2224 - Spezialagent 707
geeignetste Subspezies befand Kant die so genannten Zwerg-Dwarmaris, die eine Größe von nicht mehr als maximal einem Millimeter erreichten.
Dass sich seine Nackenhaare aufrichteten und ein Schauder seinen Rücken hinablief, nahm er als Zeichen, die Forschungen auf diese Unterart zu konzentrieren. Jene Zwerg-Dwarmaris wollte er finden, und er wollte lieber heute als morgen ausprobieren, ob sie dieselben zuträglichen Eigenschaften aufwiesen wie ihre etwas größeren Verwandten.
Im Großraum der Metropole waren nur zwei Vorkommen von Zwerg-Dwarmaris bekannt. Beide lagen allerdings äußerst ungünstig: mitten im Herzen der Stadt, von der Ausrottung durch die Zivilisation bedroht. Und ganz nahe am Zentrum der Macht. Ganz nahe am Tato-Palast. Praktisch unter den Augen von Mascant Kraschyn, Shallowain dem Hund und Ascari da Vivo.
Oje. Ich muss da hin. Aber wie soll ich das Gucky beibringen?
*
Dieses Viertel wurde schon vorher vom Magistrat Vhalaums zumeist ignoriert und der eher anarchischen Selbstverwaltung überlassen, erklären mir Hirnak und Oalue während des durchaus ruppig zu nennenden Schwebeflugs.
Damals stellte es eine florierende Enklave dar: zwar im Prinzip unter arkonidischen! Recht, jedoch mit terranischem Look.
Jetzt aber, da zwischen Arkon und Terra der Krieg ausgebrochen ist, erhält Etymba so gut wie keine Materiallieferungen mehr. Weder Energie noch Nahrungsmittel werden zur Verfügung gestellt.
In manchen Gebieten herrscht bittere Not, bis hin zum Wassermangel. Dass dort immer noch so etwas wie Ordnung aufrechterhalten wird, kommt fast einem Wunder gleich.
„Die Bewohnerinnen und Bewohner von Etymba haben gelernt, aus Wenigem das Optimale herauszuholen", sagt Oalue.
Ihre Stimme klingt angenehm, ihr Patriotismus echt.
„Auch wenn wir teilweise zwielichtiger Herkunft sind – wir Etymbistas tragen unser Herz am rechten Fleck."
Red nicht über Herzen!, flehe ich in Gedanken. Erinnere mich nicht daran, dass mein Herz gerade Kapriolen aufführt, als ob es nicht mehr lange durchhalte.
In meiner Brust hämmert es wie wild. Ich habe die Hände in die Hosentaschen gesteckt, damit Oalue nicht bemerkt, wie stark sie zittern.
Im Osten der Stadt haben sich die circa zehn Millionen Nicht-Arkoniden von Vhalaum angesiedelt.
Dort finden sich die eigentlichen pulsierenden Zentren der Stadt, dort trifft sich der äußerst lebhafte kriminelle Untergrund, den zu etwa einem Drittel die hiesige SENTENZA beherrscht.
Dort sind Dealer. Dort ist Eyemalin. Ein Sehnen erfasst mich, eine Gier, die sich nicht mit Worten beschreiben lässt. Ich würde alles dafür geben, endlich, endlich, endlich wieder jenen einzigartigen Kick zu verspüren. Alles? Nein. Das sagt man doch nur so. Aber fast alles.
„Seit Ausrufung des Ausnahmezustands dürfen Terraner und Terranischstämmige das Etymba-Viertel nicht mehr verlassen", sagt Hirnak, der Zaliter. „Die Grenzen sind dicht, und zwar nach beiden Seiten.
Mit dem Gleiter kämen wir ganz sicher nicht an den Wachen vorbei. Ich setze euch zwei Hübschen in einer verfallenen Tiefgarage relativ knapp vor dem Kordon ab. Das ist riskant genug. Von da an müsst ihr euch, falls wir nicht sowieso vorher geortet und abgeschossen werden, zu Fuß durchschlagen."
„Ist gut", sagt Oalue und haucht dem Zaliter einen Kuss auf die Wange.
Wäre mir nicht so speiübel, hätte ich mich über diesen Kosenamen köstlich amüsieren können. So aber kralle ich mich an den Haltegriffen fest, während der Pilot, der eine Raumakademie höchstens als Latrinenreiniger von innen gesehen hat, das Letzte aus den stotternden Motoren seiner altersschwachen Kiste herausholt. Er kommt ganz gut zurecht, das muss ich neidvoll zugeben. Schnell und traumhaft sicher reagiert er auf jeden Aussetzer, jede Windbö, jedes Schlingern.
Wie und womit er navigiert, will ich lieber gar nicht wissen.
„Letzte Worte?", fragt Hirnak, als es abwärts geht in ein schwarzes Loch, eine schattige, unbeleuchtete Grube, die mich an den Tagbau eines archaischen Bergwerks erinnert.
„Mein Leben für Terra!", rufe ich, ohne nachzudenken.
Oalue schnappt nach meiner Hand und drückt sie. „Ich wusste, du bist einer von uns", flüstert sie.
Eigentlich habe ich das zynisch gemeint. Aber gut, wenn sie sich mittels solcher Sprüche einkochen lässt... Das kann sie haben und mehr davon.
Mein Gott, denke ich, während wir aussteigen, hält zu mir. Eyemalin, der Allmächtige, lässt mich nicht im Stich. Knietief waten
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