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2227 - Menschenjagd auf Hayok

Titel: 2227 - Menschenjagd auf Hayok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der die Tropfenspur mit den Spiegeln zu verschmelzen schien, und duckte mich, drehte mich um.
    Die Granate detonierte in einem Feuerball. Der Explosionsdruck warf mich auf die Knie, ein Hagel Spiegelscherben prasselte gegen meinen Schirm. Als ich mich aufrichtete, sah ich zum ersten Mal bewusst, aber flüchtig mein Spiegelbild. Ich erkannte mein eigenes Gesicht nicht wieder.
    Alles geschah in Sekundenbruchteilen. Ich sprang auf, nachdem der Hagel aus Spiegelscherben mit infernalischem Klirren und Prasseln in die Wände und in andere Spiegel geschlagen war. Es gab virtuelle, metallene und gläserne Spiegel, deren Reste sich im blauen Licht bewegten. Vor einem nackten Stück schwarzer Wand, hinter den Rahmen der zerfetzten Glaselemente, erkannte ich Shallowain. Und er sah mich.
    Ich feuerte zuerst und traf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Sein schwarzer Mantel diente ihm als Tarnung vor der Wand. Ein Teil der Wand barst auseinander, aufflammender Staub und glühende Splitter hüllten den Kralasenen ein.
    Sein Schuss verfehlte mich und ließ einige Metallplatten verdampfen. Die Bruchstücke der virtuellen Spiegel bewegten sich unendlich langsam in der Luft und schienen um mich herum einen Tanz aufzuführen.
    Das Licht wechselte nach Rot, Dampf oder weißer Rauch senkte sich von der Decke.
    Ich starrte in mein Gesicht, in fünf Gesichter, dann in zehn riesige Ausschnitte, in hundert Fratzen und sah, während ich Schuss um Schuss abgab, in das Gesicht eines Besessenen. Es war nicht die Fratze des Hasses, sondern das rußgeschwärzte, blutverkrustete und schweißbedeckte Gesicht eines Mannes, der töten wollte.
    Das Gesicht eines Killers!
    Kostbare Sekunden vergingen. Ich starrte in meine Augen und sah darin nichts anderes als Kälte. Jedes Fragment der Spiegel zeigte das gleiche Bild: Kantiran da Vivo, der keinen anderen Sinn in seinem Leben sah, als Shallowain den Hund zu töten! Mir wurde übel. „Aus", murmelte ich. „Zu spät."
    Der Lärm der Schüsse und Detonationen hatte aufgehört. Ich starrte in meine Augen und spürte, wie meine Starre wich. Durch das Museum hallte der anund abschwellende Alarm. Ich wusste, dass Shallowain längst das Museum verlassen hatte; er war nicht geflüchtet, sondern hatte sich zurückgezogen, um mich unter besseren Bedingungen anzugreifen.
    Ich desaktivierte den Schutzschirm, schob die Waffe zurück und hastete auf dem Weg hinaus, den ich gekommen war. Ich blieb stehen und übergab mich würgend.
    Mal Detair kam mir einige Schritte vor dem Eingang entgegen und brüllte: „Da kommen zwei Gleiter, Kant. Es ist die Polizei. Schnell!"
    „Das hab ich befürchtet", antwortete ich. Er packte mich am Arm und zog mich zum Portal. Wir rannten zum Tor, rissen es auf und stürmten nach draußen. Die Summer und Sirenen der näher kommenden Gleiter wurden deutlicher. Mal kannte den Rückweg zu den Felsen, ohne dass wir den Kanal oder einen anderen Wasserarm durchschwimmen mussten.
    Wir rannten durch die Grasflächen, kamen zu den Büschen und verschwanden schließlich im Wald.
    Als wir riskieren konnten langsamer zu werden, klärte ich Mal in abgehackten Worten über das Vorgefallene auf. „Shallowain lebt also noch, und dir geht es besser", stellte er in sachlichem Ton fest.
    Ich drehte mich um und warf einen langen Blick zurück zum Museum. Über dem Dach kräuselte sich eine dünne Rauchfahne, ein Gleiter parkte vor dem Eingang. „Ja. Er lebt. Ich war ihm noch nie so nahe ... Aber dann ist etwas passiert...„„Was ist dir passiert?"
    „Später."
    Endlich erreichten wir den Geheimzugang. Die Felsen öffneten sich. Wir schlüpften durch den Spalt ins Dunkel des Ganges und verschlossen die getarnte Öffnung besonders sorgfältig. Bis zur ersten Stelle, an der sich der Fluchtgang erweiterte, tappten wir schweigend hintereinander. Dann, im Licht der ersten Lampe, setzte ich mich, lehnte mich gegen den kalten Felsen. „Irgendwie merkte ich, dass sich in meinem Verstand langsam eine Frage zu formieren beginnt, Mal."
    „Späte Einsicht? Oder frühe Reife?" Er sah mich an, ohne zu grinsen. Ich merkte, dass ich ein oder zwei Ausrüstungsgegenstände verloren hatte, und hob die Schultern. „Ich weiß es nicht", antwortete ich. „Ich sah mich selbst von außen. Und ich sah einen verdammten bezahlten Killer. Ungerührt. Ohne wirkliche innere Bewegung - ich muss darüber nachdenken."
    „Das geht besser nach der Dusche", sagte er und deutete auf die Holster an meinen Oberschenkeln,

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