2228 - Der Bionische Kreuzer
schwerelos in den Himmel auf. Zephyda spürte, wie sich die Schwingen des Schiffes hochstellten.
„Echophage! Was ist mit den Flügeln los?"
„Die Kollektoren des Osmotischen Systems werden angestellt. In den günstigsten Winkel, um Energie eindringen zu lassen."
Zephyda wollte antworten, aber wozu, sie würde lange benötigen, bis sie das alles verstanden hatte. Stattdessen hängte sie den Kreuzer hoch über die Wellen.
Erneut zwang sie die Augen auf. In einem filigranen Manöver drehte sie die SCHWERT, und sie blickte durch die Bugfenster hinaus auf die Feste; die turmhohen Fingerzapfen, die aus dem Ozean ragten, umschlossen von einem ringförmigen Landefeld und dem Wohnberg in der Mitte.
„Festhalten!"
Mit aller Kraft, die sie besaß, stieß sich Zephyda von der Oberfläche des Planeten ab. Ein heftiger Ruck lief durch das Schiff.
Die SCHWERT schnellte in die Höhe. Viel zu ungestüm, mit Wirbelstürmen hinter sich, als verdrängte Luft in den Startkanal zurückstürzte.
Binnen Sekunden war von der Feste nichts mehr zu sehen. Stattdessen kippte der Horizont, und die Dunkelheit des Weltraums umfing das Schiff. Der Weltraum war ein Medium, das sich in gewisser Weise mit den Wäldern vergleichen ließ. Zephyda steckte mitten im Lernprozess.
Der Weltraum war Natur, und sie entwickelte immer mehr die Sinne, die sie für Raum und Hyperraum benötigte.
Ihre Finger zitterten.
„Ich kann dir ein Mittel zur Entspannung zukommen lassen", flüsterte der Rechner.
„Nein!"
Sie verließ den Orbit und wählte eine Flugrichtung aus, Richtung Zentrum des Sternenozeans.
Zephyda saugte ihre Quellen leer. Sie beschleunigte mit den höchsten Werten, die sie erreichen konnte.
Wimmernde Geräusche nach einer halben Stunde; die Stimmen von Vyalla und Lajona.
Dennoch ließ Zephyda nicht nach, „Durchhalten!", zischte sie ihre Quellen an.
In der Epha-Matrix wusste sie, wo Sterne und Planeten standen. Wie eine Landkarte in ihrem Kopf.
Zephyda dachte an den Moment ihrer Kindheit, als sie mit acht Jahren einen reißenden, unüberwindlich breiten Bach übersprungen hatte.
Zum allerersten Mal, mit einem schweren Bündel Pfeilen auf dem Rücken.
Anlauf, die Furcht bezwingen – und alles in den einen Sprung. Tu es!
Zephyda sprang. Für einen endlosen Moment schwebte sie über dem Wasser des Bachs. Doch es war der Weltraum, in dem kein Wasser existierte.
Die SCHWERT stieß mit einer fürchterlichen, krachenden Gewalt in das Kontinuum, das über dem Raum lag.
Einige Sekunden herrschte absolute Finsternis. Ein schlieriges, gestaltloses Objekt entstand vor ihrem inneren Auge, spendete etwas Helligkeit und zog vorbei.
Zephyda kannte den Anblick. Dies war der Hyperraum. Ein besinnungsloses Gleiten, wie in einem Orgasmus; mit einem Gefühl von Größe, wie es ihr selbst Atlan nicht geben konnte, nicht in der schönsten Liebesnacht.
Sie hatte das Gefühl, innerlich auszubrennen. Das Wimmern ihrer Quellen ignorierte sie, in einem zwanghaften Vorgang, und verschlang alle Kräfte, die sie bekam.
Bis sie es nicht mehr länger aushielt – und den Strom mit einem Schlag trennte.
Die SCHWERT stürzte aus dem Hyperraum ins All zurück.
In ihren Ohren rauschte es, vor ihren Augen wurde das Farbenmeer blasser, bis es wieder Realität geworden war. Sie saß nur da und brauchte Sekunden, bis sie die Stille wahrnahm.
„Meine Gratulation", sprach Echophage. „Ein Sprung über 2,2 Lichtjahre. Der Kreuzer befand sich eine halbe Stunde im Hyperraum."
Zephyda richtete sich mit Mühe in ihrem Sessel auf. Mund und Hals fühlten sich trocken und schmerzhaft rau an vom intensiven Singen.
Der Globus zeigte freien Weltraum. Ihre Quellen sahen aus wie nach einem Tag in den Minen von Baikhal Cain.
Durch den Schacht hörte sie Aichas glockenhelles Lachen und Atlans dunkle Stimme.
„Das muss sehr viel besser werden", krächzte sie schlecht gelaunt.
„Der allererste Flug", meinte Rhodan anerkennend. „Dafür war es meiner Meinung nach eine gute Leistung." Er musterte Atlan scharf.
„Ich bin sicher, dass wir mit dem Schiff den gesamten Sternenozean erforschen können."
Zephyda äußerte matt: „Wir haben für zwei Lichtjahre praktisch alle Kräfte eingesetzt. Wie sollen wir auf die Art bis zum anderen Ende kommen?"
„Es wird beim nächsten Mal doppelt so gut."
„Beim übernächsten", korrigierte Zephyda ihn. „Ich habe die Absicht, die nächste Etappe von meiner Stellvertreterin fliegen zu lassen."
Aichas Augen fingen zu
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