2218 - Die Epha-Matrix
überrascht von dieser Wendung, dass sie nicht sofort verstanden. Aber nachdem einer den Dank an den Schutzherrn angestimmt hatte, zogen die anderen rasch mit. Aicha war erleichtert, dass Raphid-Kybb-Karter nicht augenblicklich die Vollstreckung der Todesurteile vornahm. Es ging ihm offensichtlich darum, eine Schau zu inszenieren. Und vielleicht war es ihm ernst, und er wollte den Motana noch eine Chance geben. Der Gesang der hundert war zu einem mächtigen Choral angeschwollen, der das Lager erfüllte. In diesem Moment setzte sich der einzelne Kybb-Cranar in der Mitte des Kreises in Bewegung. Er machte tänzelnde Schritte, mit denen er sich den Motana näherte.
Seine Linke mit den eingebauten Waffen hing weiterhin schlaff herab, während er die Rechte hin und her schwenkte. Aicha brauchte einige Augenblicke, um zu verstehen, was geschah. Als Motana war ihr das Konzept des Tanzes fremd. Sie hatte zum ersten Mal von den Überlebenden der Residenz von Pardahn gehört, die von dem Fremden Perry Rhodan erzählt hatten. Rhodan hatte Musik mit einem hohlen Knochen gemacht, und ein Mädchen hatte sich zu der Musik bewegt. Die Motana der Residenz nannten diesen Vorgang „tanzen". Aicha glaubte, dass sie einem Tanz beiwohnte. Aber es war keiner der Hoffnung wie jener, den Rhodan und das Mädchen aufgeführt hatten, die Motana spürte es. Und Raphid-Kybb-Karter dirigierte!
Jetzt erreichte der unbewaffnete Kybb-Cranar die Reihe der singenden Motana. Er kehrte ihnen den Rücken zu, schwenkte den Oberkörper kraftvoll hin und her, während er gleichzeitig seitliche Trippelschritte machte. Hinter ihm brachen die Motana einer nach dem anderen zusammen. Sie lagen mit blutenden Brust- und Halswunden auf dem Boden. Aicha schrie vor Entsetzen auf, als sie erkannte, was passierte. Der Kybb-Cranar hatte die Motana mit seinen Rückenstacheln getötet. Diese waren jetzt vom Blut der Motana rot gefärbt wie die von Raphid-Kybb-Karter. „Singt Motana, singt um euer Leben!", rief Raphid-Kybb-Karter aufmunternd und dirigierte, wie um die Sänger aufzuputschen. Der Todestänzer war etwas von den Motana abgerückt, nachdem er zehn von ihnen getötet hatte. Jetzt näherte er sich ihnen wieder mit seinen lächerlich wirkenden Tanzschritten. Als er ihnen erneut den Rücken zukehrte, wandte Aicha den Blick ab. Als sie wieder hinsah, lagen weitere zehn Motana in ihrem Blut. Die anderen sangen jedoch unermüdlich weiter. Ihr Gesang war trotz ihrer verringerten Zahl nicht dünner geworden. Auch nachdem eine weitere Zehnerschaft aus ihren Reihen von dem Kybb-Cranar aufgeschlitzt worden war, ließen sich die Überlebenden in ihrem Gesang nicht beirren. Sie sangen jetzt wie in Trance, schienen gar nicht zu merken, dass sich ihre Reihen neuerlich gelichtet hatten. Der Kybb-Cranar dagegen schien jetzt den Rhythmus gefunden zu haben. Sein Tanz war mit einem Mal elegant und wie schwebend. Der Gesang hatte ihn gepackt und ihn in seinen Bann geschlagen. Aicha hielt den Atem an. Sie wusste, dass jetzt irgendetwas Ungewöhnliches passieren musste. Denn sie erkannte, dass die Sänger die Schwelle überschritten hatten. Diesem Umstand verdankte der tanzende Kybb-Cranar auch seine plötzliche Eleganz und Anmut. Jetzt! ,dachte Aicha. Aus dem Körper des Kybb-Cranar drangen Flammen. Er tanzte als lebende Fackel weiter, bis alles Leben in ihm verbrannt war. Dann erst brach der Gesang abrupt ab. „Eine eindrucksvolle Vorstellung!", rief Raphid-Kybb-Karter in die folgende Stille. Aber es lag keine Anerkennung in seinen Worten, nur die blanke Wut. „Aber das rettet nicht euer Leben." Er machte eine befehlende Geste, und im nächsten Moment brachen die Überlebenden aus der Hundertschaft mit zuckenden Körpern zusammen. Sie waren tot, ohne Zweifel, getötet durch das Gift ihrer Krin Varidh. Zwischenspiel „Der einzige Weg, die Probleme mit dem Hyperraum in den Griff zu kriegen", erklärte Omer-Kybb-Raddai, seines Zeichens leitender Hyperphysiker, „ist der, die Hochleistungstechnik durch Niederstufengerät zu ersetzen."
„Ich bin nur Laie", sagte Raphid-Kybb-Karter. „Aber ist das nicht ein Widerspruch in sich, geringer wertige Technik an Stelle von leistungsstarker zu verwenden?
Ergibt das nicht eine drastische Einschränkung der Einsatzmöglichkeiten?"
„Das darf man so nicht sehen", erwiderte Omer-Kybb-Raddai vorsichtig. „Wenn komplizierte Hochtechnik versagt, muss man versuchen, dieselben Ergebnisse mit einfacheren Methoden zu erzielen.
Das geht. Es
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