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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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mitten in der Nacht den jungen Läufer losgeschickt, um die Quelle der Unruhe auszukundschaften.
    Nach seiner Rückkehr hatte Coryas von einem mehr als tausendköpfigen Heer berichtet, das nach Süden durch den Urwald und das Buschland marschierte. Die Überlebenden der Patrouille wussten also, dass Krieg drohte.
    Statt mit drei war die Dampfdruckkanonen-Batterie mit neun Soldaten besetzt, und statt sieben, hatten sich einundzwanzig Speerwerfer in ihrer direkten Umgebung postiert. Mit einer gewissen Erleichterung nahmen Tala und der Prinz den Bericht des Hauptmanns zur Kenntnis, der die Batterie kommandierte: Der Kaiser hatte das gesamte Wachbataillon und sämtliche Verteidigungsstellungen der Wolkenstadt in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Auch der Kaiser hatte von dem heranmarschierenden Kriegsheer erfahren.
    Mit einem Spiegel morste Tala eine Botschaft zur Stadt hinauf. Kurz darauf glitt sechshundert Meter über ihnen eine kleine Roziere über den nördlichen Rand von Wimereux und senkte sich der Geschützbatterie entgegen.
    Während das Luftschiff zur Landung ansetzte, näherten sich vier Männer vom nördlichen Verankerungssockel her. Drei Soldaten des kaiserlichen Wachbataillons, Angehörige der Bodenpatrouillen, schleppten einen vierten Mann heran. Bis auf einen kurzen Lederrock und einen Brustgurt war er unbekleidet. Die Wachsoldaten stießen ihn vor Tala und dem Prinzen zu Boden.
    »Ein Fremder!«, meldete der Anführer der Patrouille. »Wir haben ihn in der Nähe der Nordverankerung beim Pissen erwischt!« Der Offizier präsentierte eine Faustfeuerwaffe. »Er war bewaffnet! Wir sahen das Luftschiff und dachten, wir schicken den Kerl mit nach oben, damit man ihn verhören kann.«
    Tala nahm ihm die Waffe aus der Hand und betrachtete sie.
    Die Waffentechnik erschien ihr relativ modern. Kein Soldat des kaiserlichen Heeres war mit einer solchen Pistole ausgerüstet. »Wo kommst du her?« Sie richtete ihren Blick auf den Gefangenen. Der sah sie nur an und sagte kein Wort. »Wie heißt du?«
    Der fremde Krieger klopfte sich auf die Brust. »Do«, sagte er. »Do, Do.« Er feixte. Aus irgendeinem Grund war er zufrieden.
    »Er scheint keine der uns bekannten Sprachen zu sprechen«, sagte der Hauptmann der Geschützbatterie.
    »Wir nehmen ihn mit hinauf«, entschied der Prinz. »In den Kerkern der Kaserne wird man ihn schon zum Reden bringen.«
    Mittlerweile war die leichte Roziere gelandet. Die Soldaten fesselten den fremden Krieger und schleppten ihn in die Gondel. Tala übergab die Reitvögel den Soldaten der Geschützbatterie und befahl ihnen, die Tiere zum Weiden und zur Tränke an den See zu bringen. Mit Prinz Akfat, dem Seher und dem überlebenden Läufer stieg sie in die Gondel.
    Das Luftschiff startete. Während es nach oben stieg, starrte Yann Haggard den fremden Krieger unentwegt an. Der wirkte auffallend entspannt. »Ich habe ein schlechtes Gefühl«, flüsterte Haggard. »Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl…«
    Tala beobachtete den Einäugigen aus schmalen Lidern.
    Seine Gesichtshaut war bleich, und Schweiß stand in großen Tropfen auf seiner Stirn. »Was ist los mit Ihnen, Yann Haggard?«
    Der Seher deutete auf den Gefangenen. »Der hat etwas Böses im Schilde geführt«, krächzte er. »Etwas sehr Böses, und er ist nicht allein… ich spüre es genau…«
    Talas Blick wanderte zwischen dem Seher und dem Gefangenen hin und her. Es war ihr neu, dass Haggard über telepathische Kräfte verfügte. Kam ihm sein Verstand abhanden, oder war es seine Sehergabe, die ihn zu solch rätselhaften Aussagen veranlasste? Der fremde Krieger grinste spöttisch – es war, als würde er den grauhaarigen Mann genau verstehen.
    »Verdammt, was ist das?!«, brüllte der Kapitän der Roziere plötzlich durch die Kabine. Er stand am Fenster, ein Fernrohr am Auge. »Da macht sich jemand an der nördlichen Verankerung zu schaffen!«
    Tala war mit einem Satz neben ihm und riss ihm das Fernrohr aus der Hand. Das Luftschiff war inzwischen etwa dreihundert Meter über den Boden gestiegen. Die kaiserliche Leibwächterin richtete das Fernrohr auf den Nordsockel. Ein Mann stand dort auf der Plattform und hantierte mit zwei großen Rucksäcken am unteren Ende des Verankerungsseils.
    »Wir müssen sofort –«, begann Tala, doch sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende.
    Denn in diesem Moment zuckte ein greller Lichtblitz auf und hüllte den Verankerungssockel, den Fremden und den unteren Teil des Haltetaus ein.
    Tala schloss

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