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2218 - Die Epha-Matrix

Titel: 2218 - Die Epha-Matrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ganze Felsbrocken, schössen in hohem Bogen davon und schlugen irgendwo im Heiligen Berg ein. Es kam auch vor, dass Zäune aus ihrer Verankerung gerissen wurden und sich aufrollten. Die Kybb-Cranar schauten diesen Vorgängen ruhig zu, nahmen ihre Messungen vor und reparierten hinterher die Schäden. Aicha beobachtete, wie das Dach einer Wohnbaracke in Bewegung geriet. Zuerst wurde es wild erschüttert, als probiere ein zorniger, unsichtbarer Riese seine Kräfte daran.
    Dann wurde es aus seiner Verankerung gerissen und segelte wie ein Gleiter davon. Während seines geisterhaften Fluges löste es sich allmählich in seine Bestandteile auf, bis nichts mehr davon übrig war.
    Und dann entdeckte Aicha Careve. Sie übte mit ihrer Gruppe den Choral an die Ewigkeit, ein besinnlich beginnendes Lied, das sich von Strophe zu Strophe steigerte und schließlich ein chaotisches Tempo erreichte. Als Careve Aicha entdeckte, verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Fratze. Aus ihrer Mimik sprach nackter Hass. Aicha hatte noch immer keine Erklärung für Careves Abneigung gegen sie gefunden. Wenn es nach ihr ginge, hätten sie faire Konkurrentinnen sein können. Es war, als stachele Aichas Anblick Careve auf. Sie sang, als ginge es um ihr Leben. Und sie riss die Motana der Gruppe mit brutaler Gewalt mit sich, peitschte sie gnadenlos an. Careve war verbissen, das tat der Harmonie ihrer Gruppe nicht gut.
    Die Motana begannen zu keuchen, verstiegen sich immer öfter in den Tonlagen. Doch Careve kümmerte das nicht. Plötzlich wurde eine der Sängerinnen schwerelos und begann sich um ihre Achse zu drehen.
    Aicha erkannte in ihr die Motana, die ihre Gruppe verlassen hatte. Sie rotierte immer rascher. Sie sang nicht mehr, schrie stattdessen aus Leibeskräften. Aber Careve schien das gar nicht zu merken. Sie sang wie eine Wahnsinnige und trieb die Motana um sie herum zur Ekstase. Die Sängerin war zu einem Kreisel geworden, der sich so rasch drehte, dass seine Konturen verschwammen. Und dann verschwand sie, löste sich in nichts auf, als hätte sie eine andere Dimension verschluckt. Careve sank wie leblos in sich zusammen. Der Choral verstummte. Die Motana sanken reihum in völliger Erschöpfung nieder. Aicha wandte sich ab. Sie nahm sich vor, sich nie so gehen zu lassen wie Careve, aus welchen Motiven auch immer. Der Vorfall zeigte ihr, wohin falscher Ehrgeiz führen konnte. Du musst dich beherrschen! ,schärfte sie sich selbst ein. An diesem Tag probte sie nicht mehr mit ihrem Chor. Sie fanden sich erst früh am nächsten Tag nach der Schlüsselkammer zusammen, als die meisten im Lager noch schliefen und nur das Singen der wenigen Vögel zu hören war. Aicha fühlte sich frisch und gut bei Kräften. Sie hätte einen Choral mühelos bis in den Bereich der Verfemten Gesänge führen können. Aber sie begnügte sich damit, den Choral an die Fernen Sterne zu proben. Bevor sie die Schwelle überschritt, musste jeder Ton perfekt sitzen. Sie probten unermüdlich bis nach Sonnenuntergang. Als sie am nächsten Tag zur Probe zusammentrafen, tauchte der Gouverneur der Kybb-Cranar mit seinem schwebenden Rednerpult über ihnen auf. „Ich habe euch ein Versprechen gegeben", verkündete Raphid-Kybb-Karter mit seinem harten Akzent. „Nämlich, dass ich nach Ablauf einer Woche eine Auslese vornehmen werde. Heute ist es so weit. Wir werden die tauben Motana von den talentierten trennen." Aicha erinnerte sich nur zu gut an Raphid-Kybb-Karters Drohung, zehn Prozent von ihnen hinrichten zu lassen. Aber sie glaubte auch jetzt nicht daran, dass er Ernst machen würde. „Er treibt bloß mit dem Entsetzen Scherz", flüsterte sie Gorlin zu. Der ergriff wortlos ihre Hand und drückte sie. „Alle jene Sklaven, die an ihren Hälsen ein fortwährendes Stechen spüren, sollen hervortreten und einen Kreis bilden!", rief Raphid-Kybb-Karter wieder mit donnernder Stimme. Aicha verspürte kein solches Stechen ihres Krin Varidh, und weder Gorlin noch einer ihrer Gruppe rührte sich von der Stelle. Aber an verschiedenen Stellen setzten sich Motana in Bewegung. Insgesamt etwa hundert an der Zahl versammelten sich auf einem freien Platz und bildeten einen Kreis. Man sah ihnen die Todesangst an. In diesen Kreis aus hundert Motana trat ein einzelner Kybb-Cranar. Seine metallene Linke hing wie leblos an der Seite herab. „Und jetzt singt, Motana!", rief Raphid-Kybb-Karter mit ausgebreiteten Armen und wedelte aufmunternd damit. „Singt um euer Leben!"
    „Die Betroffenen waren so

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