sie für die Kybb-Cranar so wertvoll machte, dass sie sogar ihrem Willen nachgaben?
Soroa tauchte neben ihnen auf. Sie hatte es also auch geschafft. „Ich habe alles mitbekommen", sagte sie. „Es war unglaublich, wie du den Kybb-Cranar die Stirn geboten hast."
„Für meinen Bruder opfere ich alles", sagte Aicha schlicht. „Du hast ihn davor bewahrt, ins Bergwerk zurückkehren zu müssen. Das wäre sein sicherer Tod gewesen." Aicha hob den Blick und sah, wie die Motana, die nach rechts gewiesen worden waren, den Hang hinaufstiegen und in dem Tunnel, durch den sie ins Freie gekommen waren, im Heiligen Berg verschwanden. Es war die große Mehrzahl der Gefangenen. „Es fragt sich nur, was man von uns erwartet", hörte Aicha Soroa sagen. Doch das kümmerte sie wenig. Sie befanden sich jetzt auf jener Seite des Lagers, auf der die Motana aus der Residenz von Pardahn untergebracht gewesen waren. Viele von ihnen strömten nun wieder zurück. Aber Aicha merkte am Verhalten etlicher, dass man sie von ihren Liebsten getrennt hatte. Das alles kümmerte sie im Moment nicht. Sie wollte sich nur noch Gorlin widmen und ihn von seinem Fieber kurieren. Sie strebte der nächsten Baracke zu, entschlossen, ein Bett für ihren Bruder zu sichern. Sie merkte nur nebenbei, wie Aaraxon an ihnen vorbeirannte - geradewegs in die Arme einer jungen Frau. Aicha hätte nicht zu sagen vermocht, wie sie aussah. Sie erreichten die Baracke, und Aicha bettete Gorlin auf das nächststehende Lager. Sie ließ sich erschöpft auf das angrenzende Bett fallen und war sofort eingeschlafen. Zum ersten Mal nach langer Zeit hatte sie die innere Ruhe, um sich ihrer Müdigkeit überlassen zu können. Irgendwann wurde sie aufgeschreckt. Von draußen drangen tumultartige Geräusche in die Baracke. Aicha war sofort auf den Beinen und eilte ins Freie. Unter den Motana hatte sich eine seltsame Unruhe ausgebreitet. Aicha erkannte sofort den Grund. Hoch über dem Lager schwebte Raphid-Kybb-Karter, der an seinen zwei Metallarmen zu erkennen war. „Ihr seid tausend auserwählte Motana", verkündete er mit von Lautsprechern verstärkter Stimme, die weithin hallte. „Ihr genießt einen besonderen Vorzug: Ab heute werdet ihr zu Raumfahrern ausgebildet!"
„Aicha stand mit offenem Mund da. Sie konnte nicht fassen, was sie soeben gehört hatte. Was war das für ein Unsinn, den Raphid-Kybb-Karter da von sich gab?
Wenn es stimmte, was Soroa gesagt hatte, und die Kybb-Cranar mit technischen Problemen zu kämpfen hatten, waren die Motana die Letzten, die ihnen helfen konnten. Diese Gerüchte verdichteten sich. Aicha hörte sie im Lager von verschiedenen Seiten. Es gab sogar Lagerinsassen, die behaupteten: „Die Kybb-Cranar sind mit ihren Raumschiffen auf Baikhal Cain gelandet. Sie konnten nicht länger in einer Kreisbahn bleiben."
„Sie sind rings um Baikhalis niedergegangen, weil der Raumhafen nicht alle fassen konnte."
„Nicht alle konnten sanfte Landungen hinkriegen. Etliche gingen bei Notlandungen zu Bruch."
„Das erklärt auch, warum es in der Stadt und in der Festung Kybbur zu Explosionen gekommen ist. Dort haben Raumschiffe wie Bomben eingeschlagen ..." Es kursierten die wildesten Geschichten. Aber keiner hatte die Geschehnisse mit eigenen Augen gesehen. Alle kannten sie nur aus Gerüchten, die sich die Motana hinter vorgehaltener Hand zuraunten. Aber was sollten die Katastrophen der Kybb-Cranar mit den Motana zu tun haben?
Darüber rätselten alle. Motana besaßen keine eigene fortschrittliche Technik. Sie bewunderten die Sterne, verehrten sie in gewisser Weise. Aber sie hatten keine Sehnsucht, ihnen näher zu kommen. Es reichte ihnen, sie von der Oberfläche ihrer Welt zu bewundern. Sie standen mit beiden Beinen auf dem Boden, der
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