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2218 - Die Epha-Matrix

Titel: 2218 - Die Epha-Matrix
Autoren: Unbekannt
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Motana ohne Vorwarnung tot zusammenbrachen. „Karter nimmt wieder eine Auslese vor", meinte Gorlin.
    Er sagte es emotionslos, wirkte aber angespannt. Aicha schwieg. Sie konnte nichts gegen das Sterben rings um sie tun und nahm es als schicksalsgegeben hin. Nur als es Quuber erwischte, dessen Krin Varidh gerade erst auf null gesetzt worden war, versetzte es ihr einen Stich. Sie war der Meinung gewesen, dass Quuber ein begnadeter Sänger sei, aber offenbar entsprach er nicht den von Raphid-Kybb-Karter festgelegten Normen. An diesem Tag brachte Aicha keinen richtigen Ton mehr zustande. Sie überließ es Gorlin, mit der Gruppe zu üben. Aber auch sie kamen nicht so recht in Form. Im ganzen Lager herrschte bedrückte Stimmung. Wenn überhaupt gesungen wurde, klang es traurig und schwermütig. Die Motana gedachten ihrer Toten, deren Sterben ihnen so unsinnig und verschwenderisch anmutete, dass es sie förmlich paralysierte. Für den nächsten Tag nahm sich Aicha vor, wieder ganz früh am Morgen mit dem Üben zu beginnen. Doch es kam anders. Das tickende Stechen des Krin Varidh weckte sie, und ihr war sofort klar, dass die Kybb-Cranar etwas mit ihr vorhatten. Die anderen schliefen noch, als sie sich lautlos von ihrem Lager erhob. Nur Gorlin fuhr alarmiert aus dem Schlaf hoch. „Schlaf weiter, Bruder!", versuchte Aicha ihn zu besänftigen, als sie ins Freie ging. Aber Gorlin konnte keine Ruhe mehr finden und folgte ihr in einigem Abstand. Draußen traf Aicha auf andere Motana. Alles Frauen, darunter auch Careve, die ihr giftige Blicke zuwarf. Sogar Soroa war unter ihnen. Sie waren insgesamt elf. Sie sagten übereinstimmend aus, dass ihre Krin Varidh ihnen pausenlos aufputschende Stiche versetzten. Außerhalb des Lagerzauns stand ein Mannschaftsgleiter bereit. Etwa zehn Kybb-Cranar bildeten diesseits des Zaunes eine Gasse. Sie ließen gelegentlich ihre Peitschen knallen, wie um sie zu rufen. „Was mag das zu bedeuten haben?", fragte eine der Motana, die Aicha zwar vom Sehen kannte, deren Name ihr aber nicht geläufig war. „Wir haben nichts zu befürchten", behauptete Careve, „denn wir sind die Besten." Damit mochte sie Recht haben, aber wie sie es sagte, klang es, als befinde sie nur sich selbst als die Beste. Bis auf Careve waren sie alle eingeschüchtert, denn sie machten sich über das zu erwartende Schicksal Gedanken. Man konnte nie wissen, was die Kybb-Cranar planten. Vielleicht führte der Kommandant das Gegenteil von dem, was er verkündete, im Schilde, und es ging ihm letztlich nur darum, die besten Stimmen auszumerzen. Aicha hielt alles für möglich. Die Kybb-Cranar trieben die Motana mit barschen Kommandos in den Mannschaftsgleiter, aber ohne dass sie ihre Peitschen einsetzten. An Bord des Gleiters gab es zehn Reihen mit Sitzgelegenheiten. Es waren einfache Sitzschalen ohne Rückenlehnen, auf die Bedürfnisse der Kybb-Cranar abgestimmt. Aicha wählte einen Fensterplatz. Als der Gleiter abhob, sah sie für einen Moment eine einsame Gestalt, die ihnen nachblickte. Es war Gorlin, dem die Trennung Schmerz bereitete. Aicha fragte sich, wie lange die Trennung dauern würde. Hoffentlich war es nicht für immer. Der Heilige Berg fiel rasch hinter ihnen zurück. Unter sich sah Aicha Wälder und Flussläufe dahingleiten. „Wohin wird man uns wohl bringen?", fragte Soroa bange, die sich hinter Aicha gesetzt hatte. „Ich habe kein gutes Gefühl."
    „Es wird schon nicht so schlimm werden", sagte Aicha, obwohl die Ferne zu Gorlin ihr Unbehagen bereitete. Sie wollte Soroa nur beruhigen. „Red keinen Unsinn!", schnauzte Careve. „Was sollten wir zu befürchten haben?
    Obwohl ... die eine oder andere von uns könnte durchaus als Versagerin erkannt werden." Sie sah dabei Aicha an. Aber Aicha besaß Selbstwertgefühl genug, um sich nicht verunsichern zu lassen. „Hör auf zu stänkern, Careve", sagte Muyna zurechtweisend, die im Heiligen Berg eine Vorsteherin gewesen war.
    Careve begnügte sich mit einem spöttischen Lächeln. Sie tat es wohl in dem Bewusstsein, die eine oder andere Motana mit ihren Sticheleien verunsichert zu haben. Aicha konnte nicht verstehen, warum ihr das Spaß bereitete. Danach wurde es still im Gleiter, und Aicha konzentrierte sich wieder auf die Landschaft, die mit großer Geschwindigkeit unter ihnen dahinglitt. Die ersten Gebäude waren zu sehen, manche davon riesig, bunkerartige Gebäude, die wehrhaft wirkten. Es wurden ihrer immer mehr. Sie standen zumeist inmitten geknickter Bäume, seltener
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