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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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geblendet die Augen. Hinter ihr schrien die Männer auf. Der Hall einer Detonation dröhnte wie ein gewaltiger Donnerschlag über die Rodung zwischen den Verankerungssockeln und bis herauf zum Luftschiff. Eine Druckwelle packte die Gondel und warf sie hin und her.
    Als Tala die Augen wieder öffnete, stieg eine dichte Rauchwolke von dem Verankerungssockel auf. Das dicke Tau stand nicht mehr straff zwischen dem Stadtwulst und dem Boden, sondern schlängelte sich lose herab.
    »Ein Attentat!«, ächzte der Kapitän. Und Tala erkannte schaudernd, dass der Krieg bereits in Wimereux angekommen war…
    ***
    »… das feindliche Heer marschiert bemerkenswert schnell. Seine Nachhut wird die Stadt spätestens um Mitternacht erreichen…« Der Kapitän eines Späherluftschiffes berichtete mit knappen Worten und ohne spürbare Erregung. »… fast die Hälfte des Heeres reitet auf Tsebras oder fährt auf Dampfroulern. Diese Krieger werden erheblich früher hier sein. Eine Vorhut auf etwa sechzig zweirädrigen und vierrädrigen Dampfmaschinen ist vorausgefahren und könnte schon bei Einbruch der Dämmerung unter Wimereux-à-l’Hauteur auftauchen.«
    Der Kapitän war der erste von drei Luftschiffkapitänen, die Kaiser Pilatre de Rozier noch am Morgen nach Norden geschickt hatte, um das fremde Heer auszukundschaften. Der Offizier stand an der runden Tafel des Kabinettsaales, während er seinen Bericht gab. Etwa dreißig Männer hielten sich im Saal auf: sämtliche Minister, die ranghöchsten Offiziere, Prinz Victorius, eine Dolmetscherin und die beiden Boten der Königin Elloa: Osamao und Imyos. Die Augen aller hingen an den Lippen des Kapitäns. Was er zu berichten hatte, räumte die letzten Zweifel an den Aussagen der Emissäre aus.
    Zwei oder drei Atemzüge lang herrschte vollkommene Stille im Kabinettssaal, nachdem der Kapitän des Späherschiffes seinen Bericht abgeschlossen hatte. »Mon dieu!«, stöhnte der Kaiser schließlich. »Ist es also tatsächlich wahr…!« Mit einer Handbewegung gebot er der Dolmetscherin, die seinen Seufzer für die Emissäre übersetzen wollte, zu schweigen.
    Er wandte sich an Victorius und seine Offiziere. »Wir verstärken den Verteidigungsring am Boden! Sämtliche Luftschiffe der Stadt werden mit allen noch vorhandenen Vorräten an Glasbomben (eine Art Molotow-Cocktail) beladen und starten nach Norden! Sämtliche Dampfdruckkanonen werden schussbereit gemacht, nicht nur die am Nordrand der Stadt…!«
    Plötzlich ging ein Ruck durch den Saal. Wer stand, strauchelte oder ließ sich in einen Sessel fallen, wer saß, hielt sich unwillkürlich an der Tischkante fest. Von irgendwoher hörte man eine mächtige Detonation. Die Dolmetscherin schrie auf. Die Gesichter der Männer wurden schmutzig-grau.
    Victorius und der Kaiser rannten als erste zu den Saalfenstern und stießen eines auf. Hinter der kleinen Parkanlage auf dem zentralen Platz der Stadt rannte eine Menschenmenge wie in Panik nach allen Seiten auseinander.
    Von überall her hörte man Geschrei.
    »Seht Euch das an!« Victorius deutete auf einen Wagen ohne Fahrer, der von dem kleinen Park aus Richtung Marktplatz rollte. Das Wasser eines Springbrunnens schwappte unruhig hin und her und floss an der dem Palast abgewandten Seite über den Brunnenrand. »Die Stadt schwankt!«
    »Quel malheur!« Die Stimme des Kaisers klang überaus besorgt. »Wimereux neigt sich nach Süden! Was hat das zu bedeuten!«
    »Raus aus dem Palast!«, brüllte Kommandant Lysambwe.
    Er und der junge Leibgardist Rönee rissen beide Flügel der Saaltür auf und winkten den Kaiser und seine Minister und Offiziere hindurch. »Solange wir nicht wissen, was das war, müssen wir mit einem Anschlag auf den Palast rechnen!«
    Auf dem Weg die Treppe hinunter spürte Victorius, wie der Palast hin und her schwankte. Draußen, auf der Vortreppe, sah er zu seinem Entsetzen, wie Ost- und Westrand der Wolkenstadt tatsächlich auf und ab wippten. Den Blick nach Norden verdeckte der Palast. Wie auf einem Schiff in stürmischer See kam er sich vor. »Ein Verankerungsseil muss gerissen sein!«, rief er. »Wahrscheinlich das nördliche!«
    »Unmöglich!«, schrie der Kaiser zurück. »Die Taue können nicht reißen!«
    »Denkt doch an die Explosion, mon Père!«
    Überall liefen Soldaten und Stadtbewohner vorbei. Ganz Wimereux-à-l’Hauteur befand sich in Aufruhr. Ein Nachrichtenoffizier näherte sich von Osten her dem Palast. Er winkte aufgeregt. »Ein Angriff!«, brüllte er schon von

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