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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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um den Verstand.
    Der Tag wich der Nacht. Es wurde allmählich dunkel, und kälter wurde es auch. Während des gesamten Weges zurück zu dem explodierten Dampfwagen und den restlichen Männern und Frauen der Horde war Nefertari bewusst, dass ihr das Schlimmste erst noch bevorstand. Als das Lager der Horde in ihr Blickfeld rückte, packte sie die nackte Angst. Sie würden sie auf einen der Wagen stoßen und über sie herfallen, einer nach dem anderen.
    Doch als nur noch wenige Schritte die Schwarzbärte von der restlichen Horde trennten, blieben die Männer plötzlich stehen.
    Die starren und ausdruckslosen Gesichter der Zurückgebliebenen machten sie stutzig. Sie riefen irgendetwas, das Nefertari natürlich nicht verstand. Die anderen antworteten nicht.
    Plötzlich trat die Gestalt eines Mannes hinter dem Anhänger mit dem Wasserfass hervor. Nefertari blinzelte, um ihn trotz der einsetzenden Dunkelheit betrachten zu können. Er hatte kurzes blondes Haar und trug einen merkwürdigen grünen Anzug mit einer teilweise roten Jacke. Ein Rucksack hing auf seinem Rücken, und in seinen Händen lag eine große schwarze Waffe, wie Nefertari noch nie eine gesehen hatte.
    Maddrax!, gellte es plötzlich in ihrem Hirn. Maddrax…!
    Hör auf zu schreien!, wies Nefertari Aruula zurecht. Du kennst diesen Kerl? Wer ist es?
    ***
    Der Tag ging zu Ende. Ein rabenschwarzer Tag für Wimereux-à-l’Hauteur. Pilatre de Rozier hatte die Landung einleiten lassen. Die Stabilisierungsballons wurden kontrolliert entleert, Gas und heiße Luft aus den Kammern des Trägerballons gepumpt. Meter um Meter sank die Stadt dem Boden entgegen. Nach und nach wurde es dunkel.
    Am Nordrand von Wimereux-à-l’Hauteur kommandierte der Kaiser persönlich die Geschützstellungen. Doch weil die Stadt sich im Süden schon stark abgesenkt hatte, war es den Artilleristen nicht gelungen, den Pulk aus Dampffahrzeugen unter Feuer zu nehmen, der mehr als eine Stunde zuvor von Norden her in die Rodung hinein gerast war und die erste Geschützstellung am Boden angegriffen hatte.
    In der gesamten Stadt rutschte alles von Norden nach Süden, was nicht verschraubt, auf festes Fundament gebaut oder mit Tauen fixiert war: Wagen, Luftschiffgondeln, Zelte, Bambushütten. Die Luftschiffe waren dermaßen miteinander verkeilt, dass keines von ihnen mehr gestartet werden konnte.
    Aus dem Palast und den Häusern hörte man den Lärm verrutschender Möbel, zerbrechenden Geschirrs und gegen die Wände prallender Schränke. Niemand konnte mehr frei stehen, und bald löste sich die erste Dampfdruckkanone aus der Verankerung, rollte achtzig Meter an Häusern und zusammengestürzten Zelten vorbei und krachte gegen die Rückseite des Palastes.
    Der Kaiser stand mit Tala zwischen zwei Kanonen, als er die Spitze der feindlichen Hauptstreitmacht im Norden zwischen den Bäumen am Seeufer entdeckte. »Sie sind da«, sagte er mit tonloser Stimme.
    Tala starrte in den abendlichen Wald hinunter und konnte es nicht glauben – die ersten Angriffsreihen des fremden Heeres waren noch höchstens zwei Kilometer entfernt, und Wimereux-à-l’Hauteur schwebte nur noch hundertfünfzig Meter über dem Boden. »Wir müssen die Landung abbrechen, Eure Excellenz! Wir liefern uns ihnen ja aus, wenn wir landen!«
    Der Kaiser schluckte, er war leichenblass. Eine derart verheerende Situation hätte er sich niemals träumen lassen.
    »Was sollen wir denn tun?«, sagte er heiser. »Eine Verankerung und zwei Propellerräume sind zerstört, drei Stabilisierungsballons tragen nicht mehr und die Stadt hat Schlagseite. Wir können Wimereux nur retten, wenn wir landen!«
    »Dann fällt die Hauptstadt des Kaiserreichs in die Hände des Feindes!« Tala schlug einen beschwörenden Tonfall an.
    »Die Fremden sind uns zahlenmäßig weit überlegen, bedenkt das doch, Eure Excellenz!«
    Der Kaiser reagierte nicht, seine Kaumuskulatur arbeitete.
    Er spürte selbst, dass er mit dem Rücken zur Wand stand.
    »Geh!«, fuhr er Rönee an und vergaß sogar die höfische Anrede. »Schildere Victorius und Akfat, was du dort unten im Wald siehst!« Er deutete nach Norden. Hunderte von Tsebrareitern preschten dort der Rodung entgegen, Dutzende mächtiger Dampfdruck-Kanonen rollten von Wakudas gezogen auf hölzernen Lafetten heran, und zwanzig oder dreißig Dampfgefährte pflügten an ihrer Spitze den Waldboden um.
    »Komm rasch wieder, bring mir die Antwort der Prinzen und sage mir, wie der Kampf gegen die beiden Eindringlinge und das

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